Kostenfreie OP für Hirntumor-Patientin

von 8. April 2009

Ein schweres Schicksal führte Anarkhan Berdalieva im Februar 2009 aus Kirgisien nach Halle an das Universitätsklinikum: Im Januar verstarb ihre Cousine, eine zweifache Mutter, an einem Hirntumor, nachdem bereits im vergangenen Jahr ihr Vater an Magenkrebs erkrankte. Kurz nach dem Tod der Cousine stellten die Ärzte in Kirgisien bei der 29-Jährigen, auch sie ist Mutter eines fünfjährigen Kindes, ebenfalls einen Hirntumor fest, der zudem bereits ungewöhnlich groß war und zu gesundheitlichen Ausfällen führte. Die Familie war besorgt, da in Kirgisien die Krankenhausbehandlung wie eine Operation selbst bezahlt werden muss, die Reserven durch die beiden anderen Krankheitsfälle jedoch aufgebraucht waren. Größe und Komplexität des Hirntumors deuteten schon im Vorfeld an, dass die zu erwartenden Kosten besonders hoch werden würden. Für die Familie war nach eigener Aussage die Finanzierung der Behandlungskosten aussichtslos. Zudem sahen die Heimatärzte auf Grund der technischen Ausstattung Probleme bei der erfolgreichen Durchführung der Behandlung.

Für einen Ausweg sorgte eine familiäre Bindung nach Deutschland: Die Cousine von Anarkhan Berdalieva, die Schwester der an einem Hirntumor verstorbenen Kirgisin, arbeitet an der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde als Ärztin. Dr. Gulay Turdumambetova überzeugte den Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Professor Dr. med. Christian Strauss und den Klinikumsvorstand, die Behandlung in Halle vornehmen zu lassen. Auf Grund der einmaligen, schwierigen Lage der Familie Berdalieva verzichteten Professor Strauss und das Universitätsklinikum auf die Behandlungskosten. „Eine operative Versorgung war unbedingt notwendig.“, betont der Klinikdirektor. Jede weitere Verzögerung hätte zu ernsthaften, lebensbedrohlichen Komplikationen führen können.

Anfang Februar 2009 operierte der Neurochirurg erfolgreich an einem gutartigen, äußerst selten auftretenden Hirntumor. Dieser Tumor hatte die lebensnotwendigen inneren Hirngefäße umschlossen und bereits zu einem Hydrozephalus, einem so genannten Wasserkopf, geführt. Als Folge des Hirndruckes litt die Patientin unter Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Schlafstörungen. „Der Tumor war mit sechs mal fünf mal sechs Zentimetern außergewöhnlich groß. Durch die Verwachsung war die Operation äußerst schwierig.“ Dennoch konnte Professor Strauss mit seinem OP-Team etwa 90 Prozent des Tumors entfernen.

Nach sechs Wochen konnte Anarkhan Berdalieva nun das Universitätsklinikum verlassen. In Halle erhält sie eine ambulante Rehabilitationsmaßnahme. In drei bis vier Wochen muss sich die Patientin, die am 18. April ihren 30. Geburtstag feiert, einer Strahlentherapie an der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Strahlentherapie (Direktor Professor Dr. Dirk Vordermark) unterziehen, um die Gefahr eines erneuten Tumorwachstums zu mindern. Danach reist sie wieder in ihre Heimat. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Behandlungserfolg, vor allem, wenn man die Größe des Tumors bedenkt“, sagt Professor Strauss. Ausfallerscheinungen, wie Lähmungen, treten nun nicht mehr auf. Für die Kosten des weiteren Aufenthaltes in Halle sammelte Dr. Gulay Turdumambetova unter anderem in ihrer Kirchgemeinde Geld. „Die Familie von Anarkhan ist für die Hilfe in Deutschland unglaublich dankbar“, sagte ihre Cousine.

Foto (Universitätsklinikum, Klaus-Dieter Kramer): Professor Dr. Christian Strauss, Dr. Dr. Gulay Turdumambetova und Anarkhan Berdalieva. Auf dem Bildschirm im Hintergrund ist der Tumor zu erkennen.