Lesben und Schwule feiern auf dem Markt

von 13. September 2009

(ens) Versteckt war das SchwuLesBische Straßenfest in Halle (Saale) bisher in einer Seitenstraße. Doch mit dem Nischendasein ist es vorbei. Und so wehten die Regenbogenfahnen am Wochenende auf dem Marktplatz.Die Aids-Hilfe Halle e.V., der Dornrosa e.V., das BBZ "lebensart" e.V. und der schwul-lesbische Sportverein "Saaleperlen" e.V. luden zum “Christopher-Street-Day” ein. Ein buntes Straßenfest war es. Und viele Hallenser, die hier vorbei gingen oder sich sogar eine Bratwurst holten und vor die Bühne setzten, um der Live-Musik zu lauschen, dürften gar nicht bemerkt haben, welches Fest hier eigentlich stattfand. Denn bunte Kostüme, wie man sie von den großen CSD-Umzügen zum Beispiel aus Berlin kennt, waren in Halle Fehlanzeige.

Immerhin, am Samstagnachmittag wurde es dann doch noch politisch. Vertreter der fünf im Bundestag vertretenen Parteien diskutierten über die Gleichberechtigung und Gleichstellung homosexueller Partnerschaften – wie bei Familienzuschlägen oder der Versorgung von Hinterbliebenen. Im Mittelpunkt: die Ergänzung des Artikel 3 im Grundgesetz um die sexuelle Identität. Petra Sitte (Linke) und Claudia Dalbert (Grüne) sprachen sich dafür aus. Mehrere Anträge hätten Linke und Grüne gestellt, erklärten beide. Doch die großen Parteien kniffen. Johannes Krause (SPD) unterstützte in der Podiumsdiskussion auch die Forderungen seiner Vorrednerinnen. Er sei für eine Aufnahme ins Grundgesetz, eine steuerliche Gleichsetzung und ein Adoptionsrecht. “Wir haben ein Herz für Minderheiten”, erklärte Gerry Kley (FDP). Etwas Gegenwind bekam die CDU. Die Christdemokraten hatten einen LSUler (Lesben und Schwulen Union) aus Berlin geschickt. Und der forderte einen Abbau der Ungleichbehandlung, woraufhin Vertreter aus dem Publikum gleich konterten, er solle mal das Wahlprogramm seiner Partei lesen.

Sitte und Dalbert forderten eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Thema Homosexualität in Schulen. Prävention sei Sache der gesamten Gesellschaft. Doch die geforderte Aufnahme in die Rahmenrichtlinien dürfte sich als nicht so einfach erweisen, wie Gerry Kley erklärte. Denn die Rahmenrichtlinien seien Ministerialangelegenheit.

Freuen konnte sich während der Veranstaltung die AIDS-Hilfe Halle e.V.. Sie erhielt von der LSU einen Scheck über 150 Euro.

Und am Rande wurde deutlich, dass in Sachen Toleranz tatsächlich noch viel zu tun ist. Aus dem Freisitz eines nahegelegenen Restaurants war zu vernehmen: “Wie kann eine normale Partei wie die CDU nur die Flagge für die Schwulen hissen.”