Muskeln, Dudelsäcke, Feuerwerk

von 6. Juli 2009

(jul) Wo sonst Pferde um die Wette galoppieren, war es an diesem Wochenende zum fünften Mal soweit. Auf der Rennbahn „Passendorfer Wiesen“ fanden die Highland Games statt, keltisch-germanische Spiele, ausgebaut zu einem Familienevent. Dabei war lange ungewiss, ob das Areal am Rand von Halle Neustadt überhaupt zur Verfügung steht. Nach zähem Ringen mit dem Rennclub, der die Anlage von der Stadt gepachtet hat, wendete man eine Abwanderung des Spektakels nach Schkopau doch noch ab, sodass sich am Wochenende mehrere tausend Besucher bei bestem Wetter auf den Passendorfer Wiesen vergnügen konnten. Und geboten wurde einiges.

Hauptattraktion und Mittelpunkt der Veranstaltung waren natürlich die Wettkämpfe der starken Männer, die sich in allerhand Disziplinen maßen. Neben Gewichten und Kugeln, wurden dabei auch Baumstämme durch die Gegend geworfen. Angetreten wurde in mehreren Klassen, wobei die Oberste, die A-Heavey, ein Schotte bestimmte. Jason Young gewann am Samstag alle Wettkämpfe und hatte am Ende fast doppelt so viele Punkte, wie die beiden Zweitplatzierten. Publikumsliebling war dennoch der 50-jährige Hans-Dieter, der trotz des hohen Alters immerhin Fünfter wurde. Vor großer Kulisse agierten die Wettkämpfer dann noch einmal beim Tauziehen, wo Sechs der Profis, gegen sieben B-Athleten antraten. Die erste Runde gewannen die A-Heavey‘s klar, bei der Zweiten bekam das gegnerische Team Unterstützung von einigen starken Athletinnen, die das Blatt wendeten. Dass die Frauen jedoch nicht nur als Hilfe, sondern auch alleine gegen die Männer bestehen können, zeigte dann das Publikumstauziehen, bei dem die Teilnehmerinnen ihre männlichen Pendants deutlich besiegten.

Innerhalb des Programms ging es dann mit mehreren Pipe-Bands weiter, die zum Marsch aufspielten und über die Anlage zogen. Dort waren verschiedene, vor allem jedoch Essenstände zu finden. In dem von der Rennbahn umgrenzten Bereich hatte sich zudem ein Zeltdorf formiert, in dem Kelten- und Germanenfans die Highland Games verbrachten. Unter Anderem war dort auch ein Falkner zu finden, der jeden Tag mehrere Vorstellungen mit seinen drei Falken, einem Uhu und einem Steinadler gab. Innerhalb des regulären Programms ging es dann mit der Prozession der Elfenprinzessin weiter und einer Ansprache des ersten Clanchiefs der Ebronen, der gleichzeitig Veranstalter der Highland Games ist. Unternehmer Sven Ebert, bekannt für seine deutlichen und kritischen Meinungsäußerungen, war in diesem Jahr jedoch vollen Lobes für die Stadt Halle, vor allem aber für Oberbürgermeisterin Szabados. Eberts Meinung nach sei diese sehr engagiert und interessiert zu Werke gegangen und erfülle ihr Amt weitaus besser, als es ihr Ruf sagt. Ein paar kritische Worte blieben jedoch trotzdem nicht aus, wobei vor allem die zähen Verhandlungen um den Austragungsort der Highland Games Ebert Unmutsäußerungen entlockten. Deswegen galt dann auch sein Aufruf an die Besucher, Engstirnigkeit im Alltagsleben zu vermeiden.

Den moralischen Anstrich verlor die Veranstaltung dann auch während der folgenden Lasershow nicht, in der die Geschichte der Kelten und Germanen erzählt und die Bewahrung ihrer Werte durch die Highland Games betont wurde. Abgeschlossen wurde das Lichtspektakel mit einer etwa fünfminütigen Präsentation sämtlicher Sponsoren, die Unternehmen Sven Ebert schon den gesamten Tag nicht müde wurde, zu erwähnen. Das Warten der Zuschauer lohnte sich jedoch und der Samstag fand einen gelungenen Ausklang mit einem Feuerwerk und der Entzündung der Binsenmanns, der langsam nieder brannte, während die meisten Zuschauer gegen Viertel Zwölf die Rennbahn verließen.