Mut zur Lücke

von 3. Juli 2010

Mittlerweile ist es wieder ruhig geworden um das Loch an der Spitze. Fast unsichtbar war es zu den Händelfestspielen. Verhangen mit Stoff, der bei Regen augenkrebsfördernd herunterhing. Doch eine Lösung für Halles "Bonner Loch", wie es Zugereiste gerne bezeichnen, ist nicht in Sicht. Zuviel wird gestritten über den Verwendungszweck. Ob nun das MMZ 2, ein Hotel oder das Geistes- und Sozialwissenschaftliche Zentrum dort hingebaut werden sollen, Ideen gibt es genug. Doch die Umsetzung scheiterte bisher immer. Noch zu DDR-Zeiten wurde das Gelände für ein Kulturhaus vorbereitet und Dutzende Betonpfeiler in den Boden gerammt. Dann kam die Wende und eine neue Nutzung – als Verkaufsfläche für ein nun am Markt angesiedeltes Kaufhaus. Bis dahin war noch alles ebenerdig. Besucher der Kellnerstraße werden sich bestimmt noch an die Konzerte der Frösche zu Anfang der Neunziger erinnern. Irgendwann kam dann das Loch. Eine Seite wurde mit der Händelhalle zugebaut, die andere blieb offen. Genau wie ihr Schicksal. Die Stadt veräußerte das Gelände an einen Baukonzern. Dort wurde das Grundstück zu immer höheren Kosten in den Töchterfirmen weiterverkauft, so munkelt man. Eine Lösung war nie in Sicht, hier ging es wohl um Bilanzschönschreiberei. Das Areal war nach kurzer Zeit für die Stadt zu teuer. Jetzt nennt es die Papenburg AG ihr eigen.

Nun kann man sich die Frage stellen, ob es nicht bald mit einem Bau losgeht. Egal mit welchem. Man kann sich aber auch die Frage stellen, ob man nicht Mut zur Lücke beweisen und das Loch als Geschenk ansehen sollte. Warum wird das Loch nicht zu einem kleinen Erholungsfleckchen ausgebaut? Die Gerbersaale kann man durch das Loch leiten, Bäume pflanzen und einen Platz für Freiluftaktivitäten schaffen. Warum nicht die Public-Viewing-Fläche im Zentrum der Stadt. Warum nicht Theateraufführungen, Konzerte in einer begrünten Atmosphäre?

Vieles wird wohl noch gesponnen werden, viel Wasser die Saale hinunter fließen, bis eine Lösung für diesen Flecken Erde gefunden wird.