Nach Schulschließung: Emotionen kochen hoch

von 25. August 2009

(ens) Nach der Schließung der Förderschule am Jägerplatz in Halle (Saale) kochen die Emotionen hoch. „Wir dürfen die Schüler der Gefahr nicht aussetzen“, begründete Norbert Böhnke, Referent im Bildungsdezernat noch einmal den Schritt. Es bestehe Gefahr für Leib und Leben, hatte ein Gutachten ausgesagt. Grund ist die Gefahr, das Lampen wegen falscher Dübel von der Decke fallen. Auch der Brandschutz sei nicht in Ordnung. Die Schüler werden ab kommenden Montag in der Rigaer Straße unterrichtet. Zuvor werden die Schulmaterialien in die Ausweichschule gebracht, 20 der 92 Schüler helfen dabei. Alle übrigen werden bei Projekttagen in Zoo und Planetarium betreut.

Unverständnis bei Schulleiterin Nicole Spiegel über die plötzliche Schließung. Denn bereits im April sei im Physikraum die Lampe heruntergestürzt, nachdem sie von einem Gummiball getroffen wurde. Spiegel warf dem Zentralen Gebäudemanagement der Stadt vor, die Brisanz damals nicht erkannt zu haben und kritisierte, dass das Gutachten erst jetzt, vier Monate nach dem Zwischenfall vorliegt. Bereits unmittelbar nach dem Vorfall habe sie die Stadt informiert.

Nach Angaben von Burkhard Oemisch vom ZGM hätten zunächst umfangreiche Untersuchungen stattfinden müssen. Zunächst sei der betroffene Physikraum untersucht worden. Dabei habe man festgestellt, das beim 1,8 Millionen Euro teuren Umbau der Schule vor 15 Jahren falsche Dübel verwendet worden. Daraufhin seien auch die übrigen Räume untersucht worden. Seit Freitag liege das Gutachten vor, deshalb sei am Montag die kurzfristige Schließung erfolgt.

Eltern und Lehrer vermuten jedoch ein abgekartetes Spiel. Petra Meißner, die an der Schüle arbeitet und als sachkundige Einwohnerin im Bildungsausschuss sitzt, äußerte die Befürchtung, die Schule solle dauerhaft geschlossen werden. Die Befürchtung kommt nicht von ungefährt. Denn bereits in der vergangenen Woche waren eine Zusammenlegung mit der Pestalozzi- und Comenius-Schule vorgeschlagen worden. Da lag das jetzige Gutachten noch gar nicht vor. Das wies die Verwaltung zwar von sich. „Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass hier am Ort weiter beschult wird“, erklärte Norbert Böhnke. Allerdings: versprechen kann er es nicht. Nun würden zunächst die Kosten einer Sanierung ermittelt, danach müsse der Stadtrat entscheiden.

Auch die Eltern zeigten nur wenig Verständnis für die Maßnahmen der Verwaltung. Sandy Bogh, Mutti des 10jährigen Anthony, sprach von „Sauerei“. Sie warf zudem der Verwaltung vor, die Eltern hinzuhalten. Noch gestern habe sie klären wollen, wie ihr Sohn künftig von Heide-Nord aus in die Schule in der Rigaer Straße kommen soll. Trotz Nachfragen im Schulverwaltungsamt habe sie noch keinen Rückruf erhalten. Referent Norbert Böhnke und Gert Hildebrand, Leiter im Schulverwaltungsamt, versprachen Besserung.