Neuer Professor für Psychiatrie berufen

von 8. März 2012

 Das Behandlungsspektrum der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik möchte der neue Psychiatrieprofessor Dr. Dan Rujescu-Balcu erweitern. Der 44-jährige Mediziner, der die Nachfolge von Professor Dr. Andreas Marneros als Klinikdirektor antrat, baut vor allem die Therapie altersbedingter psychiatrischer Erkrankungen aus. „Auf Grund des demografischen Wandels ist der Behandlungsbedarf bei gerontopsychiatrischen Erkrankungen bereits jetzt sehr hoch und wird weiterhin anwachsen“, sagt Professor Rujescu, der aus München nach Halle gewechselt ist. Darüber hinaus werde die ausgezeichnete Therapie von psychotischen Erkrankungen fortgesetzt. Grundsätzlich möchte er weitere Spezialambulanzen einrichten: „Durch regelmäßigen Kontakt in den Ambulanzen zu den Patienten können langwierige stationäre Aufenthalte oftmals verhindert werden.“  Professor Rujescu war bisher als geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Er studierte von 1986 bis 1993 Medizin in Essen. Das Interesse für die Medizin wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt: seine Eltern sind beide Ärzte. Seine Doktorarbeit schrieb der Arzt über Neuropeptide. Die Facharztausbildung absolvierte Dan Rujescu an der Ludwig-Maximillians-Universität München und habilitierte dort 2004 über die „Molekulargenetik suizidalen Verhaltens“. Auch in Halle möchte er sich in der Verhinderung von Suiziden engagieren. „Durch eine adäquate Therapie könnten viele dieser verhindert werden“, ist sich der Psychiatrie-Professor sicher. In München hatte der Arzt viele Funktionen inne: er war unter anderem Leiter des Alzheimer Gedächtniszentrums. Seit 2003 ist er Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und verfügt über die Zusatzausbildung in Verhaltenstherapie. Am King’s College Londons ist Dr. Rujescu zudem Gastprofessor.   Bereits in seiner Zeit als „Arzt im Praktikum“ und Assistenzarzt kam er in Kontakt mit der Diagnostik und Therapie von demenziellen Störungen sowie einer Gedächtnissprechstunde. Auch in Halle werde er eine regelmäßige Gedächtnissprechstunde einrichten. „Viele Betroffene ziehen sich aus Scham bei Gedächtnisproblemen zurück.“ Doch nach der Klärung der Ursachen könne in vielen Fällen – beispielsweise durch eine medikamentöse Therapie – geholfen und die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessert werden. „Neben der Ursachenklärung und der Therapie wollen wir außerdem psychosoziale Betreuungsangebote vermitteln.“ Grundsätzlich möchte Professor Rujescu an der Entstigmatisierung psychiatrischer Erkrankungen arbeiten. „Ich plane, das öffentliche Leben mehr mit unserem Klinikalltag zu verbinden, um Vorurteile und Berührungsängste abzubauen.“ Professor Rujescu forscht seit mehr als 15 Jahren auf dem Gebiet der molekulargenetischen Ursachen für psychiatrische Erkrankungen. „Ich möchte in Halle an die große Tradition von Carl Wernicke anknüpfen und in der Psychiatrischen Universitätsklinik wieder ein Forschungslabor einrichten“. Unter modernsten Arbeitsbedingungen will er mit seiner Arbeitsgruppe molekulargenetische Untersuchungen durchführen und nach Ursachen für kognitive Funktionseinschränkungen suchen. Ebenso wie bei den Alterserkrankungen plant der Arzt, die Forschungsaktivitäten interdisziplinär aufzustellen und über die Fakultät hinaus nach Kooperationspartnern zu suchen.