Neues Angebot für Kinder krebskranker Eltern

von 17. Juli 2012

Erstmals wendet sich die Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft mit einem speziellen Beratungsangebot an Familien mit Kindern, in denen ein oder beide Elternteile an Krebs erkrankt sind. Kern des Angebots ist eine regelmäßige Sprechstunde. In diesem Rahmen wollen die Mitarbeiter der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft möglichst früh an betroffene Familien herantreten. Unter Leitung von Kinderpsychologin Katja Pangert soll eine gezielte Auseinandersetzung der Kinder mit der Erkrankung ihrer Eltern gewährleistet werden. Das Angebot ist offen für alle Familien, in denen minderjährige Kinder leben. Es wird vom Landesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) unterstützt. Zwar gibt es derzeit keine genaue Statistik, wie hoch die Zahl von Kindern krebskranker Eltern in der Gesellschaft ist. Fest steht jedoch: “Es sind nicht wenige, das zeigen auch die Erfahrungen aus unserer täglichen Arbeit”, sagt Sven Weise, Chef der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft (SAKG). “Auch aus diesem Grund ist das neue Angebot längst überfällig”, so Weise. Oft werden die Kinder krebskranker Eltern mit ihren Ängsten allein gelassen. Sie erfassen zwar die Bedrohung durch die Erkrankung intuitiv, trotzdem vermeiden viele Eltern Gespräche darüber. Die Gründe: sie sind mit der Diagnose und der Therapie selbst stark beschäftigt und zunächst selbst überfordert. Die Betroffenen wollen ihre Kinder schützen, in dem sie ihnen wichtige Informationen vorenthalten. “Doch das ist ein Fehler”, sagt Weise. Kinder spüren die Unsicherheit der Eltern, trauen sich jedoch nicht, nachzufragen. Mit schwerwiegenden Folgen: Sie beziehen die Sprachlosigkeit auf sich und reagieren mit Schuldgefühlen und Verhaltensauffälligkeiten. In Extremfällen kann das zum Beispiel zu verstärkten Aggressionen zu sich selbst und anderen gegenüber führen, zu Depressionen, Rückzug und Verschlossenheit. “Gegen diese verhängnisvolle Entwicklung wollen wir etwas tun”, sagt Sven Weise. Die neue Beratung soll Eltern darin unterstützen, sich in dieser herausfordernden Situation ihrer Elternrolle zu stellen. Die Eltern werden im sicheren Umgang mit ihren Kindern unterstützt. Und auch darin, zu Erkennen, ob und wann ihr Kind Hilfe braucht. Die Kinder sollen lernen, Fragen zu stellen und ihre Ängste zu formulieren. Nur so können beide Seiten lernen, die Krankheit und ihre belastenden Begleiterscheinung zu verstehen, zu bewältigen und nachzubereiten. Darüber hinaus geben die Mitarbeiter der Einrichtung praktische Tipps und Literaturempfehlungen.