Roter Turm wieder offen

von 18. September 2009

Für knapp 1,35 Millionen Euro wurde der Rote Turm in den letzten beiden Jahren aufwendig saniert. Steine wurden abgestrahlt, Fugen ausgebessert. Vor einem Jahr fiel schon die Außenverkleidung am Schaft, seit dem fanden im Inneren Steinmetz, Stahlbau und Elektroarbeiten statt.

Seit wenigen Monaten ist auch das Carillon in Betrieb. Das Glockenwerk im Roten Turm ist das zweitgrößte Carillon weltweit. Das insgesamt 86 Tonnen wiegende Glockenspiel wurde 1993 von der Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei Metz unter Verwendung von Glocken der Firma Schilling aus Apolda im Jahr 1993 errichtet. Es besteht aus 76 Bronzeglocken. Zusätzlich zu den Glockenschlägen erklingen normalerweise jede Viertelstunde jährlich neu eingespielte hallesche Motive und Volkslieder. In den letzten Monaten war das Carillon wegen der Bauarbeiten am Roten Turm außer Betrieb.

Und nun ist das Wahrzeichen auf dem Marktplatz in Halle (Saale) fertig. Nächste Woche wird es eingeweiht. Und dann dürfen auch die Hallenser den Turm wieder von Innen besichtigen. „Es wird regelmäßig Führungen geben“, verriet Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados auf Nachfrage von HalleForum.de. Allerdings werde dies aus Sicherheitsgründen jeweils nur für kleine Gruppen möglich sein. Treppe und Podeste würden heutigen Sicherheitsanforderungen nicht mehr genügen.

Die Voraussetzung für die Führungen schuf eine die Generalsanierung begleitende Konzeption zur Inszenierung der vorhandenen Räumlichkeiten mit Hilfe von Lichtinstallationen. Sie eröffnet die Möglichkeit, das Innere des Turms mit seinen Gewölben und Glockengeschossen genauer zu erkunden. Auch die Idee, den erstmals dokumentierten baukünstlerischen Schmuck in seiner ganzen Fülle in einer musealen Präsentation zugänglich zu machen, ließ sich so verwirklichen.

Nach dem Einstieg von Süden betritt der Besucher hinter den vier Meter dicken Mauern im Schaft des Turmes eine Treppenspindel, die zunächst drei Gewölbe miteinander verbindet. Ein Raum mit doppeltem Kreuzgrat-Gewölbe dient nun als Ausstellungsraum. Die während der Sanierung vom halleschen Bildhauer Christoph Reichenbach vorgenommenen Abformungen der Bauzier sind hier und in einem weiteren Gewölberaum zu sehen. Dazu zählen Tierköpfe und Masken aus dem Maßwerkfries, Konsolenornamente, Bauinschriften, das Stadtwappen und der berühmte Hund von der Südfassade.
Die Führung setzt sich fort mit dem Aufstieg in die beiden achtseitigen Glockengeschosse.

Im zweiten Glockengeschoss, dem Herzstück des Turms, ist das mehrstöckige Carillon untergebracht. Der Rote Turm besitzt mit seinen 76 Glocken das drittgrößte Glockenspiel weltweit. Mit Hilfe einer elektronisch gesteuerten Automatik ist es möglich, einen Großteil der Glocken mit dem Gesamtgewicht von etwa 50 Tonnen zum Klingen zu bringen. Hier kann der Besucher am Ende der Begehung nachvollziehen, welche Klanggewalt die Glocken wirklich entwickeln, wenn der Schall nicht durch Turmmauern und Lamellenfenster gedämmt wird.