Russischer Katastrophenschutz im Bergmannstrost

von 15. Dezember 2009

Es war eine der größten Brandkatastrophen in Russland: in der Stadt Perm ging vor einer Woche eine Diskothek in Flammen auf. Über 140 Menschen starben, viele erlitten schwerste Verbrennungen. Doch oft fehlt es den russischen Krankenhäusern an geeigneten Behandlungsmethoden. Am Dienstag kam deshalb der Direktor des russischen Katastrophenschutzamtes Zaschita und medizinische Leiter des Gesundheitsministeriums , Leonid V. Borisenko, nach Halle (Saale). Am Brandverletztenzentrum der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannstrost informierte er sich über die Arbeit und die technischen Voraussetzungen. Denn Borisenko will in Moskau ein ähnliches Zentrum für Schwerstbrandverletzte aufzubauen.

Ärzte des Zentrums erläuterten ihm ihre Arbeit. So werden Brandverletzte nach der Aufnahme zunächst einmal gewogen und fotografiert. Anhand des Gewichts können die Mediziner in den folgenden Tagen ermitteln, wie hoch der Wasserverlust des Patienten ist. Und die standardisierten Fotos werden in ein Computerprogramm geladen, welches dann den Schweregrad der Verbrennung ermittelt.

Nach der Eingangsprozedur geht es in den so genannten “Schockraum”, der auf 34 Grad vorgeheizt wird.. Hier werden die Patienten mit lauwarmen gefilterten Wasser benetzt. Dadurch soll sich die verbrannte Haut lösen. Der überwiegende Teil der Patienten wird dabei in Vollnarkose gelegt. Das Reinigen der Wunden sei sehr schmerzvoll, erläuterte einer der Ärzte diesen Prozess. Im Anschluss werden den Patienten Feuchtverbände mit einer antibakteriellen Flüssigkeit angelegt.

Nach 24 Stunden erfolgt eine Wundkontrolle. Dabei lässt sich auch ein so genanntes Nachbrennen der Wunden feststellen, also ob sich die Verletzung vergrößert hat. Erst danach erfolgt die Operation. Eigens dafür gibt es im Brandverletztenzentrum einen separaten OP-Saal. Dadurch müssen die Patienten nicht weite Strecken durch die Klinik gefahren werden. Im Operationsraum wird die Raumtemperatur auf über 35 Grad eingestellt. Denn weil die Patienten während der Operationen, also wenn ihnen Haut verpflanzt wird, viel Blut verlieren ist die Gefahr des Auskühlens sehr hoch. Sind noch weite Hautflächen intakt, werden von gesunden Stellen zwei bis drei Millimeter hohe Hautpartikel abgenommen und in die Brandwunde eingepflanzt. Alternativ steht bei größeren Verletzungen auch Hautersatz aus zum Beispiel Leichenhaut bereit. Nur selten genutzt wird die Möglichkeit, Haut künstlich nachzuzüchten. Dies ist mit 10 Euro pro Quadratzentimeter sehr kostenintensiv und wird größtenteils von den Krankenkassen nicht getragen.

Wichtig auch: das komplette Brandverletztenzentrum ist steril gehalten, damit sich die Patienten an ihren großen Wunden keine Entzündungen holen. Deshalb müssen auch Besucher zunächst durch eine Schleuse und sich dort ihrer Alltagskleidung entledigen und in sterilisierte Kleider schlüpfen. Aktuell sind im Brandverletztenzentrum alle 8 Einzelzimmer belegt.