Stadt der Wissenschaft: Bürger machen Vorschläge

von 26. August 2010

Seit Mitte Juli können Hallenser Vorschläge machen, wie Halle zur „Stadt der Wissenschaft 2012“ werden kann. Laut Bernd Seuren, dem Koordinator des Bewerbungsprozesses, haben Bürger 25 bis 30 „brauchbare“ Vorschläge eingereicht, wie Wissenschaft die Stadt verschönern könnte. „Die Bewerbung kommt jetzt in eine zweite Phase“, erklärt Seuren.

Vor dem Ratshof steht ein roter Briefkasten, in den die Bürgervorschläge eingeworfen werden können. Doch der Auftakt im Juli war schief gegangen: Auf den ausliegenden Postkarten fehlten Texte zur Erklärung, viele Passanten konnten nichts mit der Initiative anfangen (HalleForum.de berichtete). Neben dem Briefkasten können Bürger auch im Internet noch bis zum 30. September Vorschläge machen.

Eines der ersten Projekte hat Mirko Kisser in Briefkasten geworfen. Der Diplom-Designer fordert ein besseres Verkehrsleitsystem. „Halle hat ein chaotisches Straßennetz“, sagt Kisser. „Da müsste dringend etwas verbessert werden.“ Der 41-Jährige findet es gut, dass Halle am Wettbewerb teilnimmt. „Die Stadt könnte viel mehr aus sich machen“, sagt er.

Ein anderer Vorschlag kommt von Georg Mitsching, Jurastudent an der Martin-Luther-Universität. Den 22-Jährigen stören die leer stehenden Läden am Riebeckplatz. „Einen guten Eindruck auf Touristen machen die nicht“, erklärt Mitsching. Den freien Raum könne die Stadt nutzen, um Hallenser Attraktionen auszustellen. „Das Glockenspiel im Roten Turm ist das zweitgrößte der Welt – aber selbst die meisten Einheimischen kennen es nicht“, sagt er.
Halle sei zudem schon längst nicht mehr die „Hartz-IV-Stadt“, als die sie bekannt sei. „Die Uni prägt die Stadt.“ Diese Seite müsse durch den Titel gestärkt werden.

Der Wettbewerb „Stadt der Wissenschaft“ wird vom Stifterverband der Deutschen Wissenschaft ausgerufen. Neben bundesweiter Aufmerksamkeit winken Fördermittel von 250.000 Euro.
Wolfram Neumann, Beigeordneter für Wirtschaft und Arbeit, erklärt: „Uns geht es nicht nur um Prestige und Fördermittel.“ Er hofft, dass mit dem Titel Arbeitsplätze in Forschungseinrichtungen und Unternehmen geschaffen werden können.

Projekte der Stadt gebe es schon: „Wir planen eine internationale Schule und wollen ein Konzept entwickeln, um die Helene-Lange-Schule für die Kunst-Fakultät nutzbar zu machen.“ Nun komme es darauf an, die Bürger einzubinden. „In den ersten Wochen des Bürgerbriefkastens kamen viele Vorschläge“, sagt Koordinator Bernd Seuren. Mittlerweile habe die Beteiligung aber wieder abgenommen.

Zufrieden mit den eingereichten Vorschlägen ist Bernd Seuren noch nicht. Dass die Beteiligung der Bürger am Bewerbungsprozess wieder abgenommen hat, wundert ihn aber auch nicht: „Es ist schwierig, die Spannung so lange hochzuhalten.“

Spannend werden dürfte es am 20. Oktober. Dann muss Seuren eine zehnseitige Bewerbung für Halle an den Stifterverband schicken. Als Konkurrenten werden Heidelberg, Lübeck, Mannheim und München gehandelt. Eine Jury des Verbandes gibt im November drei Finalisten bekannt, die sich in einem öffentlichen Bewerbungsgespräch am 29. März 2011 in Berlin präsentieren müssen.

Sebastian Kempkens, Stipendiat der Journalisten-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung