Stell dir vor es ist Wahl…

von 30. Mai 2012

Zu Allererst fällt auf, dass vorwiegend die Plakate von Bernhard Bönisch (CDU) und Kay Senius (SPD) die Straßen der Saalestadt zieren, dicht gefolgt von der Wahlwerbung des Piraten Christian Kunze. Oliver Paulsen (Bündnis 90/ Die Grünen) lächelt immerhin noch relativ häufig an den Laternen und Masten der Stadt, ab und zu mischt sich auch mal ein parteiloser Bernd Wiegand unter die strahlenden Gesichter. Swen Knöchel (Die Linke) sucht man jedoch verzweifelt, ebenso wie die später angetretenen parteilosen Mitbewerber Antje Schwarz und Ingolf Schöppe.Schnell erkennt man die hervorragende Bildqualität bei der SPD, CDU, den Grünen und dem parteilosen Bernd Wiegand, wohingegen die Bilder der verschiedenen Piratenplakate eher an Fotos von Handykameras oder Fotoautomaten erinnern. Die Bilder der Kandidaten Senius und Paulsen könnte man problemlos übereinanderlegen, leicht angeschnitten, werden die beiden von der Seite porträtiert. Anders Herr Bönisch, der frontal in die Kamera lächelt. Bernd Wiegands Bild erweckt den Anschein als wäre er bei der Arbeit unterbrochen wurden, hält er doch seine linke Hand in leicht nachdenklicher Manier noch fast vor sein Gesicht. Vollkommen anders hingegen auch hier Christian Kunze. Nur auf einem seiner vier Plakatversionen ist er überhaupt zu sehen, nur gut, dass man ihn von verschiedenen Veranstaltungen während des Wahlkampfes bereits kennt. Kritiker bemerken, dass direkter Blickkontakt vermieden wird und er leicht erhobenen Hauptes gen Himmel schaut. Die restlichen drei Plakate werden von anderen Personen geziert. Mal männlich, mal weiblich, doch der Sinn dahinter erschließt sich nicht ganz.Farblich halten sich Bönisch und Senius eher bedeckt in schlichtem Rot-Grau, während Wiegand ein leuchtendes Blau wählte und der Hintergrund die Vermutung der Arbeitsplatzszenerie unterstreicht. Oliver Paulsen verbindet seinen Hintergrund thematisch mit seiner Partei. Die Piratenplakate erinnern stark an das Facebook-Werbeprinzip, mit verschiedenen Farben und passend eingefärbten Bildern.Einzig die Piraten weisen deutlich auf ihre Partei hin, ein großer Schriftzug des Parteinamens findet sich direkt neben dem Logo. Bei Bernhard Bönisch und Oliver Paulsen zeigt sich die Parteizugehörigkeit eher dezent, während Bernd Wiegand seine Parteilosigkeit in seinen Wahlspruch integriert. Wer Kay Senius nicht kennt, wird auch anhand des Plakates den Zusammenhang zur SPD nicht herausfinden. Immerhin hängt am Dessauer Platz ein haushohes Plakat des Oberbürgermeisterkandidaten, welches zwar in seiner Rot-Lila Farbgestaltung an Grenzen stößt, aber immerhin die Verbindung zwischen Kay Senius und der SPD herstellt. Freundlich begrüßt sein Plakat uns mit den Worten „Willkommen in der grünsten Stadt Deutschlands. Potentiale erkennen, Stadt mit Zukunft entwickeln“ und gibt somit einen kleinen Hinweis auf sein Vorhaben. Fraglich bleibt hier nur, was uns der große „Neu!“-Button sagen möchte.In ihren Wahlsprüchen weisen Bernhard Bönisch („verlässlich.kompetent.“), Kay Senius („Neu denken, Ehrlich handeln“) und Bernd Wiegand („offen.kompetent.pateiunabhängig.“) auf ihre Kernkompetenzen hin. Oliver Paulsen hingegen wirbt mit „Halle kann“ und wirft damit die Frage auf, was er eigentlich damit zu tun hat. Kann Halle nicht auch ohne ihn und was kann Halle eigentlich? Die Piraten setzen auf unterschiedliche Sprüche. Mit „Holt euch die Politik zurück“, „Fragt mal Eure Kinder warum sie Piraten wählen“, „Stell dir vor du gehst wählen und es ändert sich was“ und „Schock deine Eltern, wähle Piraten“ suchen sie die Aufmerksamkeit und Provokation. Leicht geklaut muten die Sprüche sicherlich an, aber Copyright steht bei den Piraten ja eh nicht ganz so hoch im Kurs. Richtig schlau wird man aus allen Wahlsprüchen nicht gerade, daher fragen sich viele Hallenser, sicher zurecht, was die Kandidaten eigentlich bewegen wollen und warum man genau sie jetzt wählen soll. Aber dafür gibt es ja unzählige Podiumsdiskussionen in der Wahlphase. Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben, weist Bernd Wiegand auf seinem Plakat noch einmal auf den Wahltermin hin und schafft mit dem Stadtwappen die Verbindung zur Saalestadt. Den Zeiten des Web 2.0 und der Smartphones hinken jedoch alle Kandidaten ein wenig hinterher. Zu Gute halten muss man Bönisch, Senuis und Kunze, dass sie immerhin ihre Internetseite vermerkt haben. Hinweise auf ihr Facebookprofil oder gar Twitter sucht man jedoch vergebens. Leider wurde auch auf die Integration von QR-Codes vollkommen verzichtet, die man heute auf vielen anderen Plakaten bereits findet und die die Bürger möglicherweise „im Vorbeigehen“ virtuell mit dem Kandidaten verbunden hätten.Eine kleine Reise durch die Stadt verspricht den Bürgern von Halle einen Eindruck der Oberbürgermeisterwahl 2012 in unterschiedlichen Bildern und Formaten. Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen, dass die großen Parteien (CDU und SPD) mit ebenso großen Plakaten am Dessauer Platz und an der Waisenhausapotheke, sowie Aufstellern am Steintor ihre Vorreiterposition demonstrieren, während widerum andere durch die Abwesenheit von Plakaten wohl eher schon vorab Ihre Chancen einschätzen.