Stellungnahme zum PrEP-Kommentar des Chefredakteurs der Magdeburger Volksstimme

Stellungnahme zum PrEP-Kommentar des Chefredakteurs der Magdeburger Volksstimme
von 23. Juli 2018

In einem Kommentar des Chefredakteurs Alois Köster in der Magdeburger Volksstimme vom 21. Juli 2018, mit der Überschrift „Aids-Prävention auf Kassen-Kosten“, vergleicht Kösters die PrEP-Prävention mit Kauf von Fahrradhelmen auf Rezept. Im Kommentar schrieb er:

Magdeburger Volkstimme, Kommentar des Chefredakteurs Alois Kösters vom 21. Juli 2018

„Das passt überhaupt nicht. Die Kassen zahlen nicht den vollen Grippeschutz. Und die zahlen auch nicht alle Reiseimpfungen, die möglich wären. Aber jetzt sollen sie Medikamente zahlen, damit schwule Männer ohne Kondom Sex haben können.

Alle Versicherten sollen also dafür zahlen, dass ein besonderes risikoreiche Sexualverhalten zumindest kein Aids verursacht. Logischer wäre es, die Kassen würden als Schutz vor einer ganzen Reihe von Geschlechtskrankheiten Kondome finanzieren. Auch diese Diskussion gab es schon. Sicher würden möglicherweise einige Aids-Infektion verhindert werden.

Aber mit dem gleichen Argument könnte man anregen, dass die Krankenkassen Fahrradhelme finanzieren. Es verwundert schon sehr, dass ein als Liberale gelten der Politiker wie Jens Spahn anregt, dass die Gemeinschaft der Risiken ab Federn soll, die der einzelne gar nicht eingehen müsste. Einige gewisse Nähe des Bundesministeriums zu den Begünstigten mag da eine Rolle gespielt haben.“

Dazu erklärt der Landesgeschäftsführer der AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt e.V., Sven Warminsky:

„Der Kommentar von Herrn Köster ist völlig absurd, inakzeptabel und zeigt deutlich, dass er von der Materie nicht viel versteht. Er dient lediglich der Diskriminierung von Menschen, die sich aktiv für ihre Gesundheit einsetzen und sich schützen. In unseren Nachbarländern wird die PrEP bereits länger und auf Kosten der Kassen oder des Staates angewandt. Hier gibt es tolle Erfolge und ich erinnere mich nicht, dass bei der Einführung die „Nähe…des“ jeweiligen Ministers „zu den Begünstigten…eine Rolle gespielt haben…“ mag, sondern wissenschaftliche Erkenntnisse.

Hintergrund:

Eine PrEP (auch HIV-PrEP) ist neben der Benutzung von Kondomen und dem Schutz durch Therapie eine weitere Methode zum Schutz vor HIV. PrEP steht für Prä-Expositions-Prophylaxe, auf Deutsch: Vorsorge vor einem Risiko-Kontakt. Bei dieser Schutzmethode nimmt eine HIV-negative Person ein HIV-Medikament ein. Die Methode ist wissenschaftlich überprüft und schützt Männer oder Transgender, die penetrierenden Sex mit Männern haben. Aber auch heterosexuelle Partnerschaften, in denen ein Partner HIV-negativ und der andere positiv ist.

Das gilt aber nur, wenn sie nach bestimmten Regeln angewendet wird. 100 prozentig ist der Schutz nicht, denn in sehr seltenen Fällen sind HI-Viren bereits gegen das Medikament resistent. Die PrEP schützt außerdem nur vor HIV, aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten. Zurzeit wird das Medikament Truvada dafür benutzt. Es gilt als gut verträglich, kann aber auch Nebenwirkungen haben. Wichtig ist deshalb eine ärztliche Begleitung. Zu dieser Begleitung zählen quartalsmäßige Checkups, so dass Geschlechtskrankheiten sehr frühzeitig erkannt werden und eine weitere Verbreitung verhindert werden kann. Kondome schützen vor HIV, aber im Übrigen nicht vor Geschlechtskrankheiten. Hier können sie das Risiko im begrenzten Umfang lediglich minimieren.