Streifzug durch Halles Kirchenlandschaft

von 21. August 2010

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Es war der erste heiße Sommertag sei einiger Zeit. Und auch am Abend führte zuviel Bewegung noch immer zu Schweißperlen. Vielleicht lag es ja daran, dass in diesem Jahr nicht ganz so viele Menschen unterwegs waren. Der im vergangenen Jahr aufgestellte Rekord zur Langen Nacht der Kirchen in Halle (Saale) konnte somit nicht geknackt werden. Trotzdem war eine Menge los an diesem Abend, der unter dem Motto “Halleluja verändert“ stand. 53 Gotteshäuser der Stadt und der umliegenden Dörfer öffneten wieder ihre Pforten. Und ein kleines Jubiläum konnte sogar gefeiert werden. Denn bereits zum zehnten mal wurde die Kirchennacht veranstaltet, die übrigens in Halle auch zum ersten Mal bundesweit stattfand. Ins Leben gerufen wurde die Reihe von Professor Paul Raabe und der frühere Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises. Ausgerufen wurde sie 2001 zum "Jahr der Religionen".

Kirchliche Geschichte ist auch immer mit den Franckeschen Stiftungen verbunden. Der Pietist August Hermann Francke hat die Bibel für jedermann erschwinglich gemacht. Seit diesem Jahr gibt es auch wieder einen Stiftungspfarrer. Religion findet man heute im Dachgeschoss des Francke-Wohnhauses zur Bibelmansarde, die immer Dienstags zur Vorträgen und Diskussionen einlädt. Zum Beten geht es in den Keller hinab. Dort befinden sich die Russisch-orthodoxe Kirche der Kreuzerhöhung und die St. Georgs-Kapelle. Eine orthodoxe Kirche? Und dann immer Keller? Erstaunte Fragen hatten die Hallenser parat. Schließlich stellt man sich gemeinhin eine orthodoxe Kirche mit Zwiebeltürmen vor. Die mit aufwendigen Malereien verzierte Kirchenraum ist übrigens die einzige orthodoxe Kirche in Sachsen-Anhalt, wie die Besucher am Abend erfuhren.

Musikalisch ging es in der Johanneskirche zu. Das Blockflötenensembe “Fluturas” trat zum Auftakt der Kirchennacht auf, im Anschluss gab es Kammermusik von Vivaldi und Pachelbel mit dem Johannes-Ensemble sowie Gospels & Spirituals mit dem Gospelchor der Johannesgemeinde. Und den Abschluß bildete Pfarrer Gerry Wöhlmann selbst, mit ihm gab es Loblieder und Lebensgeschichten zur Gitarre. Die zur DDR-Zeiten als Lager genutzte Kirche wird seit Jahren saniert. Nun sind die Fenster dran. Derzeit gebe es Diskussionen um die Gestaltung, sagte Pfarrer Wöhlmann gegenüber HalleForum.de.

Der Moritzkirche fehlt gerade eines ihrer wichtigsten Bestandteile. Die Orgel muss restauriert werden und musste deshalb ausgebaut werden. Doch in der Kirchgemeinde ist man zuversichtlich. “In guten Händen” prangt da an der Stelle, wo sonst die Orgelpfeifen angebracht sind. Auch moderne Kunst gab es zu sehen, Besucher wurden durch eine neue Ausstellung geführt.

Eine Kirche, die es eigentlich nicht mehr geben sollte, präsentierte sich ebenfalls. Zu DDR-Zeiten war ihr Abriss schon verfügt. Doch die Wende kam rechtzeitig, und so steht die Georgenkirche am Rande Glauchs immer noch. Flohmark, Gegrilltes, Lagerfeuer und Livemusik, die Kirchgemeinde hatte allerhand auf die Beine gestellt. In der Marktkirche fanden Führungen statt. Dabei wurde den Besuchern erläutert, dass die Marktkirche auf zwei Einzelkirchen entstand und ursprünglich ein katholisches Gotteshaus war. Gospelgesänge mit dem Domchor erklangen am Abend im Dom. Nachdem im letzten Jahr der Andrang schon so groß mit riesiger Wartezeit war, ging es in diesem Jahr auch wieder in der Propsteikirche nach oben. 123 enge Stufen galt es zu erklimmen. Doch der Weg wurde mit einem Blick über das abendliche Halle belohnt. Zu sehen bekam man zudem die fünf Glocken. Für das leibliche Wohl war in der Friedenskirche gesorgt, wo koreanischen Spezialitäten aufgetischt wurden. Mit dabei war auch die Jüdische Synagoge am Wasserturm Nord. Dort öffneten sich nach Ende des Schabbats, also nach Sonnenuntergang, die Türen. Die heutige Synagoge war einst die Trauerhalle des jüdischen Friedhofs und hat die Nazizeit überstanden, weil der bereits geschlossene Friedhof in Vergessenheit geraten war.

Auch etwas gutes tun konnte man bei den kostenfreien Besuchen des Abends. Das Diakoniewerk Halle, die Poli Reil, Rotary und der Blutspendedienst am Universitätsklinikum riefen zusammen zur großen Typisierung auf. Im Diakoniekrankenhaus sowie in der Pauluskirche als potentieller Knochenmarkspender registrieren zu lassen. Einige Besucher machten gleich davon Gebrauch. Sie können mit ihrem Lebenssaft nun etwas nützliches anstellen. Für eine Stammzellspende müssen die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger nahezu identisch sein. Das macht die Spendersuche sehr schwierig. Selbst bei Geschwistern ist diese hohe Übereinstimmung selten. In zwei Dritteln aller Fälle müssen daher nicht verwandte Spender gefunden werden. Je größer die Zahl potenzieller Spender ist, umso besser stehen die Erfolgschancen.