Studenten und ihre Ideen zum Verkehr der Zukunft

von 2. November 2010

Die Diskussionen um den Abriss oder den Erhalt der Hochstraße, um die Einführung der Umweltzone und den Umbau der Steintor-Kreuzung zeigen es: die Stadt Halle (Saale) braucht ein Verkehrskonzept. Verbände und Stadträte sowie die Stadtverwaltung diskutieren darüber in den nächsten Monaten in Arbeitsgruppen. Im Jahr 2013 soll das Konzept stehen.

Warum aber nicht aber nicht auch Meinungen von Außen einholen? Die Bürgerinitiative Hochstraße schreibt einen "Zukunftspreis" aus, dotiert mit insgesamt 2.500 Euro. Studierende deutscher Hochschulen aus den Fachbereichen Stadt- und Raumplanung, Architektur, Bau- und Verkehrswesen sowie verwandten Disziplinen sollen bis Ende September 2011 herausarbeiten, was sich in Halles Stadtentwicklung bis zum Jahr 2025 verändern soll, damit diese ostdeutsche Stadt eine klare wirtschaftliche, kulturelle und stadtplanerische Zukunft hat. Drei Fragestellungen umreißen die Ausschreibung.

1. Was muss stadtorganisatorisch, stadtplanerisch und kommunalpolitisch bis spätestens 2025 erreicht sein, damit Halle sich kreativ weiterentwickelt – sowohl in baulicher, verkehrlicher, kultureller, wirtschaftlicher wie auch sozialer Hinsicht?
2. Welche beispielhaften Ideen und Konzepte können, aus überörtlicher Sicht, zu einem solchen Prozess beitragen?
3. Was sollten Einwohnerschaft und örtliche Institutionen zu einem solchen Prozess beitragen?

Die Jury ist hochkarätig besetzt mit Dipl.-Ing. Matthias Dreßler, Architekt (BDA), Dr. Rüdiger Fikentscher, Landtagsvizepräsident Sachsen-Anhalt, Dr. Jens Holger Göttner, Vorsitzender BI Hochstraße Halle, Prof. Dr. Jörg Hacker, Präsident Nationalakademie Leopoldina, Heinz Kiegeland, Sprecher Unternehmensbeirat MZ-Verlag, Klaus Lellé, Vorstandsvorsitzender Schokoladenfabrik Halloren AG, Jochem Lunebach, Leiter Stadtplanungsamt, Prof. Volkwin Marg, Gründungspartner Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (Hamburg), Dr. Thomas Müller-Bahlke, Direktor Franckesche Stiftungen, Dipl.-Ing. Wolfgang Nickel, Stadt- und Verkehrsplaner, Planungsgruppe Nord (Kassel), Dr. Thomas Pohlack, Bürgermeister und Beigeordneter für Planen und Bauen, Prof. Iris Reuther, Gestaltungsbeirat Stadt Halle, Dr. Katja Schneider, Stiftungsdirektorin Landeskunstmuseum Moritzburg, Prof. Dr. Udo Sträter, Rektor Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Jury-Vorsitz: Prof. Dr. Erdmuthe Fikentscher, Leiterin Beirat BI Hochstraße.

"Kreative Stadtentwicklung zu fördern heißt, ein insgesamt neues innerstädtisches Verkehrssystem auf den Weg zu bringen, auch mit Hilfe zusätzlicher Saale-Querungen" beschreibt Halles Ex-Planungsdezernent Ingo Kautz, Vizevorsitzender der Bürgerinitiative, Sinn und Zweck des Zukunftspreises. “Was verkehrsplanerisch in DDR-Zeiten aus politischen Gründen nicht möglich war, könnte heute natürlich noch in Teilen nachträglich realisiert werden“, so Kautz. "Verkehrswege-Alternativen zur Hochstraße kreativ zu durchdenken, das gehört verkehrswirtschaftlich in die heutige Zeit", meint auch Halles Oberbürgermeisterin Szabados.

Die Bürgerinitiative hofft, mit neuen fachkundigen Ideen der Studierenden Bewegung in dieses Stadtentwicklungs-Szenario der traditionsreichen mitteldeutschen Kulturmetropole bringen zu können. Erste Indizien dafür gibt es bereits: Halles Bürgermeister Dr. Thomas Pohlack, als Fach-Dezernent auch für die Stadtplanung zuständig, hat bereits die Prüfung eines Teilabrisses der Hochstraße entlang der Franckeschen Stiftungen und die Untersuchung verkehrsplanerischer Alternativlösungen angekündigt. Und der Stadtrat beauftragte Anfang dieses Jahres die Verwaltung, bis Ende 2013 einen neuen Verkehrsentwicklungsplan vorzulegen. "Licht am Ende eines langen Überzeugungsweges", freuen sich inzwischen BI-Vorsitzender Göttner und Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke.