Trauma-Therapie: Hilfe (nicht nur) aus dem Internet

von 24. Februar 2012

Posttraumatische Belastungsstörungen nach Auslandseinsätzen sind heute bei Soldaten und Soldatinnen ein bekanntes Problem. Aber nicht nur sie sind davon betroffen: Ganze Bevölkerungsteile, die durch Kriegshandlungen zu Opfern wurden, sind von Spätfolgen bedroht, selbst 60 Jahre nach den traumatisierenden Ereignissen.Um solche Langzeitfolgen ging es in einem Vortrag der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik e.V., Sektion Halle/Saale (GfW) im Rahmen ihrer Wintervortragsreihe am Donnerstag im Stadthaus. Dr. P. H. Heide Glaesmer stellte dabei als Gastreferentin eine Studie der Universität Leipzig vor.Neben sechs Millionen ermordeten jüdischen Menschen und 50 Millionen getöteten Militär- und Zivilpersonen gab es im Zweiten Weltkrieg unter anderem 14 Millionen Personen, die als Deutsche aus ihren angestammten Wohngebieten flohen oder vertrieben wurden. Zwei Millionen überlebten diese Zwangsmigration nicht, zwölf Millionen wurden, häufig nach traumatisierenden Begleiterlebnissen, über die besetzten Zonen Deutschlands verteilt, die ihnen bis dahin zumeist völlig unbekannt gewesen waren. Bei der Gruppe dieser „Vertriebenen“ treten außer posttraumatischen Belastungsstörungen nach Aussage der Wissenschaftlerin auch Depressionen und körperliche Krankheiten öfter auf als bei gleichaltrigen „Nichtvertriebenen“.Das sei nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt problematisch, da es sich gesundheitsökonomisch auswirke: Häufigere Besuche ärztlicher und psychotherapeutischer Praxen, längere und häufigere Aufenthalte in Krankenhäusern würden zum Beispiel berichtet.Als Maßnahme zum Umgang mit belastenden Erinnerungen empfahl die Referentin unter anderem eine internetgestützte Schreibtherapie. Aber auch „Zuhören und zum Reden ermutigen“ könne helfen, bestätigte sie die darauf gerichtete Frage eines Zuhörers.