Tut mir Leid ich spreche kein Französisch

von 1. Juni 2012

Alles begann im Jahr 2008: meine Mutti brachte mir einen Zeitungsartikel von ihrer Kollegin mit. „Hmm. Ein Casting für ein Musical in Bernburg – oh was? Ein Musical mit Queen-Musik?“, dachte ich.Ich sprang über meinen Schatten, schnappte meine beiden Glücksbringer und versuchte an eine der begehrten Rollen zu kommen. Und danke! Es hat funktioniert.Seit 2008 spielte ich nun schon, in meiner Freizeit, in mehreren Stücken in Bernburg und der Umgebung mit und durfte mit meinen Kollegen Tausenden Menschen ein Strahlen ins Gesicht zaubern.Vergangenes Wochenende war es soweit – ein weiterer Höhepunkt meiner Musical-Laufbahn ereignete sich. Wir, die Musicaldarsteller und die „Dance Collection“ aus Bernburg, machten eine Reise in die französische Stadt Fourmies, um dort Teile unserer Musicals auf die Bühne zu bringen.Ein Wochenende Frankreich – hört sich nach Stress an? Ja, das war es auch. [u][b]Tag 1 – 18. Mai 2012[/b][/u]Um 7:00 Uhr begann unsere zwölfstündige Fahrt von Bernburg nach Fourmies. Nicht, dass die Zeit auch so schon lang genug sei, nein wir standen in Belgien auch erst einmal eine Weile im Stau, schoben zwischendurch ein Auto aus dem Weg nachdem dessen Kühler platzte und freuten uns über die Kühe die mitten an einer Tankstelle grasten.Nach unzähligen wunderschönen Häusern, kamen wir nach einem halben Tag im Bus in Fourmies an, um sich einmal kurz zu strecken und dann zu der offiziellen Begrüßung ins Rathaus zu trotten. Während der gefühlten vielen hundert Meter, welche in Wahrheit bestimmt 20 Meter aufwiesen, aber die Beine noch nicht munter waren, hielt es der Busfahrer erst einmal für sehr angebracht, sich darüber aufzuregen warum wir die Bustoilette benutzt hatten. Ich dachte mir: „Oh mein Gott! Wozu ist sie denn da?“ Außerdem hatten wir kleinere Kinder an Bord. Und wir standen im Stau, schon vergessen?  Aber man war zu müde um sich weiter aufzuregen.Nach der Begrüßung ging es zu unseren Unterkünften. Ein Campingplatz, direkt neben einer Zugstrecke (vielen Dank für Oropax, ich habe geschlafen wie ein kleines Baby).Die kleinen Häuser wurden von vier oder sechs Personen bezogen (auch hier bin ich wieder sehr dankbar gewesen, dass wir nur zu viert waren, da es sehr eng war).  „Die Offiziellen“, also der Bürgermeister von Bernburg und sein Team schliefen im Hotel (die Glückspilze). Mittlerweile hatten wir es 19.30 Uhr. 45 Minuten blieben uns, um unsere „Kämmerchen“ zu beziehen. Zum Glück musste man nichts auspacken – naja einen Schrank gab es bei der Größe der Zimmer nicht wirklich. Punkt 20.15 Uhr versammelten wir uns an unseren Treffpunkt, um mit den Privatautos verschiedener Franzosen zum Restaurant „Family Grill“ zu fahren. Der Fahrstil!!! Oh man, wer bremst, verliert.Da wir alle ziemlich viel Hunger mitgebracht hatten, freuten wir uns einfach aufs Essen. Um 21 Uhr gab es dann die Vorspeise – Fisch.  „Schade -ess ich nicht.“ Um 22 Uhr kam dann der Hauptgang – Wild. „Schade, denn das esse ich auch nicht.“„Na gut, dann isst du halt nicht mehr so viel, es ist eh schon spät, dachte ich mir.“ Nicht, dass ich Hunger gehabt hätte. Kurz vor 23 Uhr kam das Dessert. Eigentlich wollten alle nur noch schlafen, aber naja, die Franzosen lassen sich halt Zeit beim Essen. Auch dieses Gericht war…anders, aber man konnte es zu sich nehmen. Nach diesem Wochenende, wurde einem schmerzlich bewusst, dass man gar nicht so viel isst, wie man meint. Um 1:00 Uhr waren wir endlich alle im Bett. [u][b]Tag 2 – 19. Mai 2012[/b][/u]Punkt 7:00 Uhr klingelte der erste Wecker in unserer Unterkunft. Ein selbst auferlegter und strenger „Badnutzungsplan“ regelte, dass jeder eine Viertelstunde hatte, um sich fertig zu machen. Stress gleich am frühen Morgen. Aber es hatte geklappt. Ich hatte dank Oropax geschlafen wie ein Baby, während die anderen sich über die Züge beschwerten. „Was ein Zug? Das hab ich ja gar nicht mitbekommen, lächelte ich“.Um 8:00 Uhr ging es zusammen in den Gemeinschaftsraum, um das kleine Frühstück zu sich zu nehmen. Baguette, Hörnchen, Butter, Nutella und eine Marmelade. Wir wussten zum Glück vorher, dass die Franzosen nicht viel von Frühstück halten. Die Mühe, welche sie sich wegen uns machten, war sehr zuvorkommend. Die netten Franzosen, lächelten uns mit einem herzlichen „Bonjour“  an. Ein „Guten Morgen“ überkam meine Lippen und meiner Freundin hinter mir, mit verschlafender Miene, ein „Buenos Dias“. Irgendwie fanden wir das lustig und prompt hatten wir gute Laune.9.30 Uhr traten wir an den Stadtrand von Fourmies, um der Einweihung der Partnerschaftsschilder am Ortseingang zu lauschen. Der Bernburger Bürgermeister Henry Schütze und der Bürgermeister von Fourmies Alain Berteaux enthüllten gemeinsam die neuen Schilder und besiegelten es durch einen Handschlag.Da dieser Akt für uns sehr kurz war, hatten wir genau 20 Minuten um in das dahinterliegende Shoppingcenter zu rennen, denn Punkt 10.30 Uhr waren wir wieder im Rathaus zur Unterzeichnung des Städtepartnerschaftsvertrages.Um 11:00 Uhr gab es dazu einen kleinen Umtrunk. Nach einem kurzen Besuch auf dem Französischen Markt gab es um 12:00 Uhr Mittagessen im „Mandela Saal“. Als Vorspeise gab es Käse aus dem Ofen. „Ach Mist“, dachte ich „das esse ich schon wieder nicht“. Ich meine ich esse gerne Käse, aber nicht solchen den man noch den ganzen Tag riechen kann. Auch während dieses Essens wurde sich sehr viel Zeit gelassen, was sehr ungünstig war, da wir zum Soundcheck mussten, was uns ein schlechtes Gewissen einhandelte, denn die so überaus bemühten Franzosen rollten zwei große Kuchen herein. Leider konnten wir nur noch klatschen, denn wir mussten endlich Richtung Bühne aufbrechen. Es war unhöflich, aber alternativlos. Die offiziellen Vertreter der Stadt Bernburg blieben aber noch und genossen unsern Anteil mit.Man muss dazu sagen, dass wir das Theater eröffneten. Es war nagelneu und von innen wunderschön. 450 Plätze, in einen sanften Rotton getaucht, mit einem wundervollen Sternenhimmel.Nach der Faszination gab es mental dann aber auch direkt eines auf den Deckel. Wir wollten mit der Mikrofonprobe anfangen und fragten nach den Technikern. „Techniker? Nee, da haben wir noch niemanden eingestellt.“ – „Was? Wer braucht schon Tontechniker?“, dachte ich mir mit leicht sarkastischem Unterton.  Im Endeffekt mussten sich zwei unserer Crew mit der Tontechnik, innerhalb von wenigen Stunden vertraut machen. Zum größten Teil hat alles geklappt. Nur ein paar Sänger hörten sich leider wie eine Blechdose an.Nach dem Soundcheck waren wir 17.30 Uhr bei einem Jazzkonzert des französischen Trios „FARBEN“. Es war nicht ganz meine Musik muss man sagen, aber es war super, dass der Pianist zwischendurch ein paar Deutsche Texte untergebracht hatte, damit man wusste, worum es ging. Die herumfliegende Taube war aber irgendwie noch interessanter, was mich dann später mit einem Hut voller Konfetti bestrafte.Zum Abendbrot wurde uns etwas Leichtes bestellt, damit wir später nicht über die Bühne rollen würden.  Schade, dass ich kein Foto hab. Es war schon was leichtes, aber was für ein Berg, für einen viel zu kleinen Teller.  Diverse Wurst, Möhrensalat, Kartoffelsalat, Reissalat und Couscous. Selbst nach einer halbe Stunde essen, sah es so aus, als ob man noch nichts gegessen hatte.Aber auch hier kann man einfach wieder betonen, wie freundlich und bemüht die Franzosen waren. 21 Uhr begann dann unser Musical Best Of.Wir waren alle sehr gespannt, wie viele Franzosen sich ins Theater zu unserer Show verirrt hatten. Die Spannung verpuffte aber auch ziemlich schnell als man nur ein paar Leute in den Rängen sehen konnte, wovon die meisten dann auch die „Offiziellen“ waren.Die Show an sich war, glaube ich, neben ein paar Mikropannen sehr schön. Es war schön mal wieder mit den anderen auf der Bühne zu stehen und ich hoffe, dass sie es auch so sehen.  Kurz vor Mitternacht waren wir wieder in unseren Kojen und tranken noch ein Gläschen auf unseren Abend. Ein paar Mitglieder feierten noch ein wenig weiter, andere, unter anderem ich, gingen ins Bett.  Ja, ins Bett gehen durfte man. Aber schlafen auf gar keinen Fall! Dauernd rammelten Menschen in das Zimmer und riefen: „Schlaft ihr schon?“ „Seid ihr noch wach“? oder zogen einem aus dem Bett. Zum Glück traf es nicht mich, aber trotzdem wollte sich anscheinend irgendjemand rächen, denn egal wie ich die Oropax knüllte – man hörte einfach alles. Man konnte bei der Fünf Millimeter dicken Tür noch nicht einmal abschließen. Man hatte nur seinen zornigen Blick, um die „Partypeople“ los zu werden.Um zwei Uhr war dann endlich Ruhe. [u][b]Tag 3 – 20. Mai [/b][/u]Nach dem Frühstück ging es flugs in Richtung Heimat. Die lieben Franzosen und selbst der Oberbürgermeister Alain Berteaux  kamen noch einmal vorbei, um uns zu verabschieden. Herr Berteaux strahlte uns an und sagte etwas. Bis heute weiß ich nicht, was, aber ich denke es war etwas Positives, da er den Daumen nach oben hob. Wieder nach 12 Stunden, natürlich mit einem Stau, kamen wir halb zerknüllt in Bernburg an. Man rief noch kurz „Tschüss“, um dann endgültig das geliebte zu Hause zu erreichen.[staticGallery:53#]