Uni Halle: Fußballer leben kürzer

von 5. Juni 2012

 Auch Halles Forscher sind im Fußballfieber. Sie haben jetzt die Lebenserwartung der deutschen Fußball-Nationalspieler in den letzten 100 Jahren ermittelt. Ergebnis der Untersuchung des Instituts für Medizinische  Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ergab, dass die Fußballer eine geringere Lebenserwartung als die Durchschnittsbevölkerung haben.  Die Untersuchung durch PD Dr. Oliver Kuß umfasste alle 847 Nationalspieler, die von 1908 bis 2006 ein Länderspiel für den Deutschen Fußball-Bund absolviert hatten. Von diesen  Sportlern wurden die Geburts- und Sterbedaten erfasst sowie das Datum des ersten und letzten Länderspieles. Von 35 Sportlern konnte das Todesdatum nicht festgestellt werden, so dass schließlich 812 Nationalspieler in die Bewertung einbezogen wurden. Die erhobenen Daten wurden dann mit den erwarteten Werten aus der Normalbevölkerung verglichen: „Die Lebenserwartung der Nationalspieler lag um 1,9 Jahre unter dem erwarteten Wert der  Bevölkerung“, stellte PD Dr. Oliver Kuss fest. Selbst 25 Jahre nach dem letzten Länderspiel lag noch eine um 0,7 Jahre reduzierte Lebenserwartung vor. Die geringere Lebenserwartung war vor allem in der ersten Hälfte des Betrachtungszeitraumes festzustellen. Ursachen könnten in der schlechteren medizinischen Versorgung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie im Tod von Nationalspielern im Zweiten Weltkrieg liegen. Gegen Ende des Beobachtungszeitraumes verflachte sich der Unterschied bei der Lebenserwartung von Nationalspielern und der Normalbevölkerung deutlich, so dass für die aktuellen Nationalspieler nicht mehr von einer reduzierten Lebenserwartung auszugehen ist. Die Epidemiologen konnten zudem feststellen, dass je jünger der Nationalspieler sein erstes Länderspiel absolvierte desto größer sein Verlust an Lebenserwartung war. Je älter der Spieler war, um so mehr nahm die Differenz bei der Lebenserwartung ab. „Ursachen für diese statistisch festgestellten Unterschiede können wir allerdings nicht benennen, da uns Daten über das Gesundheitsverhalten von Fußballern nach ihrem Karriere-Ende fehlen“, sagt Dr. Kuß.  Die Untersuchung ist in der Fachzeitschrift Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports erschienen.