Uni Halle streckt Hände nach Japan aus

von 15. März 2009

Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und die Keio-Universität Tokio wollen ab dem kommenden Wintersemester ein deutsch-japanisches Doppel-Master-Studienprogramm anbieten. Eine entsprechende Vereinbarung wurde am Freitag in Tokio unterzeichnet.

"Es handelt sich um den ersten Vertrag über einen deutsch-japanischen Doppel-Master-Studiengang zwischen einer deutschen und einer japanischen Volluniversität", sagt der hallesche Japanologie-Professor Christian Oberländer, der die Martin-Luther-Universität bei der heutigen Zeremonie in Tokio vertrat. "Der Studiengang soll den Austausch auf dem Gebiet der Geistes- und Sozialwissenschaften fördern. Auf diesem Gebiet ist der deutsch-japanische Austausch zwar traditionell besonders rege. Aber für geistes- und sozialwissenschaftliche Studien sind Sprachkenntnisse – auch im Zeitalter des Internets und der Übersetzungsmaschinen – eine zentrale Schlüsselqualifikation, weil nur sie ein genaues Verstehen des Gegenübers aus einer anderen Kultur ermöglichen. Das neue Doppel-Master-Programm soll daher zu einem vertieften Verständnis zwischen Deutschland und Japan beitragen."

Der Vertrag garantiert den künftigen Masterstudierenden die Chance auf zwei Abschlüsse. Ab dem Wintersemester 2009/2010 sollen die deutschen Studierenden immatrikuliert werden, die einen Master "Interkulturelle Japanstudien" an der Martin-Luther-Universität und einen Master "Japanische Sprache" an der Keio Universität erwerben können. Im Sommersemester 2010 beginnen japanische Teilnehmer mit ihrem Studium, das sie zu den Master-Abschlüssen "Interkulturelle Deutschlandstudien" (Halle) und "Deutsche Sprache" (Tokio) führt. Jeweils fünf Studierende sollen aufgenommen werden.

Im Laufe des zweijährigen Studiengangs verbringen beide Gruppen jeweils ein Jahr in Halle und ein Jahr in Tokio, sodass ein gemeinsames Studieren und ein enger persönlicher Kontakt zwischen Deutschen und Japanern sichergestellt ist. Gelehrt wird auf Deutsch und Japanisch. "Den deutschen Studierenden winken mit dem Doppelabschluss exzellente Chancen auf dem japanischen Arbeitsmarkt", sagt Christian Oberländer, der Ende der 1980er Jahre selbst ein Jahr am Internationalen Zentrum der Keio-Universität verbracht hat.

Die private Keio-Universität wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Sie zählt 28.000 Studierende. Einer ihrer bekanntesten Absolventen ist der ehemalige japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi.

Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Keio-Universität sind seit Februar 2008 durch einen umfassenden Kooperationsvertrag verbunden. Die Zusammenarbeit wird durch die Duisburger Haniel-Stiftung unterstützt. Die MLU kooperiert mit drei weiteren Partneruniversitäten in Japan: der Senshu-Universität Kawasaki, der Sophia-Universität Tokio und der Waseda-Universität Tokio.

An der MLU gibt es fast 200 Japanologie-Studierende. Japanische Studierende sind seit dem 19. Jahrhundert an der halleschen Universität immatrikuliert gewesen. Beispielsweise wurde Inazo Nitobe, dessen Portrait bis vor kurzem auf japanischen 5000-Yen-Geldscheinen abgedruckt wurde, in Halle (Saale) promoviert.