Verstecktes Leben im Zoo Halle

von 9. April 2011

Für die Pfleger im Affenhaus des halleschen Bergzoos ist nicht nur zu Ostern großes Suchen angesagt. In diesem Revier befinden sich Tiere, die sich hervorragend gut tarnen können. Zoobesucher sehen sie meist nur, wenn sie direkt darauf aufmerksam gemacht werden.

Es handelt sich um ideal getarnte Insekten, die auch Phasmiden genannt werden. Dazu gehören die Australische Gespenstheuschrecke, die bis zu 14 Zentimeter lang werden kann und einem vertrockneten Blatt sehr ähnlich sieht, die Rotflügelstabheuschrecke aus Peru, die aussieht wie ein kleiner Zweig und nur bei Gefahr die kurzen, intensiv roten Stummelflügel aufblitzen lässt. Völlig unsichtbar ist die Kleine Dornschrecke aus Borneo, die mit dem Hintergrund farblich komplett verschmilzt. Die etwa 2.500 Arten umfassende Insektengruppe ist hauptsächlich in den Tropen und Subtropen verbreitet. Etwa 200 Vertreter werden regelmäßig in Zoos, aber auch von Privatpersonen gepflegt und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Die Überlebensstrategie ist Unsichtbarkeit für Fressfeinde und die Umsetzung der Tarnung ist sehr vielfältig. Die weltweit größten Insekten gehören zu den Phasmiden. Einige Arten können über viele Generationen ohne Männchen auskommen. Die Weibchen legen unbefruchtete Eier, aus denen wieder Weibchen schlüpfen. Dieses nennt man Jungfernzeugung oder Parthenogenese und ist unter Insekten weit verbreitet.

Die Phasmiden ernähren sich vegetarisch und sind oft an spezielle Futterpflanzen angepasst. Hauptnahrung der Pfleglinge im Affenhaus ist frisches Brombeerlaub, was im Winter z.Z. vorgetrieben werden muss. Jeder Wechsel des Futterlaubs ist eine Herausforderung für die Pfleger. Sorgfältig müssen alle Phasmiden vom alten Laub abgesammelt werden, auch die nur ein Zentimeter kleinen Nymphen, die gerade aus den Ei geschlüpft sind und auch die auf dem Boden liegenden Eier, die natürlich ebenfalls gut getarnt sind.