Vom Nationalisten zum Weltbürger

von 17. Januar 2011

"Globalisierung" oder "Weltbürger" – diese Begriffe prägen unsere heutige Welt. Die Welt als "globales Dorf". Doch wann begann eigentlich die Zeit des "Weltbürgers" und unter welchen Umständen? Dieser Frage geht ein Vortrag im Rahmen des Humboldt-Stipendienprogramms des Interdisziplinären Zentrums für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) nach.

Eingeladen wird zum Vortrag "Auf der Suche nach einer Vereinbarkeit der Kosmopolitismen im Zeichen der Aufklärung. Die deutsch-französische Debatte zur ,posture’ des Weltbürgers". Beginn ist am 18. Januar 2011 um 18 Uhr im Haus 54 der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale).

Humboldt-Stipendiat Dr. Tristan Coignard geht in dem Vortrag von der Feststellung aus, dass die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geführten Debatten über den Kosmopolitismus in Deutschland und in Frankreich sehr unterschiedlich verliefen. Angesichts dieser Vielfalt und der national geprägten Gegensätze kann von einem einheitlichen Kosmopolitismus nicht die Rede sein. Allerdings entwickelte sich in der Publizistik nach 1789 eine deutliche Tendenz dazu, das Nationale zu relativieren. Der Standpunkt des Fremden wurde zunehmend zur Kenntnis genommen und unter Umständen auch angeeignet. Dieses Konzept des Vermittelns zwischen den Kulturräumen sollte das Selbstverständnis der Weltbürger nachhaltig prägen. Die Ausdrucksformen und Folgen des Vermittlungsansatzes werden am Beispiel der Zeitschrift "Der Weltbürger" veranschaulicht.

Tristan Coignard studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie unter anderem an der Universität Marc Bloch Strasbourg und an der Sorbonne (Paris IV). 2005 wurde Coignard mit einer Arbeit über Aufklärungspublizistik im deutschsprachigen Raum promoviert. Als Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung forscht er derzeit am IZEA der MLU über die Kosmopolitismus-Debatte seit der Aufklärung im deutsch-französischen Kontext.