Von der Juniorwahl bis zum Zeitzeugenprojekt – Bilanz 2017

von 3. Januar 2018

Ein Jahresthema, zwei inhaltliche Schwerpunkte und drei Rekorde: Das war das Jahr 2017 für die Landeszentrale für politische Bildung. „Insgesamt haben wir mit unseren knapp 240 Einzelveranstaltungen und Projekten mehr als 55.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreicht“, erklärte der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, Maik Reichel. Es sei überaus erfreulich, dass die inhaltlichen Angebote auf eine so große Resonanz gestoßen seien. „Das zeigt, dass wir auf die richtigen Themen gesetzt haben.“

Das umfangreichste Vorhaben, das die Landeszentrale im vergangenen Jahr angepackt hat, war demnach das Zeitzeugenprojekt unter dem Jahresthema „Fragt heute!“ mit 39 Einzelveranstaltungen in mehr als 20 Orten in Sachsen-Anhalt und mit insgesamt 2.400 Besuchern. „Hier wollten wir bewusst Schülern, Lehrern, Vertreterinnen und Vertretern von Justiz und Polizei sowie Soldaten die Möglichkeiten geben, mit Holocaust-Überlebenden ins Gespräch zu kommen“, hob Reichel in seiner Bilanz hervor.

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt war die Bundestagswahl und die Auseinandersetzung mit dem Thema Demokratie. Allein an der Juniorwahl, die im Vorfeld des Urnengangs am 24. September veranstaltet wurde, beteiligten sich 28.650 Schülerinnen und Schüler in 126 Schulen. Für Sachsen-Anhalt stellte das einen neuen Teilnehmerrekord dar. „Dies zeugt vom großen Interesse der Schulen an dem Projekt“, so der LpB-Direktor. Aber auch das Podiumsgespräch zum Thema „Mehr Demokratie wagen… Aber wie“?“ zog 120 Besucherinnen und Besucher an. Zudem gab es im Vorfeld der Bundestagswahl eine Vorführung und Diskussion zum Film „Großbreitenbach 100%“.

Eine Rekordbeteiligung verzeichnete schließlich auch der Landestag des Netzwerkes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, der am 19. September erstmals in Halle unter dem Motto “Sport – Spiel – Fairness? Toleranz und Courage im Sport” über die Bühne gegangen ist. Mit 662 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie Mitwirkenden war es das bislang größte Treffen des Courage-Netzwerkes bundesweit.

Gewachsen ist in den letzten zwölf Monaten zudem die Zahl der Titelschulen in Sachsen-Anhalt. Sieben neue Mitglieder verstärken das Netzwerk. Damit gibt es jetzt 136 Courage-Schulen landesweit. Ebenfalls ausgebaut werden konnte das Netz der Regionalkoordinationen für das Schulnetzwerk. Mit dem Verein Miteinander für den Altmarkkreis Salzwedel, dem Jugendwerk Rolandmühle Burg für den Landkreis Jerichower Land und dem Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt im Landkreis Wittenberg konnten drei neue Regionalkoordinationen gewonnen werden. Insgesamt ist die Zahl der regionalen Koordinierungsstellen auf zehn gestiegen.

Größte Einzelveranstaltungen der Landeszentrale waren das Gespräch und die Krimilesung mit dem Frankreich-Kenner und früheren TV-Journalisten Ulrich Wickert (400 Teilnehmende) sowie eine Podiumsdiskussion zum Umgang mit dem Rechtspopulismus unter der Überschrift „Blockieren? Ignorieren? Debattieren?“ (200 Besucher). Ein Publikumsmagnet war erneut die Themenstraße „Weltoffenes Sachsen-Anhalt“ zum Sachsen-Anhalt-Tag in Eisleben mit einem eigenen Bühnenprogramm. Gefragt waren aber auch die Veranstaltungen zum Thema Europa. Das Spektrum reichte dabei von einem Planspiel zum „Brexit“ über ein multimediales Projekt zum Thema „60 Jahre Römische Verträge“ bis zum Wettbewerb „Sachsen-Anhalt debattiert: Die Zukunft Europa“ einschließlich zweier Studienfahrten nach Brüssel.

Die historisch-politische Bildung kam ebenfalls nicht zu kurz: Eine Premiere stellten die geöffneten jüdischen Häuser in Halberstadt im Rahmen des „Tages des offenen Denkmals“ dar. Rekordverdächtig war ferner die Beteiligung an der Stolpersteinputzaktion vor der „Meile der Demokratie“ 2017. Mehr als die Hälfte der 459 Magdeburger Stolpersteine wurden dabei von Schülern gereinigt. Außerdem gab es zum Jahrestag der Oktoberrevolution eine sehr gut besuchte Podiumsdiskussion zum Thema „100 Jahre Kommunismus: Was geht, was bleibt, was kommt?“ mit den Historikern Gerd Koenen und Rolf Hosfeld.

Darüber hinaus standen 13 Lesungen u.a. mit so renommierten Autorinnen und Autoren wie Anna Kaminsky, Susanne Schädlich, Tuvia Tenenbom oder Peter Wensierski mit insgesamt 1.000 Besuchern auf dem Programm. In der Literaturstelle, die im vergangenen Jahr rund 30 neue Titel aufgenommen hat, waren 2017 vor allem die Bücher zu Martin Luther und zum Thema 500 Jahre Reformation sowie der Band von Horst Gründer und Hermann Hiery (Hrsg.): „Die Deutschen und ihre Kolonien“ gefragt.

Aber auch neue Veranstaltungsformate und der Umgang mit den neuen Medien bildeten einen Schwerpunkt in der Arbeit der Landeszentrale. So wandte sich das innovative Vortragsformat TEDx (an der Uni Halle und in Magdeburg) politischen Themen zu. Bei Aufführungen des Theaterstückes „Netboy“ wurde das Thema Cybermobbing auf jugendgerechte Weise aufgegriffen. Darüber hinaus ging es bei Einzelveranstaltungen um den „gläsernen Fan“, die Kriminalitätsprognosesoftware oder das Programmieren. Das Thema „Politik im Netz – Netzpolitik“ stand schließlich im Mittelpunkt des Politiklehrertages.

„Demokratisches Bewusstsein muss immer wieder neu erlernt werden”, so LpB-Direktor Maik Reichel. Dazu brauche es offene Debatten und eine Gesprächsfähigkeit, die sich dem anderen nicht verschließe. „Wir haben versucht, hier mit ganz unterschiedlichen Angeboten unseren Beitrag zu leisten.“