Wie der Skat Deutschlands Liebling wurde

von 2. März 2020

Die europäischen Blütezeit

Würfelspiele waren früh ein Teil der europäischen Kultur. Nachweise aus der Zeit der römischen Antike zeigen, dass nicht nur Römer, sondern auch Germanen die Herausforderung liebten und gerne ihre Habseligkeiten verwetteten. Dagegen fängt die europäische Geschichte der Kartenspiele etwas später an. Historiker wissen, dass Spielkarten vom Fernen Osten mit Hilfe des wirtschaftlichen und kulturellen Austausches nach Vorderasien gelangten, doch der Weg bis nach Europa ist wegen mangelnder Beweise schwer nachvollziehbar. Es wird spekuliert, dass sie über Handelswege den Einzug in den europäischen Kontinent schafften.

Würfel- und Kartenspiele erlebten ihre Blütezeit im Mittelalter und in der Neuzeit. Obwohl die Kirche und die städtischen Behörden die Spiele verpönten und sie durch strenge Regeln unterbanden, waren sie in allen Schichten der Gesellschaft eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Bis zum 19. Jahrhundert war vor allem das „Hazard“ äußerst populär, während Brettspiele kaum Anhänger fanden. Das „Gänsespiel“ aus dem 15. Jahrhundert zählt diesbezüglich zu den Ausnahmen, welches das Urmodell aller Laufspiele ist und als Inspiration für später populäre Spiele, wie das Roulette, gedient hat. Zur gleichen Zeit florierte auch das Kartenspiel. Neue Variationen und regional angepasste Decks entstanden von denen sich das französische Blatt mit Treff oder Kreuz, Herz, Pik und Karo, das spanisch-italienische Blatt mit Stäben, Münzen, Kelchen und Schwertern sowie das deutsche Blatt mit Eichel, Herz, Schellen und Laub durchsetzten. Bis heute sind diese unverändert ein Teil der europäischen Spielkultur.

Die Entstehung des Skats im Rahmen der deutschen Spielkultur

Im 17. Jahrhundert war Frankreich das europäische Zentrum für das Würfel- und Kartenspiel. Zahlreiche Spiele, die wir heute originalgetreu oder in abgewandelter Form kennen, wurden dort entwickelt und in später in andere Länder importiert. Weniger bekannt ist jedoch, dass neben Frankreich auch Deutschland Raum für das Gedeihen von neuen Spielen anbot. Besonders Kurorte galten als Zentren der deutschen Spielekultur. Roulette ist wohl das berühmteste Spiel, welches in Bad Homburg vom französischen Mathematiker François Blanc erfunden und später nach Monte Carlo importiert wurde.

Das bekannteste Kartenspiel, das mit Deutschland assoziiert wird, ist der Skat welches im 19. Jahrhundert in Altenberg aus dem Spiel „Wendischer Schafkopf“ erstand und rasch hohe Popularität in der Region Sachsens und Thüringens erlangte. Besonders Studenten trugen zu der Verbreitung des Skats bei. Mit der Zeit wurden neue Züge, Regelungen und Varianten wie die „Sächsische Spitze“ erfunden, die das Skatspiel verfeinerten. Aufgrund der steigenden Popularität wurden später nacheinander in Leipzig und Halle (Saale) Skatkongresse organisiert, welche zur Vereinheitlichung der Regeln beitragen sollten. Doch dieses Ziel sollte erst Jahrzehnte später nach langen Streitgesprächen erreicht werden. Heute gehört der Skat zu den beliebtesten Kartenspielen Deutschlands. In Gaststätten werden regelmäßig offene Skatturniere veranstaltet. Zudem ist Skat im Gegensatz zu den meisten anderen Kartenspielen auch sportlich organisiert und besitzt offizielle Verbände, Vereine und sogar eine Bundesliga. Natürlich besitzt auch Sachsen ein Skatverband, unter deren Aufsicht regelmäßig regionale Turniere veranstaltet werden.

Auch die Mutter des Skats, der Wendische Schafkopf, genoss damals die gleiche Popularität in der Region. Doch anders als bei Skat wurde das Spiel nie auf der Vereinsebene organisiert und vermarktet. Erst der Bayerischer Schafkopf erlangte nach der Gründung des Bayerischen Schafkopf-Vereins einen offiziellen Status. Ähnlich verhält es sich mit anderen deutschen Kartenspielen. Folglich wird kaum ein anderes Spiel so sehr mit Deutschland assoziiert wie der Skat.

Die Zukunft des Skats in der Gesellschaft ist ambivalent. Es scheint, dass immer weniger Menschen sich für Karten-und Würfelspiele interessieren, da zahlreiche alternative Freizeitangebote als Gruppenaktivität bevorzugt werden. Gleichzeitig eröffnen die Globalisierung und die digitale Welt den Spielen neue Portale, in der Fans zusammentreffen und online Partien organisieren können. Die Zeit wird uns zeigen, ob Würfel- und Kartenspiele, die jahrhundertelang die Freizeitkultur Europas und folglich die des Sachsens geprägt haben, der neuen Ära zum Opfer fallen oder sich den äußeren Umständen angepasst weiterhin Spielespaß versprechen werden. Schließlich haben die Verbote im Mittelalter nicht geschafft, Spieler von ihren Karten und Würfeln fernzuhalten.