Willkommen in Beth Shalom

von 10. Juni 2012

 „Vor langer Zeit, in einem Land namens Ägypten, da lebten ganz verschiedene Menschen. Nicht nur Ägypterinnen und Ägypter, sondern viele Völker die hierhin gekommen waren – auch wir, dass Volk Israel.…“ beginnt eine Geschichte in einer Jurte mitten auf einer von Bäumen gesäumten Wiese. Ein junge Frau in farbige Gewänder gehüllt, nimmt große und kleine Zuhörer mit auf eine Reise in ein weit entferntes Land. Rundherum herrscht buntes Treiben. Zwischen Schafen, Hühnern und Eseln werden Körbe geflochten, geschnitzt getanzt, Lehmziegel gebaut, Öllampen getöpfert und eine Dorfsynagoge lädt zum Besuch und zum Gebet. Das, was sich hier anhört wie die Einleitung zu einem Drehbuch oder ein Reisebericht vergangener Zeiten, konnten Familien am Samstag, dem 09. Juni 2012 hautnah miterleben. Die Gemeindepädagogen des Evangelischen Kirchenkreises Halle-Saalkreis luden unterstützt von vielen Ehrenamtlichen aus den Stadt- und Landgemeinden in das Bibeldorf Beth-Shalom auf das Areal des Gemeindezentrums Silberhöhe-Beesen. Eine von ihnen ist Brigitte Hartmann. Die im Bereich Schochwitz und Dölau tätige Gemeindepädagogin schaut zufrieden auf das bunte Miteinander zwischen Alt und Jung rund um die Kirche St. Elisabeth. „Ich freue mich über das Gewusel hier auf dem Gelände und das sowohl Kinder als auch ihre Eltern ganz viele Sachen ausprobieren.“, beschreibt Sie ihre Beobachtungen und ergänzt: „Es ist schön, richtig schön!“  Dass das vielfältige Angebot ein Volltreffer zu sein scheint, ist auf dem ganzen Areal mit anzusehen. An einem Stand unter Leitung von Nadja Fischer stopfen gerade mehrere Kinder Kissen mit Federn und Wolle aus. Die zehnjährige Franziska (Name geändert) möchte ihr Kuschelkissen ihrer besten Freundin schenken, die bald Geburtstag feiert: „Ich wollte letztes mal schon hinkommen, aber da hatte ich leider keine Zeit.“, erzählt sie ein wenig wehmütig.  Freudestrahlend hält sie aber im gleichen Atemzug die „Beute“ des heutigen Tages, eine gefilzte Puppe und ein gestaltetes Schaf aus Holz, hoch: „Aber dieses mal habe ich es geschafft und bin hierhin gekommen und es macht sehr großen Spaß.“ Als Nadja Fischer auch die anderen Kinder fragt: „Macht´s Spaß?“ schallt ein lautes „Jaaaa!“ über das Gelände. Dass die Weiterentwicklung des Kinderkirchentages zum Familienkirchentag die richtige Entscheidung war, freut auch die Kreisreferentin für die Arbeit mit Kindern, Familien und Jugendlichen Sabine Franz. „Alle Stände und Plätze sind von den Kindern bevölkert. Die Eltern kommen miteinander ins Gespräch oder nutzen die Elternoase für ein paar Momente der Entspannung und Besinnung.“ Immer wieder ist auch zu beobachten, wie Väter und Mütter das Angebot nutzen, um mit ihren Kindern gemeinsam an den Aktivitäten teilzunehmen. Besonders in der Mittagszeit genossen die Familien gemeinschaftlich den Frühsommer bei Datteln, Fladenbrot und Oliven. Wie hier die fernöstliche Essensversorgung an ihre Grenzen geriet beschreibt Brigitte Hartmann „In der Karawanserei bildeten sich schon Schlangen und man musste anstehen beim Fladenbrote backen.“ und verdeutlicht den großen Zustrom an Besuchern des Familienkirchentages. Mehr als 250 Menschen nutzen das schöne Wetter um das Bibeldorf zu besuchen. Auch die Geschichtenerzählerin Eva Lange nutzt eine kleine Pause, um ein positives Feedback abzugeben: „Ich finde es eine gelungene Veranstaltung. Es sind sehr viele Familien hier, aus ganz vielen Gemeinden sowohl aus der Stadt als auch vom Land. Die Kinder sind einfach nur begeistert.“ Und während die Gemeindepädagogin wieder jung und alt in die Jurte einlädt, um mit ihr gemeinsam die Reise in eine ferne Zeit anzutreten, backen in unmittelbarer Nähe schon wieder die nächsten Brotfladen auf heißen Steinen, werden Öllampen getöpfert, ruft der Rabbi zur Schule gehen, bewerfen sich Kinder mit Strohballen oder lassen sich vom orientalischem Tanz mitreißen. Willkommen in Beth Shalom.  

     
PP