“Zurechnung und Verantwortung”

von 14. September 2010

Unter dem Motto "Zurechnung und Verantwortung" trifft sich in Halle vom 22. bis 24. September 2010 die deutsche Sektion der Internationalen Vereinigung für Rechts- und Sozialphilosophie zu ihrer turnusmäßigen Tagung. Gemeinsame Veranstalter sind der Juristische Bereich der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), die Graduate School "Society and Culture in Motion" und das Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung. Rund 100 Teilnehmer werden erwartet. Offiziell eröffnet wird die Tagung am Donnerstag, 23. September 2010, um 9 Uhr in der Aula im Löwengebäude.

Der Begriff der "Verantwortung" ist so vielfältig wie konturenlos – vor allem im politischen Raum. So wird zwar oft gefordert, jemand solle für ein bestimmtes Ereignis die Verantwortung übernehmen, ohne dass im Mindesten klar wäre, welche Konsequenzen sich daran anschließen. Im Recht impliziert Verantwortung im Allgemeinen die Verpflichtung zur Gefahrenvorsorge im weitesten Sinne sowie bei der Verletzung dieser Pflicht Schadensersatz oder Strafe. Im letzten Fall wird üblicherweise der Terminus der "Zurechnung" verwendet.

"Bei der Tagung soll der Blick geweitet werden", sagt der Strafrechtler und Rechtsphilosoph Prof. Dr. Joachim Renzikowski. "Insgesamt 14 renommierte Referenten widmen sich der Thematik und geben Anregungen zur wissenschaftlichen Diskussion". Gegenstand sollen zum einen Differenzen oder auch Gemeinsamkeiten der Begriffe Zurechnung und Verantwor­tung hinsichtlich rechtlicher, moralischer oder politischer Kategorien sein. Zum anderen bietet gerade der rechts­ethnologische Schwerpunkt am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung an, sich unterschiedlichen Praktiken und Sichtweisen von Zurechnung und Verantwortung näher zu widmen. Damit verbundene Fragen werden seit der "Globalisierung" und im Kontext des Postkolonialimus verstärkt diskutiert und machen deutlich, dass "Rechtspluralismus" kein neues Phänomen ist.

Die Internationalität und Interdisziplinarität der Thematik spiegelt sich auch in der Auswahl der Referentinnen und Referenten wieder. So wird etwa Hillel Steiner aus Manchester zu den "Consequences of Choice" referieren. Musa Adam Abdul-Jalil aus Khartum thematisiert die Verantwortung vor Gott aus der Sicht des Islam. Weitere Vorträge beschäftigen sich mit den Themenfeldern "Soziale Verantwortung", "Verantwortung und gesellschaftliche Rollenbilder", "Delegation von Verantwortung" und "Modi der Verantwortung".

Vor der Tagung findet das traditionelle Treffen des wissenschaftlichen Nachwuchses statt. Vom 20. bis zum 22. September diskutiert das Junge Forum Rechtsphilosophie über "Gleichheit und Differenz".