Zusatzschilder im Charlottenviertel

von 20. April 2011

Nach einer ist ein ganzes Viertel benannt, der anderen gehört eine Straße nebenan: Charlotte und Dorothea. Nicht jeder weiß, dass die preußischen Königinnen Sophie Charlotte und Sophie Dorothea Namensgeber für die Charlottenstraße und Dorotheenstraße sind. Dorint-Hotel-Chef Bertram Thieme und Dorothee Klemm wollen das ändern und haben Zusatzschilder gespendet. Diese wurden nun am Mittwoch im Rahmen des Projekts „Bildung im Vorübergehen“ der Bürgerstiftung Halle angebracht und sollen an die prominenten Namensgeber erinnern.

Sophie Charlotte wurde am 30. Oktober 1668 im Schloss Iburg als einzige Tochter von Sophie von der Pfalz und dem späteren Kurfürsten Herzog Ernst August von Braunschweig und Lüneburg geboren. Im Jahr 1673 bezog die Familie das neu erbaute Schloss Osnabrück, in dem 1674 ihr Bruder Ernst August II. von Hannover georen wurde. Nach 1679 verließ die fürstbischöfliche Familie Osnabrück und zog nach Hannover. Am 8. Oktober 1684 heiratete Sophie Charlotte den bereits einmal verwitweten Kurprinzen Friedrich von Brandenburg. Als 1688 der Große Kurfürst starb, bestieg Friedrich mit seiner Frau den kurfürstlichen Thron. Die Ehe war nicht glücklich, die Kurfürstin gebar Friedrich I. drei Kinder, von denen nur ein Sohn überlebte, der spätere König Friedrich Wilhelm I., auch bekannt als der "Soldatenkönig". Sie erhielt 1696 das Gut Lietzow (Lützow) nordwestlich von Berlin, wo sie relativ unabhängig lebte. Am 1. Februar 1701 wurde Sophie Charlotte von ihrem Ehemann zur ersten Königin in Preußen gekrönt. Sophie Charlotte wird als sehr gebildet beschrieben. Sie sprach außer Deutsch fließend Italienisch, Französisch und Englisch. Sie zog bekannte Persönlichkeiten ihrer Zeit an ihren Hof zu Lietzenburg, zum Beispiel den Philosophen Leibniz, den sie schon aus ihrer Kinderzeit vom Hannoverschen Hofe kannte. Leibniz blieb zeitlebens ein guter Freund und war häufig Gast in Lietzenburg. Sie führten intensive philosophische Disputationen und setzten sich zusammen für die Gründung einer wissenschaftlichen Akademie zu Berlin ein, welche dann auch am 11. Juli 1700 von Friedrich I. gegründet wurde. Leibniz schrieb nach ihrem Tod: „…sie wollte mich oft in ihrer Nähe haben; so genoß ich häufig das Gespräch einer Fürstin, deren Geist und Menschlichkeit von keiner jemals übertroffen wurde… Die Königin besaß eine unglaubliche Kenntnis auch auf abgelegenen Gebieten und einen außerordentlichen Wissensdrang, und in unseren Gesprächen trachtete sie danach, diesen immer mehr zu befriedigen, woraus eines Tages ein nicht geringer Nutzen für die Allgemeinheit erwachsen wäre, wenn sie der Tod nicht dahingerafft hätte.“ Auch musikalisch war Sophie Charlotte sehr gebildet. Sie spielte ausgezeichnet Cembalo, sang und pflegte die italienische Oper an ihrem Hof. Am 1. Februar 1705 starb sie während eines Besuchs bei ihrer Mutter in Hannover und wurde in der Hohenzollerngruft des Berliner Doms beigesetzt. Nach dem Tode der Königin ließ der König das Anwesen Lietzenburg zu Ehren seiner verstorbenen Gemahlin in Charlottenburg umbenennen. In ihrem Geburtsort Bad Iburg ist der Charlottensee nach ihr benannt. Außerdem wurde die so genannte Rennbahn um den See, die heute Teil der Bundesstraße 51 ist, in Charlottenburger Ring umbenannt.

Sophie Dorothea wurde am 16. März 1687 als zweites Kind des späteren Königs Georg I. von Großbritannien und Irland und dessen Frau Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg in Hannover geboren. Die Ehe der Eltern wurde 1695 geschieden, Sophie Dorothea und ihr älterer Bruder Georg August wurden vor allem von der Großmutter erzogen. Am 28. November 1706 heiratete Sophie Dorothea auf Vermittlung ihrer Großmutter ihren Cousin, den Kurprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, der spätere Friedrich Wilhelm I, auch bekannt als "Soldatenkönig". Von ihren 14 Kindern erreichten zehn das Erwachsenenalter, unter ihnen der spätere Friedrich II. von Preußen. Die musisch veranlagte, weltgewandte Prinzessin, die sich für sehr Kunst, Literatur und Wissenschaft interessierte, hatte großen Einfluss auf ihren Sohn Friedrich. Sie traf sich häufig mit ihm in ihrem Schloss Monbijou, das sie seit 1712 bewohnte. In Monbijou befand sich auch dessen Geheimbibliothek, hier konnte er mit seiner Mutter über Philosophie reden und seinen Interessen nachgehen, die so sehr das Missfallen seines Vaters erregten. Friedrich verehrte seine Mutter sehr, so bestimmte er unmittelbar nach seinem Regierungsantritt, dass Sophie Dorothea nicht als Königin Witwe, sondern als Königin Mutter angesprochen werden, und im Rang vor seiner eigenen Frau Elisabeth Christine die erste Dame am preußischen Hof sein solle. Sophie Dorothea starb am 28.Juni 1757 in Schloss Monbijou in Berlin.

Quellen: Allgemeine Deutsche Biographie, Wikipedia 11.04.2011
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