Die Hemmschwelle der Sachsen-Anhalter zu Früherkennungsangeboten gegen den Krebs muss sich ändern

von 3. Februar 2016

Die Furcht vor belastenden Therapien führt viele aber leider erst dann zum Arzt, wenn ihre Beschwerden schon längere Zeit bestehen ? dabei wirken moderne Therapieansätze inzwischen viel gezielter gegen den Tumor als noch vor wenigen Jahren. Die Bemühungen um eine Krebsfrüherkennung scheitern oft auch an gesellschaftlichen Tabus. Das trifft zum Beispiel auf den Darmkrebs, die zweithäufigste Krebsart in Deutschland, und auf die Darmkrebsvorsorge zu. Obwohl sich mit Hilfe einer Vorsorgekoloskopie zirka 90 % aller Darmkrebsfälle vermeiden ließen, überwinden derzeit nur etwa 15 % der insgesamt 20 Millionen Berechtigten in Deutschland ihre innere Hemmschwelle und nehmen diese Vorsorgeleistung in Anspruch. Das muss sich ändern! Insbesondere in Sachsen-Anhalt, einem Bundesland, in den die Früherkennung gegen Hautkrebs (25% der Bürger) oder auch Darmkrebs (ca. 20 Prozent der Bürger aber kaum Männer) viel zu selten in Anspruch genommen wird. Beide Krebsarten sind beim Erkennen in Frühstadien gut heilbar.

Eine Steigerung der Heilungsrate ist durch Früherkennung und konsequente Tumortherapie möglich. Bei einigen Krebsarten wie Darm- und Gebärmutterhalskrebs können schon die Vorformen einer bösartigen Geschwulst entdeckt und entfernt werden, sodass sich Krebs gar nicht erst entwickeln kann. Bei anderen Krebsarten gibt es effiziente Methoden zur Früherkennung.

Deshalb bieten die gesetzlichen Krankenkassen ihren Versicherten verschiedene Früherkennungsuntersuchungen an. Sie sind dann sinnvoll, wenn wissenschaftlich belegt ist, dass die frühere Erkennung und frühzeitige Behandlung für den Patienten Vorteile gegenüber einer Behandlung hat, die erst einsetzt, wenn schon Symptome vorliegen. Das heißt: Es muss ein zuverlässiges und risikoarmes Untersuchungsverfahren geben. Außerdem muss für die Erkrankung eine wirksame Therapie zur Verfügung stehen, die im Vergleich zur Nichtbehandlung das Leben verlängert oder die Lebensqualität verbessert.

Für eine Reihe von Krebserkrankungen ist bewiesen, dass die Teilnehmer an der Früherkennung länger und besser leben als diejenigen, die nicht teilnehmen. All diese Untersuchungen sind Bestandteil der Früherkennungsuntersuchungen der gesetzlichen Krankenkassen.

Wer sich über Prävention oder Früherkennungsmaßnahmen informieren möchte, solle auf fachlich seriöse Informationsangebote achten und gezielt das Gespräch mit seinem Arzt suchen bzw. in einer Krebsberatungsstelle (Tel.: 0345 4788110, info@sakg.de) nachfragen.

Glücklicherweise ist Krebs heute in der Regel kein Todesurteil mehr. Durch rechtzeitige Diagnose und Dank effizienter Therapien haben sich die Überlebenszahlen deutlich verbessert. Das bedeutet zugleich, dass die Krebserkrankung vielfach einen eher chronischen Verlauf nimmt, der nicht selten schwerwiegende Veränderungen in fast allen Lebensbereichen mit sich bringt. Auch Angehörige sind durch solche Veränderungen zunehmend beeinträchtigt, genauso wie Kinder jüngerer Krebserkrankter.

Für diese Menschen bietet die Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft mit ihrer Krebsberatung eine unabhängige Anlaufstelle, bei der sie zu jedem Zeitpunkt der Erkrankung qualifizierte Unterstützung erhalten können. Die Anliegen der Betroffenen sind dabei sehr unterschiedlich: sie reichen von Bestellungen von Broschüren und kurzen telefonischen Auskünften bis hin zu ausführlichen, psychoonkologischen Beratungen, die sich über mehrere Gesprächstermine erstrecken. Viele Ratsuchende brauchen erst einmal Orientierung oder haben Fragen zu ganz lebenspraktischen und organisatorischen Dingen. Andere suchen Entlastung bei psychischen und sozialen Problemstellungen in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Kommunikation mit Ärzten.

Der Weltkrebstag 2016

Der Weltkrebstag findet jährlich am 4. Februar statt, um die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Er wurde 2006 von der Internationalen Vereinigung gegen Krebs (Union internationale contre le cancer, kurz UICC), der Weltgesundheitsorganisation und anderen Organisationen ins Leben gerufen. In ihrem Aufruf zum Weltkrebstag 2016 nennt die UICC vier Eckpunkte, die für eine wirksame Krebsbekämpfung erfüllt sein müssen: eine gesunde Lebensführung, effiziente Krebsfrüherkennungsprogramme, Zugang zur Behandlung für alle Patienten und Behandlungsmöglichkeiten, die die Lebensqualität der Patienten verbessern.