Kriminalitätsbelastung im Saalekreis gesunken

von 28. Februar 2012

Damit ist die Kriminalitätsbelastung in unserem Landkreis weiter gesunken, so  Thomas Aust, Leiter der Kriminalpolizei im Polizeirevier Saalekreis. Mit 6253 Straftaten auf 100.000 Einwohner liegen wir deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Der Saalekreis ist einer der beiden sichersten Landkreise in Sachsen – Anhalt. Nur im Landkreis Börde ist die Gefahr geringer, Opfer einer Straftat zu werden. Darüber hinaus konnte das Polizeirevier Saalekreis den positiven Trend der letzten Jahre bei der Aufklärung begangener Straftaten stabilisieren und fortsetzen. In 58,1% (2011: 58%) der Fälle wurden die Täter ermittelt. Straftaten gegen das  Eigentum, ca. 57% der begangenen Delikte sind diesem Bereich zuzuordnen, dominieren nach wie vor das Kriminalitätsgeschehen. Allein der Diebstahl stellt ca. 42% der Gesamtkriminalität dar. Gegenüber dem Vorjahr ist hier ein Rückgang um 5,8 Prozentpunkte (288 Fälle) zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote von Diebstahlsdelikten konnte auf  32,6% (2010: 31,9%) gesteigert werden. Die Entwicklung in den einzelnen Deliktsfeldern des Diebstahls stellt sich allerdings sehr unterschiedlich dar. So waren in Bereichen wie Wohnungseinbruchsdiebstahl, Entwendung von Kraftfahrzeugen, Diebstählen und Einbrüchen in Büros, Lager-, Boden- und Kellerräumen rückläufige Zahlen zu verzeichnen. Hingegen haben die Angriffe auf Baustellen / Rohbauten, Baumaschinen und Kraftfahrzeuge deutlich zugenommen. So hatten es Diebe auf Baustellen oftmals auf Diesel und Buntmetalle, aber auch Baumaschinen und Werkzeuge abgesehen. Schwerpunkte stellten hierbei die Baustellen im Bereich der im Bau befindlichen ICE-Strecke dar. Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktpreise für Kraftstoffe und Buntmetall ist auch für das laufende Jahr nicht unbedingt mit einer Entspannung in diesem Deliktfeld zu rechnen. Im März 2011 wurde ein Verfahren wegen Bandendiebstahl gegen 5 Beschuldigte eröffnet. Die monatelangen Ermittlungen führten zu insgesamt 8 Beschuldigten, denen 36 Straftaten, unter anderem Einbrüche in Einfamilien- und Möbelhäuser, Diebstähle von Baustellen (Buntmetall, Diesel, Werkzeuge), Urkundenfälschungen sowie EC-Kartenbetrug, nachgewiesen werden konnten. Das Verfahren wurde im November an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Haftbefehle wurden wegen fehlender Haftgründe nicht erlassen. Der Anteil der Vermögens- und Fälschungsdelikte liegt bei ca. 15%. Hier ist, im Vergleich zu den Vorjahren, ein Rückgang um 16,7 Prozentpunkte (339 Fälle) zu verzeichnen. Zu diesen Straftaten gehören Betrugs-, Unterschlagungs- sowie Fälschungsdelikte. Insbesondere die Fallzahlen beim Waren- und Warenkreditbetrug (-21%) sowie beim Erschleichen von Leistungen (-28,3 %) weisen die höchsten Rückgänge auf. Gründe für den Rückgang der Fallzahlen im Deliktsfeld des Waren- und Warenkreditbetrugs könnten unter anderem in den verbesserten Sicherheitssystemen des Einzelhandels und der Versandhäuser liegen. Die öffentliche Diskussion über den Umgang mit personenbezogenen Daten und der Möglichkeiten der Ausspähung – vor allem von Bankdaten – hat sicherlich mit zur Sensibilisierung und damit zum Rückgang der Straftaten beigetragen. Beim Erschleichen von Leistungen hingegen, zum Beispiel dem sog. „Schwarzfahren“, dürften ausschließlich die Aktivitäten der im Bereich des ÖPNV tätigen Unternehmen (Kontrolldichte und –häufigkeit, Anzeigepraxis) für den Rückgang der Fälle verantwortlich zeichnen. Acht von zehn Straftaten im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte wurden in 2011 geklärt, wobei sich die Aufklärung von Straftaten mit dem „Tatort, dem Tatmittel Internet“  immer komplexer und komplizierter darstellt. Dies ist u. a. der Fall, weil die Täter immer neue Tatbegehungsweisen an den Tag legen. Hinzu kommt, dass das „Internet“ keine Länder- und Staatengrenzen kennt und ein Teil der hier bekannt gewordenen Straftaten ihren Ursprung im Ausland oder anderen Bundesländern haben. Die Bearbeitungszuständigkeit obliegt dann den örtlich zuständigen Polizeidienststellen und Staatsanwaltschaften, in denen der Täter bzw. der zur Tat genutzte Computer/Server seinen Sitz hat. Gerade im Bereich der Auslandsstraftaten gestalten sich die Ermittlungen schwierig und langwierig, wenn diese überhaupt möglich sind. Opfer von Betrügern im „Internet“ kann jeder werden, auch wenn er keinen Computer besitzt. So werden älteren Menschen telefonisch Gewinne über mehrere tausend Euro angekündigt, für deren Auszahlung eine geringe Summe (mehrere hundert Euro) zu überweisen seien. Dazu nutzen die Täter die Internettelefonie. Es wird sogar eine inländische Rückrufnummer angezeigt, deren tatsächlicher Anschlussinhaber jedoch von dem Missbrauch seiner Rufnummer nichts weiß. Die Bezahlung soll dann über nicht nachverfolgbare Bezahlsysteme „ukash“ oder „Paypal“ erfolgen. In einigen Fällen wurden die Zugangsdaten von Nutzern von Paketstationen der Post im Internet ausgespäht und die Täter haben dann Waren, die sie unter falschen Personalien betrügerisch bestellt haben an Paketstationen liefern lassen und von dort mit den „gekaperten“ Zugangsdaten abgeholt. Dies sichert den Tätern ihre Anonymität, da keine Übergabe an einer bestimmten Lieferadresse erfolgen muss und die Täter die Möglichkeit haben, eine x-beliebige Paketstation in Deutschland senden zu lassen. Weiter werden Drohbriefe von angeblichen Rechtsanwälten versandt, welche die Zahlung von etwa hundert Euro fordern (angeblich wurden Internetleistungen in Anspruch genommen), sonst drohten Zwangsmaßnahmen. Dazu wird sogar ein „Urteil eines Amtsgerichtes“ mit gesandt. Auch die Fälle von sogenannten „Enkel- oder Verwandtentrick“ waren im Jahr 2011 wieder verstärkt zu registrieren. Auch hier führt die Spur ins Ausland. Bundesweit wurden Computer durch eine Schadsoftware, welche angeblich vom BKA, der Bundespolizei oder der „GEMA“ stammen soll, lahmgelegt, indem den Betroffenen suggeriert wurde, sie haben illegale Seiten oder Dateien besucht oder geladen und müssen 100 € Bußgeld, wieder per „ukash“ oder „Paypal“ bezahlen, um ihren Computer wieder frei zu schalten zu lassen (Anmerkung: aber selbst nach Zahlung bleibt der Computer unbrauchbar und muss neu eingerichtet werden).  Die geführten Ermittlungen führen zu einem ausländischen Server. Der Bereich der Rohheitsdelikte und der Straftaten gegen die persönliche Freiheit hatte in 2011 einen Anteil von 16 % an der Gesamtkriminalität. Dies bedeutet  eine leichte Steigerung um 1,5 Prozentpunkte (59 Fälle), wobei die meisten dieser Delikte (93,6%) aufgeklärt wurden. Besonders der Anteil der Körperverletzungsdelikte hat zugenommen (+ 1,2%).  Hingegen – mit insgesamt 53 Raubdelikten für 2011, ist deren Anzahl deutlich zurückgegangen (12 Fälle).Die Zahl der festgestellten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz im Jahre 2011 gleicht nahezu den Feststellungen des Jahres 2010 (Abnahme um 2 Fälle). Mit einer Aufklärungsquote von 94 Prozent im Jahr 2011 konnte gegenüber 2010 eine Steigerung um 1,1 Prozent erreicht werden.