PLAYMOBIL-Spielgeschichte(n) – Neue Sonderschau in der Arche Nebra

von 17. März 2016

Von den alten Ägyptern bis zu den Astronauten der Neuzeit, vom alten Rom bis zur mittelalterlichen Ritterburg, vom Piratenschiff bis zur Westernstadt – viele bedeutende Epochen sind in der Schau vertreten. In der bunten Familienausstellung werden die vergangenen Zeiten mit einem Augenzwinkern und viel Fantasie interpretiert. Die PLAYMOBIL-Dioramen laden sowohl Kinder als auch Erwachsenezum genauen Schauen und Entdecken ein.

PLAYMOBIL-Figuren empfangen zurzeit die Besucher der Arche Nebra schon im Foyer. Wer Kinder oder Enkel hat, mag die 1,5 m hohen Großfiguren aus der Spielwarenabteilung der Kaufhäuser kennen, diese gehören jedoch fast alle Oliver Schaffer. Der PLAYMOBIL-Sammler aus Hamburg hat sie als Aufmacher für seine Ausstellung „PLAYMOBIL-Spielgeschichten“ kreativ in der Arche Nebra verteilt. Dazwischen stehen Spieltische mit PLAYMOBIL – zum Bauen und Spielen für die Kinder, die zahlreich in den nächsten sechs Monaten im Besucherzentrum am Fundort der Himmelsscheibe von Nebraerwartet werden.

Spielgeschichten – kleine Welten aus PLAYMOBIL

Wer seine Kinder oder Enkel erfolgreich von den Spieltischen trennen kann, betritt imPanoramasaal der Arche Nebra die bunte, überbordende PLAYMOBIL-Welt von Oliver Schaffer.Der Künstler hat neun große Dioramen geschaffen, dicht an dicht bestückt mit PLAYMOBILFiguren. In der Dino-Welt zum Beispiel kämpfen die Dinosaurier ums Überleben, jeder auf seine Art. Man sieht Flugsaurier, die auf den Bäumen landen, Pflanzenfresser, die Moos futtern, undgerade schlüpfende Dino-Babys. In der Steinzeit-Landschaft beobachten die Menschen dieMammutherden und verteidigen sich gegen den Säbelzahntiger. Sie hausen in Höhlen, und dasFeuer zu hüten, ist eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Im Ägypten-Diorama steht die Pyramide imMittelpunkt, die auch heute noch unser Bild vom alten Ägypten beherrscht. Ein Blick in diePyramide ist ebenfalls möglich: Um den Sarkophag in der Mitte sind die zahlreichenGrabbeigaben drapiert. Im selben Moment zieht eine feierliche Prozession an der Pyramidevorbei. Die Römer wiederum sehen wir sowohl im Kolosseum bei den Gladiatorenkämpfen als auch im Feldlager und in Schlachtformationen. Die mittelalterliche Szenerie dagegen wird von Fachwerkhäusern und der Ritterburg beherrscht, auf der gerade ein Ritterturnier mit zahlreichen Besuchern stattfindet. Ein ähnliches Getümmel findet sich in der Szene „Stadt um 1900“. Das Diorama zeigt eine Straße, auf der es von Fußgängern, Kutschen, Fahrradfahrern und ersten Automobilen nur so wimmelt. Ein reges Markttreiben ergänzt die Szenerie. Hinter den typischen gründerzeitlichen Hausfassaden finden sich Geschäfte wie zum Beispiel eine Konditorei, Wohnungen, ein Maleratelier u.v.m. Wo man auch hinschaut, kein Fleckchen ist leer. Ähnliches gilt für die Western-Stadt und die zahlreichen Piratenschiffe, die bis an den Rand gefüllt mit Schätzen die Weltmeere befahren – zumindest in der Fantasie des Betrachters.

Fantasie ist das Stichwort.

Die Dioramen von Oliver Schaffer sind Interpretationen. Es gehtnicht in erster Linie darum, historische Geschehnisse exakt so darzustellen, wie sie uns in verschiedenen Quellen überliefert sind. Oliver Schaffer schafft neue Welten – mit den Mitteln von PLAYMOBIL. Auf den ersten Blick sind die Szenen eindeutig: Ägypten, Rom, Mammuts, Piraten. Der Betrachter sieht die typischen Dinge – eine Pyramide oder römische Soldaten – und ergänzt die vielen Einzelbilder und Szenen in jedem einzelnen Diorama zu einem Ganzen.Auf den zweiten Blick entdeckt man aber vieles, was gar nicht parallel stattgefunden haben kann, Momentaufnahmen aus unterschiedlichen Zeiten oder von unterschiedlichen Orten. Manche Details sehen nur aus wie PLAYMOBIL, sind aber abgewandelt oder nachgebaut. Nicht zuletzt sehenswert sind die vielen kleinen Scherze und Anspielungen, die Oliver Schaffer sich beim Aufbau seiner Schaulandschaften erlaubt: So schwimmen zum Beispiel diverse Seeungeheuer im Meer, im Weltraum taucht ein Otter auf, eine indische Prinzessin ist zu Besuch in der Stadt um 1900, während zugleich Mary Poppins mit ihrem Schirm auf dem Dach eines Hauses in derselben Stadt zur Landung ansetzt. Die Ausstellung lädt zum genauenHinschauen ein, und wer sich etwas Zeit nimmt, wird immerzu Neues entdecken. Für jede Ausstellung stellt Oliver Schaffer seine Dioramen komplett neu zusammen. Es gibt keine festen Vorlagen, vorgefertigte Trägerplatten oder ähnliche Hilfsmittel. Auf diese Weise kann der Ausstellungsmacher auch auf die unterschiedlichen Ausstellungsorte Bezug nehmen. Speziell für die Arche Nebra hat er zum Beispiel das „Haus des Archäologen“ erdacht. Die archäologische Sammlung inklusive Vitrinen für die verschiedenen Funde befindet sich im Diorama „Stadt um 1900“. Im Diorama „Mittelalter“ ist eine archäologische Stratigrafie mit verschiedenen Funden angedeutet. Außerdem hat Oliver Schaffer in jedem Diorama eine kleine Himmelsscheibe versteckt.

40 Jahre Spielgeschichte

Neben den Spielgeschichten, die in den Dioramen erzählt werden, gibt die Ausstellung aucheinen Einblick in Spielgeschichte: PLAYMOBIL wurde 1974 erfunden. Schon in den 1950erJahren produzierte die Firma geobra Brandstätter im fränkischen Zirndorf Spielzeug ausKunststoff. Durch die Ölkrise in den 1970er Jahren geriet der Hersteller in wirtschaftlicheSchwierigkeiten. Die nur 7,5 cm großen PLAYMOBIL-Figuren wurden zur rettendenSpielzeugidee. Seither sind rund 3 Milliarden Spielfiguren weltweit produziert worden. In jederSekunde entstehen drei neue PLAYMOBIL-Figuren.Zu Beginn ihrer Herstellung sind die PLAYMOBIL-Figuren schlicht und geschlechtsneutral –weibliche Figuren gibt es ab 1976. Sie haben einen standardisierten freundlichen Gesichtsausdruck, drehbare Köpfe, bewegliche Arme und Beine sowie Greifhände. Nur mit Accessoires können sie verändert werden. Heute gibt es insgesamt rund 5.000 Figurenvarianten, und das Sortiment wird durch immer neue Häuser, Tiere, Figuren und Fahrzeuge ständig erweitert. In der Ausstellung zeigt eine Vitrine exemplarisch einige Stationen der Evolution der PLAYMOBIL-Figuren.

Die sogenannten „Klickys“ – weil man Arme und Beine „zusammenklickt“ – sind ein Abbild derrealen Welt. Außerdem dokumentieren sie Zeitgeschichte und nehmen aktuelle Themen auf.
Zurzeit ist zum Beispiel die Sonderfigur des Reformators Martin Luther angesichts desbevorstehenden Luther-Jubiläumsjahres 2017 ein Verkaufsrenner. Daneben sind zahlreicheweitere berühmte Persönlichkeiten wie Kleopatra, Marco Polo, Robin Hood, Napoleon u.v.m. inihrer PLAYMOBIL-Variante zu sehen.

Sammlung Oliver Schaffer

Oliver Schaffer sammelt schon fast so lange PLAYMOBIL, wie es PLAYMOBIL gibt. 1981 bekommt er seine ersten Figuren zu Weihnachten geschenkt. Aufgrund seines wachsenden Interesses am Zirkus trägt er fortan PLAYMOBIL zusammen, um damit abendfüllende Zirkusprogramme nachzuspielen. Fast alle neuen Produktserien von PLAYMOBIL fügt er in die Zirkuswelt ein. Bald wird sein Zimmer zu klein, um die komplette Sammlung aufzubauen. Einmal schreibt Oliver Schaffer sogar einen Brief an PLAYMOBIL mit Fotos von den Zirkusaufführungen und von seiner Sammlung. Wie üblich schwindet das Interesse an dem Spielzeug im Teenageralter, und die Sammlung wandert in Kartons – ordentlich beschriftet – auf den Dachboden. 2003 erhält Oliver Schaffer dann einen Anruf aus der Firmenzentrale von PLAYMOBIL in Zirndorf – sein Brief und die Fotos liegen dort einstweilen im Archiv. Anlässlich des Jubiläums „30 Jahre PLAYMOBIL“ plant man eine Jubiläumsausstellung. In dieser Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer wird Oliver Schaffers Zirkussammlung erstmals öffentlich gezeigt. Seitdem ist er wieder vom „PLAYMOBIL-Virus“ infiziert und in der PLAYMOBIL-Sammlerszene zu Hause. 19 Ausstellungen hat er seither gestaltet, der prominenteste Ort war sicherlich das Pariser Musée des Arts décoratifs im Westflügel des Louvre.

Der Ausstellungsmacher besitzt mittlerweile über 10.000 PLAYMOBIL-Figuren bzw. schätzungsweise rund 100.000 Einzelteile und hat in Hamburg eine eigene Lagerhalle für seine Schätze gemietet.

PLAYMO-Box und Thementage – Begleitprogramm und buchbare Angebote

Für Gruppen und Schulklassen werden Führungen durch die Sonderschau angeboten, wie immer möglich auch in Kombination mit den anderen Führungsangeboten der Arche Nebra. Im Begleitprogramm zur Sonderschau greift die Arche Nebra ausgewählte Themen für sogenannte Thementage auf. Die Thementage „Götterkult im Alten Ägypten“ und „Geschichten aus demAlten Rom“ sind ein neues Format, das sich explizit an Familien richtet. Es beinhaltet tagsüber einen Aktivteil: Hier werden zum Thema Ägypten zum Beispiel Horusaugen-Amulette gestaltet oder Hieroglyphen auf Papyrus geschrieben. Zum Römertag ist die Gruppe Amor mortis zu Gast, die Gladiatorenkämpfe vorführt. Danach folgen jeweils ein Familienvortrag und ein Abendvortrag. Die zur Sonderschau entwickelten neuen Aktionstage greifen die Idee des Dioramas auf. „PLAYMO-Box – Kleine Welt im Schuhkarton“ heißt das Programm, mit dem Kinder aufgerufen sind, ihr eigenes Diorama zu gestalten. Eine PLAYMOBIL-Figur wird gestellt, die Szenerie um die Figur herum kann frei erfunden und gestaltet werden. Nach den Sommerferien soll die Idee der PLAYMO-Box noch etwas erweitert werden. Die Arche Nebra ruft dann zum Thema „PLAYMO-Box – Märchen und Sagen der Welt“ zu einem Kreativwettbewerb auf. Die Ergebnisse werden über die Wintermonate in einer kleinen Ausstellung präsentiert.

Den vielleicht schönsten Einblick in die Sonderschau erhält man in den „Expertenführungen“:
Über die Osterfeiertage sowie am 13. August ist Oliver Schaffer persönlich in der Arche Nebra und bietet öffentliche Führungen durch die Sonderschau an.

„PLAYMOBIL-Spielgeschichte(n) Sammlung Oliver Schaffer“ in der Arche Nebra ist vom 18.3. bis31.10.2016 täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.