Angespannte Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt

Angespannte Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt
von 8. Juli 2019

„Das sind etwa genauso viele wie Ende Juni 2018, oder besser gesagt: genauso wenige“, berichtet Dr. Simone Danek, IHK-Geschäftsführerin für Aus- und Weiterbildung. Wie eine aktuelle Umfrage der IHK belege, hätten im Ausbildungsjahr 2018/19 wieder gut die Hälfte der regionalen Lehrbetriebe (51 Prozent) nicht alle ihre angebotenen Ausbildungsplätze besetzen können. Rund ein Drittel davon hatten gar keine Bewerbungen erhalten, bei einem weiteren knappen Drittel traten die Jugendlichen die Lehrstelle trotz bestehendem Vertrag nicht an, berichtete Danek. An der Onlinebefragung nahmen 159 der rund 1.800 aktiven Ausbildungsunternehmen im IHK-Bezirk Halle-Dessau teil.

Die IHK-Geschäftsführerin ist alarmiert: „Die bedenkliche Entwicklung für unsere Wirtschaft und deren Wettbewerbsfähigkeit setzt sich leider fort!“ Zuerst blieben Aufträge ‚nur‘ liegen, dann aber müssten Unternehmen sie ganz ablehnen. „Dies kann praktisch Unternehmen aller Branchen in Schwierigkeiten bringen“, warnt sie. Die Ausbildungsunternehmen dringen laut Umfrage auf bessere Rahmenbedingungen: Mehr als die Hälfte der Befragten mahnten kürzere Entfernungen zur Berufsschule an. Genauso viele wünschen sich deutlich realistischere Berufsvorstellungen der Auszubildenden. „Die Berufsorientierung muss systematisch an allen Schulen ausgebaut werden, insbesondere an den Gymnasien. Zu viele Abiturienten kennen die Vorteile und Aufstiegschancen gar nicht, die ihnen eine duale Berufsausbildung bietet“, betont Danek.

Nachgefragt: Was kann das Ausbilden erleichtern?
(n= 152, Mehrfachantworten möglich)

kurze Entfernungen zur Berufsschule 57 %
realistischere Berufsvorstellungen der Azubis 57 %
bessere Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb 40 %
wenn mehr Betreuungszeit für die Auszubildenden
möglich wäre
34 %
weniger Unterrichtsausfall in der Berufsschule 26 %
wenn Azubis nach der Ausbildung im Betrieb bleiben würden
und nicht zur Konkurrenz oder ins Studium gehen würden
25 %
kontinuierliche Fortbildungsangebote für Ausbilder
(interkulturelle und Sozialkompetenz, Lehr- u. Lern-Methoden)
19 %
wenn die betriebliche Situation absehbarer/positiver wäre 9 %
anderes (z. B. bessere Verkehrsanbindung und Azubi-Ticket) 10 %

Quelle: Aus- und Weiterbildungsumfrage der IHK

Nahezu alle befragten Ausbildungsunternehmen beklagten die mangelnde Ausbildungsreife der Jugendlichen, erklärt die IHK-Expertin, vor allem was Leistungsbereitschaft und Motivation (72 Prozent) sowie Belastbarkeit betrifft (64 Prozent). Um lernschwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben, organisiere gut ein Drittel der Unternehmen sogar eigene Nachhilfeangebote (35 Prozent). „Hier müssen wir Förderinstrumente wie Einstiegsqualifizierung oder assistierte Ausbildung in Sachsen-Anhalt noch bekannter machen“, sieht Danek auch die IHK in der Pflicht.

Jugendlichen, die aktuell noch einen Ausbildungsplatz suchen, rät sie: „Auf unserer IHK-Lehrstellenbörse sind noch freie Lehrstellen zu finden –und wer noch offene Fragen zum Thema duale Berufsausbildung hat, wendet sich am besten direkt an unsere Aus- und Weiterbildungsberater.“