Der internationale Tag des Übersetzens weist auf die Notwendigkeit des Berufsbildes hin

von 2. Oktober 2019

Die Herkunft des Hieronymustages

Der offizielle Tag des Übersetzens wurde im Jahr 1991 von der International Federation of Translators (FIT) begründet. Die FIT gilt als weltweit größter Dachverband, der mehr als 10 Übersetzer-, Dolmetscher- und Terminologieverbände in 55 Ländern vereint.
Die Wahl des Datums geht auf den Todestag des heiligen Hieronymus (347 – 420 n. Chr.) zurück. Er gilt als Kirchenvater und Schutzheiliger der Übersetzer, der als einer der wichtigsten Sprachgelehrten der alten Kirche gesehen wird.

Hieronymus hat sich diesen Titel durch mehrere Leistungen bei den frühen Übersetzungen verdient. Als sein größter Verdienst gilt die Übersetzung des Alten Testaments vom Hebräischen in das gesprochene Latein. Auch darüber hinaus war er ein sehr produktiver Übersetzer und Autor.

Zu seinen Tätigkeiten als Autor zählen unter anderem zahlreiche Kommentare zu theologischen Kontroversen und biblischen Schriften. Außerdem editierte er eine Landesurkunde Palästinas und übersetzte einige theologische Schriften.
Zu Ehren des Schutzpatrons der Übersetzer und des Berufsfeldes im Allgemeinen gibt es im deutschsprachigen Raum nun also den Hieronymustag. Über die deutschsprachigen Landesgrenzen hinaus ist er als International Translation Day bekannt.

Hieronymustag soll für höhere Anerkennung des Berufsstandes sorgen

Der internationale Tag des Übersetzens wird mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert, die den Berufsstand in den Fokus rücken und ihn nahbarer für Außenstehende machen sollen. Seit Jahren bestehen Kontroversen zwischen Buchverlagen und dem Verband deutschsprachiger Übersetzer und Dolmetscher (BDÜ) darüber, ob die Bezahlung für das Übersetzen von Literatur angemessen ist oder nicht.

Um Aufmerksamkeit für diese Berufsstände zu erzeugen, ganz gleich ob selbstständig oder fest angestellt tätig, lädt der Verbund zu Veranstaltungen in ganz Deutschland ein. Jedes Jahr findet der Hieronymustag dabei unter einem anderen Motto statt. Dieses Jahr lautet das Motto “Übersetzung und indigene Sprachen”. Denn nicht nur Übersetzer, sondern auch Dolmetscher werden an diesem Tag geehrt.

Die einzelnen Landesverbände des BDÜ bieten verschiedene Veranstaltungen, wie etwa ein After-Work-Event in Mannheim. Hier werden interessante Vorträge zur Zukunft des Berufsstandes gehalten, Diskussionen geführt und im Anschluss mit allen Verbund-Mitgliedern bei gemütlicher Live-Musik gefeiert.
Auch in der Hauptstadt wird der Hieronymustag gefeiert. Der Landesverband Berlin-Brandenburg bietet beispielsweise eine Podiumsdiskussion rund um das Thema Dolmetschen im Gesundheits- und Gemeinwesen an. Dabei wird der Fokus auf das Dolmetschen von Migranten im Rahmen der letzten Jahre gelegt. Nach einer szenischen Lesung zur Darstellung des Berufsalltages der Dolmetschenden besteht innerhalb der Podiumsdiskussion die Möglichkeit zum regen Austausch.

Die Zukunft von Übersetzungen im Spiegel der fortschreitenden Digitalisierung

Häufig müssen sich Übersetzer mit Argumentationen auseinandersetzen, die ihre Berufung anhand digitaler Neuerungen zukünftig als überflüssig ansehen. Maschinelle Übersetzungen mit künstlichen Intelligenzen und riesigen Datenbanken werden dabei als Argumentationsgrundlage herangezogen.
Übersetzungen durch Dienste wie Google Translate oder DeepL haben sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Mittlerweile sind Applikationen zur Übersetzung in der Lage ganze Dokumente oder Webseiten im Nu zu übersetzen.

Dabei können nicht nur Webseiten und Texte per App übersetzt werden, sondern auch Fotoaufnahmen oder ganze Gespräche. Wird ein Gespräch mit dem Mikrofon aufgezeichnet oder beispielweise eine Speisekarte fotografiert, können sie mit dem Übersetzer von Google in beinahe 100 Sprachen übertragen werden.

Die Ergebnisse, die dabei erzielt werden, sind mittlerweile auf einem so fortschrittlichen Stand, dass zukünftig wirklich einige Übersetzungsdienste von Maschinen übernommen werden könnten. Die Übersetzungsmethode namens Neural Machine Translation macht es möglich. Übersetzungen durch Menschen werden sie dennoch in den nächsten Jahren nicht ersetzen können.

Übersetzer und Dolmetscher werden keine aussterbenden Berufe

Zwar ist der Fortschritt von maschinellen Übersetzungen ohne Frage beachtlich, jedoch werden Übersetzer und Dolmetscher, ob angestellt bei einem Übersetzungsdienst oder aber freiberuflich, zukünftig nicht um ihren Job bangen müssen. Gerade das Feld der technischen Übersetzungen ist auch in Zukunft nicht den künstlichen Intelligenzen zu überlassen.

Technische Übersetzungen umfassen vor allem rechtskräftige Dokumente, technische Anleitungen und medizinische Texte, die eine besonders hohe Sicherheit bei der Übersetzung verlangen. Hier kommt es nicht nur auf die richtige Wortwahl, sondern auch auf das nötige Hintergrundwissen an.
Außerdem haben Wörter innerhalb einer Sprache oftmals verschiedene Bedeutungen, die es genauestens einzusetzen gilt. Fehler dürfen gerade in technischen Übersetzungen auf keinen Fall unterlaufen. da es Im schlimmsten Fall zu folgenschweren Fehlern kommen kann, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.

Des Weiteren ist der Bedarf an Übersetzungen weltweit seit Jahren wachsend. Laut einer Schätzung des Marktforschungsunternehmens Common Sense Advisory (CSU) wird das globale Marktvolumen von Sprachdienstleistungen bis zum Jahr 2012 auf 56 Milliarden US-Dollar steigen.
Weiterhin wird die Branche laut Schätzungen bald auf technische Hilfsmittel angewiesen sein, da der Bedarf an Übersetzungen die verfügbaren Ressourcen überschreiten wird. Die Berufsbilder des Übersetzers und Dolmetschers werden sich dann laut BDÜ eher in eine beratende Funktion entwickeln.
Es gibt also in den nächsten Jahren einen spürbaren Umbruch in der Übersetzer- und Dolmetscherbranche, der aber nicht zum Aussterben der Berufsbilder führt.