Ein Leben ohne E-Mail?

von 1. Dezember 2015

Und das, obwohl die E-Mail-Kommunikation seit ihrer Erfindung an zwei großen Nachteilen krankt: Wer eine Mail verschickt, bekommt kein direktes Feedback. Oft vergehen Stunden, Tage oder Wochen, bis sich der Empfänger zurückmeldet. Als reine Push-Technologie verläuft der Kommunikationsfluss rein unidirektional vom Sender zum Empfänger. Zudem richtet sich die E-Mail immer nur an einen begrenzten Empfängerkreis. Sie ist somit immer One-to-one- oder One-to-many-Kommunikation. Damit unterscheidet sich die Grande Dame der elektronischen Kommunikation nicht nur grundlegend vom kurzen Meeting in der Teeküche, sondern auch von den zahlreichen netzwerkbasierten Kommunikationsmitteln, die über die Jahre hinweg angetreten sind, sie zu entthronen – bisher vergeblich. Denn die Schwächen der E-Mail sind auch ihre größten Stärken: Nicht alle Mitarbeit sind bereit sich Informationen eigenständig in einem ESN (Enterprise Social Network) oder anderen Kommunikationsalternativen zusammenzuklauben. Dementsprechend bescheiden fällt die Begeisterung für Pull-Technologien aus, bei denen sich Mitarbeiter auf verschieden gearteten Informationsportalen einloggen müssen, um relevante Informationen aus einem Übernagebot selbst zu selektieren. Darüber hinaus gibt es Informationen, bei denen Arbeitgeber sicherstellen müssen, dass alle Mitarbeiter diese erhalten. Hier bleibt die E-Mail konkurrenzlos. Und so finden sich E-Mail-Postfächer selbst in den Unternehmen, die das vermeintlich überkommene Kommunikationsmittel längst abgeschafft haben wollten. So zum Beispiel der französische IT-Dienstleister Atos, der mit einer Zero-E-Mail-Politik interne Mails seit 2011 auf ein Minimum beschränken möchte. Alternativ bietet das Unternehmen seinen Mitarbeiter eine eigens entwickelte Kollaborationssoftware, Instant Messaging und Dokumenten-Management. Doch auch hier werden Hinweise auf interessante Postings im ESN noch immer per Mail versendet. Die Kritik am Grundprinzip haben sich die E-Mail-Anbieter dennoch zu Herzen genommen. Und so ergänzen immer mehr Provider Ihr E-Mail-Angebot im Unternehmensbereich um businessrelevante Zusatz-Features. So bietet beispielsweise das Webmail-Postfach von 1[&]1 neben dem klassischen E-Mail-Service mittlerweile einen Teamzugriff für die zentrale Projektsteuerung und Aufgabenverteilung, eine mit Zugriffsrechten versehene Dokumentenverwaltung sowie die Synchronisation mit dem Mobiltelefon. Nicht wegzudenken ist die E-Mail auch aus dem privaten Bereich. Zwar wird sie zunehmend durch internetbasierte Messaging-Dienste oder soziale Medien ersetzt. Eine Interaktion im World Wide Web ganz ohne E-Mail-Adresse ist jedoch nach wie vor nicht möglich. Hier fungiert sie gewissermaßen als Schlüssel, mit dem sich Nutzer das Internet erschließen. Ob Online-Community, Newsletter, Webshop oder Kommentarfunktion – die E-Mail ermöglicht Registrierungen oder Authentifizierungen und öffnet so die Türen zum immer üppigeren Webangebot.