Memleben

von 20. Juli 2020

Beinah hätte ich mich wegen einer Umleitung trotz aller Hilfsmittel verfahren. Doch das ist Geschichte. Ich bin nun mittendrin in den Anfängen der deutschen Geschichte und bei den Ottonen, die mit Heinrich I. ihren Anfang nahmen. Immerhin besuchte Heinrich I. nicht nur Memleben, sondern starb auch kurzerhand dort an einem Schlaganfall im Juli 936. Zurück liess er seine Frau Mathilde und seinen Sohn Otto I. Der eiferte seinem Vater nach, wurde sein Nachfolger und starb im Mai 973 ebenfalls in Memleben an einem seltsamen Fieber. Schließlich war er noch bei der Hauptmahlzeit heiter gestimmt, wie Widukind, ein sächsischer Geschichtsschreiber jener Zeit, präzise berichtet. Zwischen Heinrich I. und dem Ende von Otto I. gibt es viel verwirrende Geschichte und jede Menge Informationen, die hier jeden Rahmen sprengen würden. Ein Besuch ist schon deshalb dieser geschichtsträchtige Ort wert. Erst nach dem Tode Otto I. stiftete Otto II. mit seiner Frau Theophanu das Kloster zu Memleben zum Gedenken an seinen Vater, dessen Herz in Memleben in einer nicht identifizierten Kirche ruhte.

Die Ruinen sind auch heute noch sehenswert, für denjenigen der seine Fantasie freien Lauf lässt und die Mauer wieder als Kloster auferstehenden lässt und sogar das Hufgetrappel hören kann. Die Reformation leitete dann den Niedergang des Klosters ein. Aufständische Bauern plünderten 1525 das Kloster und verbrannten die Manuskripte und Dokumente. Schließlich brauchte das einzunehmende Essen nach anstrengender Plünderung auch die notwendige Hitze. Heute nennt man das wohl Grillen. Gegrillt wurden die verbliebenen Mönche Gott sei Dank nicht, aber manche hätten es schon verdient, waren die Zustände im Kloster doch katastrophal und hatten mit den Benediktinerregeln nur wenig zu tun. Es wurde der Fleischeslust ohne Grill und des maßlosen Trinkens gefrönt. Nun die Mönche landeten im Fegefeuer, das Kloster wuchs langsam zu und nach einem Blitz 1722, der das Dach zerstörte, brach man das Kloster langsam aber sicher ab. So schnell wird große Geschichte zu Staub oder zur Ruine. Einiges blieb dennoch erhalten und ausgerechnet Karl Friedrich Schinkel, der in Potsdam und Berlin (Schloss Glienicke) wirkte und viele bedeutende Bauten hinterließ, zeichnete die Ruine und bewirkte damit eine Art Wiedererweckung des Klosters. Er küsste es sozusagen wach, fast wie im Märchen.

Heute gibt es dort eine Dauerausstellung und außer der Ruine, kann man viel erfahren durch modernste Technik, sprich Video und viel zum Knöpfe drücken und erschauen der Geschichte. Da erschauert man auch schon mal, wenn man bedenkt, was sich hier alles abgespielt hat. Von den Informationen durchflutet, tritt am ins freien, lässt sich eine Handvoll Kirschen schmecken, die man vorher gekauft hat und könnte schwören wieder Pferdegetrappel und Schwertgeklirr zu hören.

Gut das ich ein Auto habe und ein Navi um den Weg nach Hause zu finden.