Arbeitsagentur wirbt für Inklusion – Menschen mit Handicap haben Potential

Arbeitsagentur wirbt für Inklusion –  Menschen mit Handicap haben Potential
von 29. November 2017

Also alles in Butter? „Nicht wirklich“, so Bratzke. Zwar wurde in den letzten Jahren viel in die Barrierefreiheit investiert und immer mehr Einrichtungen – von der KiTa, über Schulen bis hin zu Behörden – sind mittlerweile inklusiv und nehmen Menschen mit Handicaps auf. Noch nie waren Menschen mit Behinderung so akzeptiert wie heute. Aber von der Akzeptanz zur Inklusion ist es eben noch ein weiter Weg“, weiß die Agenturchefin.
Inklusion bedeutet schließlich, dass alle Menschen zusammen leben, lernen und arbeiten und niemand dabei ausgeschlossen wird. „Ein häufiges Missverständnis dabei ist, dass es dabei nur um Behinderte geht. Es geht um alle, egal welches Handicap man hat“, so der Hinweis von Bratzke.

Barrieren in den Köpfen behindern oftmals noch Einstellungen

Aktuell leben 13 Millionen Bürger mit Beeinträchtigungen oder chronischen Erkrankungen in Deutschland. Das ist jeder Sechste. Der demografische Wandel wird diese Zahl vermutlich in den kommenden Jahren noch weiter steigen lassen. Das ist eine immense Herausforderung für unsere Gesellschaft. Nicht in erster Linie wegen der Barrieren in und an Gebäuden, sondern wegen der in den Köpfen. „Leider sehen immer noch viele zuerst das, was behinderte Menschen nicht können, statt ihre Potentiale zu erkennen. Unsere Erfahrung ist, dass Menschen mit Handicap im Schnitt sogar höher qualifiziert und vor allem motivierter sind als nichtbehinderte. Trotzdem scheuen sich noch viele Arbeitgeber, sie einzustellen. Lieber leisten sie eine Ausgleichszahlung, anstatt die gesetzliche Beschäftigungsquote von fünf Prozent zu erfüllen“, stellt Bratzke fest.

Engagement für gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Handicap

Trotz Schwerbehinderung befindet sich über die Hälfte aller Betroffenen in einem Beschäftigungsverhältnis. Dabei sind sie im Unternehmen so gut integriert, dass ihre Kollegen oftmals nichts von deren Beeinträchtigungen wissen.
Sind sie jedoch arbeitslos, gelingt es ihnen seltener, eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt aufzunehmen, als Menschen ohne Handicap. Aktuell sind im Agenturbezirk Halle 857 schwerbehinderte Menschen arbeitslos gemeldet. Mehr als 270 sind älter als 55 Jahre und über 560 Personen verfügen über eine abgeschlossene Ausbildung bzw. einen Studienabschluss. Sie suchen in fast allen Berufsgruppen.

Aufklärungskampagne der Arbeitsagenturen

„Zumindest für das Ziel eines inklusiven Arbeitsmarkts ist die aktuell gute Konjunktur hilfreich. Gerade in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels könne es sich niemand mehr erlauben, Potentiale ungenutzt zu lassen. Je mehr Inklusion gelebt werde, desto selbstverständlicher wird sie. Das gilt natürlich nicht nur für die Arbeitswelt.

Viele Menschen bleiben nur deshalb auf Distanz, weil sie unsicher seien. Deshalb ist es wichtig, dass schon Kinder durch persönliche Begegnungen einen unverkrampften Umgang mit Behinderungen lernen“, ist sich Bratzke sicher.
„Mit der Aktionswoche wollen wir bei den Unternehmen im Agenturbezirk das Augenmerk verstärkt auf das Potential von Menschen mit Handicap lenken und verdeutlichen, welche Chancen die Beschäftigung dieser Personengruppe für die Sicherung des Fachkräfte- und Nachwuchsbedarfs der Unternehmen bietet. Dazu werden unsere Mitarbeiter des Arbeitgeber-Services auf Unternehmen zugehen und über die vielfältigen Förder- und Unterstützungsangebote der Arbeitsagentur hinweisen. Das bringt uns alle weiter!“, so Bratzke abschließend.

Die Arbeitsagentur kann Arbeitgeber bei Einstellung Schwerbehinderter durch verschiedene Förderinstrumente unterstützen, z. B.:

Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung
Probebeschäftigung
Eingliederungszuschuss
Ausgleich von Behinderungen durch technische Hilfen.

Da der Arbeitgeber-Service nicht alle Unternehmen im Agenturbezirk Halle im Rahmen der diesjährigen Aktionswoche persönlich aufsuchen kann, können sich interessierte Betriebe selbstverständlich mit der Arbeitsagentur in Verbindung setzen und individuelle Beratungstermine vereinbaren. Gern auch vor Ort im Unternehmen. Der Arbeitgeber-Service ist über die gebührenfreie Hotline 0 800 – 4 5555 20 (montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr) erreichbar
Zusatzinformation zur Beschäftigungspflicht von Schwerbehinderten

Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten fünf Prozent Ihrer Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten besetzen. Diese Quote wird derzeit im Agenturbezirk Halle mit 3,6 Prozent nicht erfüllt.

     
PP