Traumanetzwerk demonstriert Leistungsbereitschaft

Traumanetzwerk demonstriert Leistungsbereitschaft
von 19. März 2019

In der Zertifizierungsperiode 2016 bis 2018 hat das Netzwerk 1532 verletzte Patienten versorgt, davon 815 Schwerstverletzte bzw. polytraumatisierte Patienten. Mit 52 Prozent stellten Verkehrsunfälle die häufigste Unfallursache dar, gefolgt von Stürzen aus großer Höhe mit 40 Prozent. Zwei Drittel (69 Prozent) der Verunglückten waren Männer. Das Durchschnittsalter der Betroffenen betrug 53 Jahre. Im Mittel wiesen diese mit einem Injury Severity Score (ISS) von 17,5 eine etwas höhere Verletzungsschwere auf als der bundesweite Durchschnitt mit 15,1 Punkten im ISS. „Der ISS ist ein System zur Beurteilung der Gesamtschwere der Verletzungen polytraumatisierter Patienten. Je höher dieser Punktewert ist, desto niedriger sind die prognostizierten Überlebenswahrscheinlichkeiten“, erläutert Notfallmediziner Hilbert-Carius. „Im Gegensatz dazu liegt jedoch unsere standardisierte Sterblichkeitsrate (SMR) mit 0,87 unter der aufgrund der Verletzungsschwere prognostizierten Sterblichkeitsrate und unter dem Bundesdurchschnitt der SMR von 1,06. D.h., dass im TNW Sachsen-Anhalt weniger Patienten sterben als prognostiziert (SMR[lt]1). Hingegen sind es im Bundesdurchschnitt etwas mehr Patienten als prognostiziert (SMR[gt]1). Der Vergleich der beobachteten Sterblichkeitsrate der eigenen Patienten mit einer aus dem Schweregrad der Verletzungen abgeleiteten Prognose stellt ein zentrales Element der Qualitätssicherung im Traumanetzwerk DGU dar“, so der Netzwerksprecher. „Mit der höheren Überlebensrate unserer Patienten mit schwersten Verletzungen, den Versorgungsmöglichkeiten innerhalb des Netzwerkes und den präklinischen Partnern in der Boden- und Luftrettung, ist unser Netzwerk deutschlandweit sehr gut aufgestellt.“

Im TNW Sachsen-Anhalt Süd sind neben Kliniken aus Halle auch Krankenhäuser aus Dessau-Rosslau, den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Mansfeld-Südharz, Saalekreis, Salzlandkreis und dem Landkreis Wittenberg eingebunden. Eingeteilt in elf lokale, zwei regionale und drei überregionale Traumazentren, haben sich die Häuser zum Ziel gesetzt, jeden schwerstverletzten Patienten nach dem Unfall innerhalb einer angemessenen Zeit in einem ihrer Schockräume bestmöglich zu versorgen. Während in den lokalen Zentren die Erstbehandlung und Versorgung von weniger komplexen Verletzungen und die zielgerichtete Weiterverlegung von komplexen Verletzungsmustern erfolgen, können die regionalen Zentren zusätzlich die Mehrzahl der Verletzungsfolgen erfolgreich behandeln. Darüber hinaus übernehmen die überregionalen Zentren die umfassende Behandlung von Mehrfach- und Schwerstverletzten mit außergewöhnlich komplexen oder seltenen Verletzungsmustern. Im TNW Sachsen-Anhalt Süd sind das zurzeit das Universitätsklinikum Halle, das Klinikum Dessau und das BG Klinikum Bergmannstrost Halle.

„Unsere Versorgungsmöglichkeiten im Rahmen des TNW Sachsen-Anhalt Süd erstrecken sich von der Behandlung traumatologischer Verletzungen und Verbrennungen bei Kindern und Erwachsenen über plastische- und neurochirurgische Verletzungen bis hin zu Verletzungen an der Wirbelsäule und im Brustraum. Weiterhin stehen eine transportable Herz-Lungen-Maschine sowie eine Druckkammer zur Verfügung“, erklärt Sprecher Hilbert-Carius. Zusätzlich sollen spezielle Rehabilitationseinrichtungen eine möglichst frühzeitige und ganzheitliche Rehabilitation der Patienten gewährleisten.

Alle beteiligten Kliniken haben ein Prüfungsverfahren, entsprechend dem Weißbuch der DGU, durchlaufen. Dabei wurden organisatorische Abläufe, interne Strukturen sowie die apparative Ausstattung optimiert. Es wurden Verlegungsabsprachen getroffen sowie Auf- und Übernahmegarantien gegeben. Über festgelegte Kommunikations- und Kooperationssysteme sind die Kliniken sowohl untereinander als auch mit den Rettungsdiensten verbunden.

An der Initiative Traumanetzwerk DGU nehmen gegenwärtig 677 Kliniken aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Belgien und Luxemburg teil. Die Kliniken haben sich regional und grenzüberschreitend zu 53 zertifizierten Traumanetzwerken zusammengeschlossen. Das TNW Sachsen-Anhalt Süd ist eines dieser 53 Netzwerke (Stand Februar 2019).