Uniklinikum verzeichnet alarmierende Anzahl an RS-Infektionen bei Kindern

Uniklinikum verzeichnet alarmierende Anzahl an RS-Infektionen bei Kindern
von 14. Dezember 2021

Bereits seit Herbst dieses Jahres verzeichnen die Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt eine ungewöhnlich hohe Anzahl an RS-Infektionen bei Kindern. Auch die Uniklinik in Halle äußert sich besorgt. Ähnlich wie die saisonale Grippe die oberen Atemwege von Menschen befällt, ist besonders für Neugeborene und Kleinkinder gefährlich, da diese häufiger unter einem schweren Verlauf leiden als Erwachsene.

Was ist das RS-Virus?

Das in der Fachsprache genannte Respiratorische Synzytial-Virus ist ein Krankheitserreger, der auf der ganzen Welt vorkommt. Sowohl Erwachsene als auch Kinder können sich mit dem Virus infizieren. Schwere Verläufe treten nach einer Infektion jedoch vorwiegend bei Säuglingen und Kleinkindern auf, weshalb diese besonders gefährdet sind. Die Verbreitung des Virus gestaltet sich ähnlich dem Influenza-Virus und tritt gehäuft in den kälteren Wintermonaten zwischen November und Februar auf.

Die Symptome ähneln einer Grippeinfektion. Sie äußern sich hauptsächlich in einer Atemwegsinfektion, welche mit Atembeschwerden, trockenem Husten, Schnupfen und Halsschmerzen einhergehen. Bei schweren Verläufen können auch die unteren Atemwege betroffen sein, sodass oftmals weitere Symptome wie ein Rasseln in der Lunge sowie eine schwere und schnelle Atmung hinzukommen. Tritt bei einem Baby Husten auf, sollte daher dringend ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei einer erhöhten Temperatur, die bei Babys bereits mit einem Stirnthermometer messbar ist, sollte ein professioneller Rat eingeholt werden. Die Infektion kann sich zunächst zwar harmlos äußern, jedoch gerade in den ersten Lebensmonaten in einer Bronchiolitis, einer Lungenentzündung oder einer Entzündung der Schleimhäute in der Luftröhre resultieren.

Situation in Halle

Ralph Grabitz, der Leiter der Universitätsklinik sowie der Poliklinik für Pädiatrie II in Halle, äußerte sich vor allem besorgt darüber, dass in diesem Jahr bereits im Sommer erste Fälle des RSV-Virus auf der Kinderstation behandelt werden mussten. Da das Virus für gewöhnlich erst in den Wintermonaten auftritt, sei es demnach besorgniserregend, dass die Infektionen in diesem Jahr bereits deutlich früher auftraten. Dementsprechend wird davon ausgegangen, dass sich die Lage in der kalten Jahreszeit verschlimmern könnte.

Es wird vermutet, dass der Grund für die aktuell gehäuften Infektionen mit dem RS-Virus bei Kindern, mit den Kontaktbeschränkungen und erweiterten Hygienemaßnahmen im Zuge der Covid-19-Pandemie zusammenhängen könnte. Da die Kinder während des letzten Jahres kaum mit Viren und anderen Erregern in Kontakt gekommen sind, konnte das Immunsystem vieler Betroffener vermutlich keine Antikörper gegen das Virus entwickeln, um es abzuwehren. Da sie durch die gelockerten Maßnahmen im Sommer jedoch wieder mit vielen anderen Kindern in Kontakt gekommen sind und vielerorts keine Maskenpflicht mehr bestand, könnte dies der Auslöser für die frühzeitigen und ungewöhnlich häufigen Infektionen sein.

Der Leiter der Klinik empfiehlt Eltern deshalb weiterhin, ihren Kindern bei dem Kontakt mit anderen Menschen Masken aufzusetzen, um Infektionsketten zu verhindern. Inzwischen steigt die Sorge in den Krankenhäusern, dass es neben den Infektionen mit dem Coronavirus nun auch zu vermehrten Infektionen mit Viren, wie dem RS-Virus und dem Influenzavirus geben könnte. Da diese bei schweren Verläufen ebenfalls Beatmungsgeräte und ähnliche Behandlungstechniken benötigen könnten, sollten die Pandemie-Maßnahmen auch während der Lockerungen im öffentlichen Leben beibehalten werden. Nur so könne man verhindern, dass sich viele Menschen gleichzeitig mit den verschiedenen Erkrankungen anstecken und die Krankenstationen überlasten.