Von der Freiheit eines Christenmenschen?

von 8. März 2017

Am Mittwoch, dem 15. März 2017, spricht der Hallenser Helmut Schmidt (Jg. 1930) über seine Inhaftierung im „Roten Ochsen“ und die bis zum Ende der DDR fortgesetzten Zersetzungsstrategien des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR gegen ihn, seine Familie und seine Glaubensbrüder und Glaubensschwestern der in der DDR verbotenen Religionsgemeinschaft Zeugen Jehovas. Das Zeitzeugengespräch ist Teil einer Veranstaltungsreihe zum kontroversen Staat-Kirchen-Verhältnis in der DDR vor dem Hintergrund der Erinnerung an die lutherische Reformation vor 500 Jahren. Die übergreifende Fragestellung nach der „Freiheit eines Christenmenschen“ ist an eine der bedeutenden Reformationsschriften Martin Luthers aus dem Jahre 1520 angelehnt.

Helmut Schmidt erlernte den Beruf eines kaufmännischen Angestellten und war in verschiedenen Firmen in Halle (Saale) tätig. Zu den Zeugen Jehovas erhielt er 1948 über seine Mutter Kontakt, die Taufe erfolgte ein Jahr später. Seitdem war er als Prediger tätig und bereits vor dem Verbot der Religionsgemeinschaft in der DDR (1950) zweimal verhaftet und verhört worden. In den Jahren nach 1950 schmuggelte er regelmäßig Zeitschriften aus West-Berlin nach Halle, darunter die „berüchtigte Hetzschrift ‚Der Wachtturm‘“, wie es im Urteil des Bezirksgerichtes Halle vom 29. August 1960 heißt. Zudem habe er ohne Genehmigung D-Mark der Deutschen Notenbank „in ein anderes Währungsgebiet“ ausgeführt. Dabei handelte es sich um Einnahmen der Religionsgemeinschaft in Halle. Helmut Schmidt wurde eine „hohe Gesellschaftsgefährlichkeit“ seines Handelns vorgeworfen, da er sich – nach Einschätzung des Gerichtes – für den „westdeutschen Militarismus“ einspannen und missbrauchen ließ. Er wurde als „Verbrecher“ zu einer Zuchthausstrafe von vier Jahren verurteilt. Seine Haftzeit verbüßte er in Halle, Bautzen, im Haftarbeitslager Berndshof, wo er schwere körperliche Arbeit leisten musste sowie in der Haftanstalt Waldheim. 1962 wurde er vorzeitig entlassen. Hiernach stand Helmut Schmidt bis zum Ende der DDR weiterhin unter Beobachtung und Einflussnahme durch das MfS und war zahlreichen so genannten „Zersetzungsmaßnahmen“ ausgesetzt.

Die Veranstaltung wird in Kooperation der Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale) mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit durchgeführt.

Der Eintritt ist frei.