“Wir müssen sehr sorgsam und achtsam sein” – Gespräch mit ostdeutschen Ministerpräsidenten

von 27. Mai 2020

“Wir leben in einer besonderen Zeit“, unterstrich Kanzlerin Merkel in ihrem Statement nach dem Treffen. Deshalb habe man sich bei diesem Regionaltreffen mit den Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder darüber ausgetauscht: Was ist erreicht worden? Wie ist der Stand bei der Bewältigung der Corona-Pandemie?

Zwischen der Bundesregierung und den Ministerpräsidenten aller Bundesländer bestehe weiter die Einigkeit, dass auch bei sinkenden Infektionszahlendie bisher geltenden Schutzmaßnahmen bestehen bleiben, so Merkel. Sie nannte den Mindestabstand von 1,50 Meter, den Mund-Nasen-Schutz und den Notfallmechanismus bei einem Anstieg des Infektionsgeschehens.

“Natürlich bleiben all die Mechanismen bestehen“, betonte die Kanzlerin.Klar sei auch, dass man sichgegenseitig helfe, sollte das Infektionsgeschehen wieder zunehmen.Merkel nannte beispielhaft die mögliche Unterstützung eines Gesundheitsamts durch die Bundeswehr oder auch den länderübergreifenden “herausragenden Überblick über die Intensivbetten in Deutschland”. Das alles habe man sich gemeinsam erarbeitet, das “bleibt bestehen und kann jeder Zeit auch wieder abgerufen werden.”

Pandemie eindämmen und gesellschaftliches Leben ermöglichen

Auch wenn jetzt die Zuständigkeiten für den Infektionsschutz wieder bei den Ländern liege, werde der Bund ganz genau die Situation verfolgen, so Merkel. “Weil wir ein gemeinsames Interesse haben, nämlich die Pandemie einzudämmen und möglichst viel gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben, vor allem auch kulturelles und Bildungsleben, wieder stattfinden zu lassen.”

Beim nächsten regulären Gespräch der Bundesregierung mit den Regierungschefs aller Länderam 17. Juniwerde man über Teststrategien und die Erfahrungen mit den Kita- und Schulöffnungen reden. “Und wir werden darüber sprechen, wie es weiter nach der Öffnung der Schengen-Grenzen geht”, kündigte die Kanzlerin an.

Merkel machte gleichzeitig erneutdeutlich: “Wir leben immer noch am Anfang der Pandemie. Wir haben keinen Impfstoff. Wir haben bis jetzt kein Medikament.” Dem Verhalten der Bürgerinnen und Bürger sei es zu verdanken, dasseine bessereKontrolle des Infektionsgeschehens erreicht werden konnte. Aktuelle lokale Ereignisse zeigten jedoch, wie schnell sich das Virus auch wieder ausbreiten könne, daher “müssen wir sehr sorgsam und sehr achtsam sein”, so die Kanzlerin.

30 Jahre Deutsche Einheit

Bei ihrem Treffen unterzeichneten die Kanzlerin und die ostdeutschen Ministerpräsidenten auch eineGemeinsame Erklärungzu 30 Jahren wiedervereintes Deutschland. Diese unterstütze sie “aus vollem Herzen”, sagte Merkel. “Wir können heute froh sein über das, was wir erreicht haben.”

Aber es gebe immer noch Besonderheiten in den neuen Ländern. Deshalb habe man zum Thema Wirtschaftsförderung über Förderprogramme gesprochen, die es nach der Corona-Pandemiebrauche, um Zukunftstechnologienwie Künstliche Intelligenz oder regenerative Energien zu fördern. Merkel: “All das sind Dinge, bei denen gerade die neuen Länder ein hohes Interesse und auch eine hohe Notwendigkeit dafür haben, zukunftsfähige Wirtschaftsstrukturen aufzubauen”. Dies umso mehr, als das ein Teil des nötigen Strukturwandels mit Blick auf den Klimaschutz wieder in den denen Ländern stattfinde – wie etwa der Ausstieg aus dem Braunkohleabbau zeige.

Merkel lobte die konzertrierten Beratungen – auch mit Blick auf das Konjunkturprogramm, das jetzt aufgelegt werde.