85 Überraschungsgäste im Hotel „Maritim“

von 16. September 2015

Gegen 9 Uhr fuhr Polizei vor, 10.30 Uhr kamen Busse mit den ersten 85 Flüchtlingen. 740 sollen es einmal werden. Damit gilt nun plötzlich, was zunächst bestritten wurde: Die Unterbringung von Flüchtlingen und der Hotel-Betrieb laufen parallel. Noch vor dem 1. Oktober sollen weitere Flüchtlinge folgen.

Die ungebremste, unkontrollierte und illegale Einwanderung, welche die bayerische Hauptstadt München vor einigen Tagen mit voller Wucht traf, ist nun über Leipzig nach Halle durchgeschlagen. Bei ihrer Ankunft wurden die Überraschungsgäste von einem organisierten Blitzlichtgewitter ortsansässiger Medien empfangen. Gegen 11 Uhr tauchten Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand und sein Grundsatzreferent Oliver Paulsen am Hotel auf. Nach Hallelife-Informationen bezogen die Ankömmlinge aus Syrien und Afghanistan – Männer, Frauen und Kinder – reguläre Hotelzimmer, da es bisher keine Umbauten gegeben hat. Entgegen anderslautenden Gerüchten ist die Unterbringung im Hotel nicht nur in Halle (Saale) ein Thema. So berichtete die „Magdeburger Volksstimme“ am 5. September 2015, dass das Hotel City Inn an der Carnotstraße als Gemeinschaftsunterkunft im Gespräch ist. Das Haus wirbt mit dem Slogan „Ruhiges Hotel in der Mitte Europas“.

Wie der Mitteldeutsche Rundfunk (mdr) berichtete, kam es gestern (15. September) zu einem Zwischenfall mit Einwanderern. Demnach hatten mehr als 60 Flüchtlinge einen Flüchtlingssonderzug von München nach Berlin in Sachsen-Anhalt verlassen. In Jeßnitz bei Bitterfeld und in Dessau-Meinsdorf zogen sie die Notbremse und verließen den Zug. Die meisten von ihnen wurden von der Polizei aufgegriffen.

Ebenfalls gestern hatte die Landesregierung auf die offenbar schwierige Suche nach geeigneten, winterfesten Unterkünften mit einer neuen Wendung reagiert. Das Ministerium für Inneres und Sport setzte die „Leitlinien für die Unterbringung und soziale Betreuung von nicht dauerhaft aufenthaltsberechtigen Ausländern“ vorübergehend aus. Die Leitlinie stammt aus dem Jahr 2013 und besagt unter anderem, dass in Gemeinschaftsunterkünften pro Zimmer maximal vier Personen unterkommen sollen. Der zuständige Minister Holger Stahlknecht begründete den Schritt mit der „Flüchtlingskrise“. Aus den Reihen der Grünen kam postwendend Kritik. Mit dem Aussetzen der Leitlinien werden Standards herabgesetzt, reklamierte der flüchtlingspolitische Sprecher Udo Mechenich. Damit entziehe sich die Landesregierung der Verantwortung, die dringend fällige Überarbeitung ihres Unterbringungskonzeptes vorzunehmen.

Bericht des mdr

http://www.mdr.de/nachrichten/maritim-halle-fluechtlinge100_zc-e9a9d57e_zs-6c4417e7.html

Bericht in der Magdeburger Volksstimme

http://www.volksstimme.de/lokal/magdeburg/20150905/stadtrat-200-wohnungen-fuer-fluechtlinge