Entwicklungsstörungen bei Kindern

von 23. April 2017

Die Komplexleistung Interdisziplinäre Frühförderung am Sozialpädiatrischen Zentrum des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara hat diesen Ansatz erstmals in Sachsen-Anhalt erfolgreich etabliert und feiert in diesem Jahr, gemeinsam mit dem Netzwerk aus regionalen Frühförderstellen, ihr fünfjähriges Bestehen. Mittlerweile gilt die bereits vor rund zehn Jahren gemeinsam mit der Politik und den Kostenträgern geplante Einrichtung als Modellprojekt innerhalb des Landes.

Seit der Einrichtung der Interdisziplinären Frühförderstelle IFF-SPZ in Halle haben rund 900 Kinder und ihre Familien das Angebot durchlaufen. Inzwischen gibt es im Süden Sachsen-Anhalts acht Frühförderstellen, die mit den Spezialisten aus Halle kooperieren. Anlässlich des Jubiläums blickt Dr. med. Christiane Fritzsch, Chefärztin des Sozialpädiatrischen Zentrums und der IFF-SPZ am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, zufrieden auf das bisher Erreichte zurück: „Es ist uns gelungen, Elemente des Gesundheitswesens und der Pädagogik zu verknüpfen und ein stabiles Netzwerk von Einrichtungen zu schaffen, die vertrauensvoll zusammenarbeiten.“

Damit eine mögliche Entwicklungsstörung bei einem Kind rechtzeitig erkannt und behandelt werden kann, sind sowohl die Familien als auch die Erzieherinnen und Erzieher gefordert. Das aufmerksame Beobachten des Kindes, bereits von der Geburt an bis zur Einschulung, ist der Schlüssel zu einer möglichst frühen Hilfestellung. Vermutet das direkte Umfeld eine verzögerte oder gestörte Kindesentwicklung, sollte in jedem Fall der Kinderarzt eingebunden werden. Ist der Verdacht medizinisch begründet, nimmt der niedergelassene Kinderarzt eine Lotsenfunktion bei der Wahl der richtigen Behandlung wahr und empfiehlt bei Bedarf die interdisziplinäre Frühförderung. Dr. Christiane Fritzsch weist auf die Bedeutung eines rechtzeitigen Behandlungsbeginns hin: „Kinder sollten so früh wie möglich, oftmals schon im Säuglingsalter, auf dem Weg der Überweisung durch den Kinderarzt zu uns kommen. Dies ermöglicht uns, nicht nur die passende Förderung für das jeweilige Kind festzulegen, sondern auch die oftmals verunsicherten Familien zu beraten und die elterlichen Kompetenzen aktiv zu stärken.“ Am Anfang der Förderung steht eine umfassende Eingangsdiagnostik durch Ärzte, Psychologen und Heilpädagogen sowie je nach Entwicklungsstand des Kindes durch Logopäden, Physio- oder Ergotherapeuten. Im Anschluss erstellen die Experten einen Förder- und Behandlungsplan, der zur Beantragung der Kostenübernahme durch Krankenkassen und Sozialämter gilt (sog. duale Finanzierung). Ist dieser Rahmen festgelegt, beginnt die interdisziplinäre Frühförderung, in der Regel zunächst für die Dauer eines Jahres.

Krankenhausgeschäftsführer Thomas Wüstner beglückwünschte alle Beteiligten und unterstrich den gelungenen Brückenschlag zwischen den Einrichtungen: „Das IFF-SPZ mit seinen ambulanten Angeboten ist optimal in das Kinderzentrum und seine stationären Bereiche eingebunden. So ist es möglich, die Patienten nach medizinischer Erfordernis schnell auch an spezialisierte Fachrichtungen wie zum Beispiel die Neuropädiatrie zu verweisen.“
Die Chefärztin nennt erfolgversprechende Therapieansätze: „Stellen wir zum Beispiel eine altersuntypische Entwicklung bei der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit eines Kindes fest, besteht die Möglichkeit der spielerischen logopädischen Förderung.“ Auch bei schweren Behinderungen steht ein breites Therapiespektrum zur Verfügung. „Ein schwerstbehindertes Kind kann durch die spezielle Förderung der Mundmotorik das richtige Kauen und Schlucken sowie die Koordination der Hände lernen“, so Dr. Fritzsch. Bei jungen Patienten, die an einer spastischen Lähmung leiden und dadurch am Laufen gehindert sind, werden im klinikeigenen Bewegungsbad die Muskeln gelockert, um ein körperliches Wohlgefühl zu erzeugen. Spezielle Physiotherapie unterstützt die körperliche Selbstwahrnehmung und beeinflusst Muskeln und Gelenke positiv. Insgesamt sei die Interdisziplinäre Frühförderstelle auf nahezu alle Förder- und Therapieerfordernisse vorbereitet.

Für die Zukunft ist geplant, das Netzwerk weiter auszubauen und noch nicht erschlossene Räume in Sachsen-Anhalt zu erfassen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll der Ansprache und Information der Familien, aber auch der niedergelassenen Kinderärzte, weiterhin eine zentrale Rolle zukommen.