Informationen der Stadt Halle (Saale) zum Corona-Virus am 21.03.2020

von 21. März 2020

Hier das Statement des Oberbürgermeisters im Wortlaut:

In der Stadt Halle gibt es aktuell 68 Infektionsfälle. Damit stieg die Zahl um weitere elf Fälle.

Heute Nacht hat sich die Situation in den Krankenhäusern in der Stadt verschärft: So wurde in der Nacht in 56-Jähriger mit einem Infekt und Fieber aufgrund von Atemnot vom Rettungsdienst in das Elisabeth-Krankenhaus eingeliefert, er ist dort wenig später gestorben. Die genaue Analyse, ob der Mann Corona-positiv war, wird gegen 14 Uhr vorliegen. Alle Familien-Mitglieder wurden vorsorglich unter häusliche Quarantäne gestellt.

Das Elisabeth-Krankenhaus hat zudem zwei Corona-positiv-Patienten aufgenommen, der Zustand des Ehepaares ist kritisch. Ein Patient ist im Bundeswehr-Krankenhaus in der Nähe von Leipzig untergebracht.

In einer Jugendhilfe-Einrichtung Am Tulpenbrunnen in Halle-Neustadt wurde eine Erzieherin positiv getestet. Alle Mitarbeiterinnen der Einrichtung und die sieben dort betreuten Kinder und Jugendlichen wurden unter Quarantäne gestellt.

Wir bitten vorsorglich jede Person mit schweren Anzeichen für eine schwere Erkältungskrankheit, einen Corona-Test durchzuführen.

Am Wochenende ist die Fieberambulanz in der Poli Reil mit zwei Ärzte-Teams im Einsatz. Die Schwerpunkt-Ambulanzen in der Jägergasse und vor dem Neustadt-Centrum in Halle-Neustadt sind ab Montag wieder geöffnet. Zur Unterstützung der Ärzte ist zudem ab sofort ein Fahrdienst der Kassenärztlichen Vereinigung im Einsatz, hier testet ein Arzt im Auftrag der Stadt Personen, die sich in häuslicher Quarantäne befinden.

Ein wichtiger Sicherheitshinweis: Alle Ärzte, die im Auftrag des Gesundheitsamtes der Stadt Halle zu Hause Untersuchungen oder Abstriche vornehmen, kündigen ihren Besuch vorher telefonisch an und weisen sich mit einer Bescheinigung Stadt mit amtlichem Siegel aus.

Am gestrigen Tag haben städtische Ordnungskräfte insgesamt 72 Kontrollen durchgeführt: Dabei wurden keine Verstöße auf Spiel- und Bolzplätzen festgestellt und sieben Verstöße von Geschäften. Es lagen keine Quarantäne-Verstöße vor. In der Nacht mussten Ordnungskräfte von Stadt und Polizei eine Gaststätte Am Gastronom mit Hilfe des Schlüsseldienstes öffnen: Dort feierten sechs Personen heimlich eine Party. Für diese Ordnungswidrigkeit erhielt jeder Gast eine Anzeige. Ordnungsamt und Stadt haben zudem drei Personenansammlung aufgelöst. Diese Zahl ist rückläufig.

Am Bürgertelefon der Stadt Halle wurden unter der Telefonnummer 115 am gestrigen Freitag 924 Anrufe beantwortet.

Ab kommendem Montag fahren die Bussen und Straßenbahnen im 20-Minuten-Takt statt alle 15 Minuten. Es ist sichergestellt, dass weiter jede Haltestelle in der Stadt bedient wird. Alle Fahrpläne sind ab sofort auf derInternetseite der HAVAGverfügbar. Die Aushangfahrpläne sind ab Betriebsbeginn am Montagmorgen an den Haltestellen vorhanden.

Auf Grund der aktuellen Lage im Umgang mit dem Corona-Virus haben die Gremien des Stadtrates und die Verwaltung ihre Arbeitsweise entsprechend angepasst: In Abstimmung mit der Stadtratsvorsitzenden, den Fraktionsvorsitzenden sowie dem Oberbürgermeister finden die Gremiensitzungen vorläufig nicht statt. Die Beratung und Entscheidung von dringenden unaufschiebbaren Angelegenheiten erfolgte gestern erstmals im Rahmen einer gemeinsamen Videokonferenz. Der Oberbürgermeister wird auf dieser Grundlage nunmehr Eilentscheidungen treffen. Diese Entscheidungen werden den Stadträtinnen und Stadträten im Nachgang unverzüglich bekanntgegeben und in die Tagesordnungen der jeweiligen Ausschuss- und Stadtratssitzungen aufgenommen. Die nächste gemeinsame Videokonferenz soll am Freitag, 27. März 2020, stattfinden.

Empfehlungen der Stadt:

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf die Zeitschiene, der städtischen Maßnahmen hinweisen: Bereits am 12.03.2020 hat die Stadt eine Allgemeinverfügung zur Schließung von Kitas, Horten, und Schulen erlassen. Der Lehrbetrieb an der Universität wurde eingestellt; alle öffentlichen Veranstaltungen untersagt.

Am 17.03.2020 hat die Stadt den Katastrophenfall ausgerufen. Es wurden alle öffentlichen und nicht öffentlichen Veranstaltungen jeglicher Art untersagt. Keine Gaststätte nach Gaststättengesetz des Landes Sachsen-Anhalt (GastG LSA) darf für den Publikumsverkehr öffnen. Besuche in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind generell untersagt. Ausnahmen bleiben Besuche von Palliativpatienten und Kindern unter 13 Jahren. Die Einrichtungen können Einzelfallentscheidungen treffen.

Wie bereits gestern dringend empfohlen, gilt folgende Aufforderung an die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt: Bitte verlassen Sie das Haus nur noch für dringende Angelegenheiten. Aufenthalte im Freien sind nur allein oder zu zweit oder für Menschen aus demselben Haushalt möglich. Das Verlassen des Wohnsitzes kommt nur noch in Betracht:

  • zum Pendeln zwischen Wohnsitz und Arbeitsstelle zur Ausübung einer notwendigen und nicht aufschiebbaren beruflichen Tätigkeit, die auch nicht in Form von Heimarbeit/Homeoffice ausgeübt werden kann;

  • zum Durchführen von Einkäufen des Grundbedarfs;

  • aus gesundheitlichen Gründen;

  • aus familiären Gründen zur Unterstützung hilfsbedürftiger Familienmitglieder oder zur Unterstützung bei der Kinderbetreuung innerhalb der Familie

  • für kurzzeitige, individuelle sportliche Aktivitäten im Wohnumfeld oder zum Ausgang mit Tieren.

Es wird also niemand eingesperrt, aber die sozialen Kontakte sollten auf das absolut Nötigste minimiert werden.
Ich setze auf die Einsicht der Hallenserinnen und Hallenser. Ich erwarte, dass sie diesen Anweisungen diszipliniert folgen. Die Ordnungskräfte sind angehalten, sich bei den Hallenserinnen und Hallensern zu erkundigen. Das ist die letzte Stufe vor einer formal angeordneten Ausgangssperre nach dem Katastrophenschutzgesetz oder dem Infektionsschutzgesetz.

Es gibt auf der Grundlage der Erfahrungen in China nur ein Rezept: absolute Konsequenz. Nach sechs Wochen gibt es in China keine Neuinfektionen mehr. Ich zitiere: „Eine totale Ausgangssperre ist epidemiologisch unbegründet, wirtschaftlich desaströs und eine soziale Katastrophe“, so der hallesche Virologe Prof. Alexander Kekulé. Dieser Auffassung schließe ich mich ausdrücklich an.

Noch immer gibt es in der Stadt Halle eine kleine Gruppe die sagt, es sei besser, das Virus solle sich ausbreiten, irgendwann seien dann 80 Prozent der Bevölkerung immun, und es würden nur die, die sowieso schon krank sind, sterben. Das stimmt nicht. In Wuhan sind viele junge Menschen gestorben, vor allem Ärzte und Pflegekräfte.

Wir müssen gegenseitig auf uns Acht geben und uns zur Einhaltung dieser Regeln zwingen. Nur so können wir das Virus bestmöglich überstehen.

Die Stadt Halle handelt entschlossen.

Bleiben Sie gesund!