Polizeiliche Kriminalstatistik des Jahres 2015 der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd

von 25. Februar 2016

Anzahl der Fälle, Aufklärung , Tatverdächtige

Im Jahr 2015 wurden 70.536 Fälle in der Polizeilichen Kriminalstatistik registriert, das sind 6.250 Fälle (+9,7%) mehr als 2014. Die Aufklärungsquote liegt bei 52,4%. Insgesamt wurden 36.976 Straftaten aufgeklärt und somit 949 mehr als im Vorjahr.

Ursächlich für den Anstieg der Fälle waren insbesondere die Fallzahlen bei den Diebstahlsdelikten und den Verstößen gegen die ausländerrechtlichen Vorrschriften.

Mit den 36976 geklärten Straftaten im Jahr 2015 wurden insgesamt 23.192 Tatverdächtige ermittelt, dies sind 785 mehr als im Vorjahr.

Der Anteil der Jungtatverdächtigen an allen ermittelten Tatverdächtigen beträgt 17,5% und ist im Vergleich zum Jahr 2014 um 1,5% gestiegen und erreicht damit in etwa das Niveau des Jahres 2013.

2.132 ermittelte Tatverdächtige wurden im Jahr 2015 als Konsumenten harter Drogen erfasst. Der Anteil dieser an allen ermittelten Tatverdächtigen ergibt 9,2% und ist im Vergleich zum Vorjahr (9,1%) auf annähernd gleichem Niveau geblieben.

Der Anteil der durch Konsumenten harter Drogen begangenen aufgeklärten Straftaten lag im Jahr 2015 bei 26,1% (= 9639 Fälle) und im Jahr 2014 bei 26,8% (= 9643 Fälle).

Anteil ausgewählter Delikte an der Gesamtkriminalität, Aufklärung

Die Entwicklung der einzelnen Deliktsbereiche verlief nicht homogen, so zeichneten sich Rückgänge bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sowie den Vermögens- und Fälschungsdelikte ab, andererseits Zunahmen bei den Besonders schweren Fällen des Diebstahls und den strafrechtlichen Nebengesetzen, wie z.B. dem Betäubungsmittelgesetz.

Straftaten unter Beteiligung von Asylbewerbern und Flüchtlingen betrugen im Jahr 2015 = 2927 Fälle. Davon waren ausländerrechtliche Verstöße 1134 Fälle. Im Jahr 2014 sind 1029 Fälle registriert worden, wovon 71 Fälle ausländerrechtliche Verstöße waren. Ladendiebstähle wurden 2015 insgesamt 404 Fälle (2014= 176 Fälle) und Beförderungserschleichungen insgesamt 157 Fälle (2014= 46 Fälle) erfasst.

Der Anteil dieser Straftaten an der Gesamtkriminalität betrug 2015 = 4,1 % (2014 = 1,6%). Ohne die ausländerrechtlichen Verstöße betrug dieser Anteil 2,6 % im letzten Jahr, was ein Beleg dafür ist, dass es keinen signifikanten Anstieg der Kriminalität durch den Zuzug der Flüchtlinge gegeben hat.

Straftaten gegen das Leben nehmen einen geringen Anteil an der Gesamtkriminalität (0,04%) ein. Wie in den Vorjahren 2013 und 2014 sind auch im Jahr 2015 31 Fälle erfasst worden, von denen 77,4% aufgeklärt werden konnten.

Große Öffentlichkeitswirksamkeit erreichte der Fall des versuchten Totschlags in Salzatal/ OT Höhnstedt (Saalekreis), bei dem am 07.06.2015 ein Streit zwischen ehemaligen Lebensgefährten eskalierte. Dabei fügte der Beschuldigte seiner ehemaligen Lebensgefährtin zahlreiche, zum Teil lebensbedrohliche Stichverletzungen im Bereich des Oberkörpers zu und flüchtete. Eine mehrfache Absuche der näheren Umgebung nach dem Flüchtigen, auch unter Einsatz eines Polizeihubschraubers, blieb erfolglos, woraufhin eine Öffentlichkeitsfahndung eingeleitet wurde. Vier Tage nach der Tat stellte sich der Beschuldigte, der inzwischen wegen versuchten Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilte wurde.

Auch im Fall des Verbrechens vom 29.08.2015 in Halle/Saale, bei dem der Tatverdächtige den neuen Lebensgefährten seiner ehemaligen Partnerin mit Messerstichen tötete, wurde öffentlich nach ihm gefahndet. Die zur Ermittlung seines Aufenthaltsortes durchgeführten Maßnahmen führten am darauffolgenden Tag zu seiner Ergreifung. Seitdem befindet er sich in Untersuchungshaft. Am Landgericht Halle wird derzeit der Prozess wegen Verdacht des Mordes gegen ihn geführt.

Mit 465 erfassten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung im Jahr 2015 wurden im Vergleich zum Vorjahr 50 Fälle weniger registriert (-9,7%). Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität beträgt 0,66%. Es konnten 396 Fälle aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote konnte im Vergleich zu 2014 um 4,2% auf 85,2% gesteigert werden.

Im Juni 2015 kam es in Weißenfels/OT Leißling am Rande eines Radwanderweges zu einer schweren Sexualstraftat zum Nachteil einer 46jährigen Frau aus Weißenfels. Der Täter folgte ihr beim Joggen, umklammerte sie überfallartig von hinten, riss sie zu Boden und verbrachte sie ins Unterholz. Unter Vorhalt eines Messers und Androhung von Gewalt nötigte er die Geschädigte zur Erduldung von sexuellen Handlungen. Schlimmeres konnte nur durch das beherzte Eingreifen, der durch Hilferufe aufmerksam gewordenen zwei Zeugen, verhindert werden. Der Täter flüchtete zunächst vom Tatort. Die Zeugen nahmen die Verfolgung auf und konnten den Täter einholen, entwaffnen und bis zum Eintreffen der zwischenzeitlich informierten Polizeibeamten festhalten. Mittlerweile wurde der Täter rechtskräftig zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

Bei der Gewaltkriminalität ist im Vergleich zu 2014 eine leichte Zunahme um 2,4% zu verzeichnen. 2015 wurden insgesamt 1.915 Fälle registriert und somit 45 mehr als im Jahr 2014. Die Aufklärungsquote beträgt 75,1%. Die Gewaltkriminalität umfasst u. a. gefährliche und schwere Körperverletzungen, Raubstraftaten oder Vergewaltigungen.

Im Bereich der Rohheitsdelikte gingen die Fallzahlen der

  • Nötigungen

  • Körperverletzungen und

  • Raubstraftaten

zurück.

Im Jahr 2015 wurden 675 Fälle der Nötigung registriert und somit 52 Fälle weniger als im Jahr 2014 (-7,2%).

Rückgänge sind jeweils bei den Körperverletzungen um 27 Fälle (2014= 5.878 Fälle und 2015= 5.851 Fälle) und den Raubstraftaten um 20 Fälle (2014= 550 Fälle und 2015= 530 Fälle) zu verzeichnen.

Bei den Fällen des Handtaschenraubs ist eine Abnahme von 32 erfassten Fällen im Jahr 2014 auf 20 im Jahr 2015 feststellbar.

Insgesamt wurden im Jahr 2015= 8.960 Fälle in der Straftatengruppe Rohheitsdelikte erfasst, das sind 33 Fälle weniger als im Vorjahr. Der Anteil der Rohheitsdelikte an der Gesamtkriminalität liegt bei 12,7%. Eine gute Aufklärungsquote von 87,0% in diesem Deliktsfeld konnte erzielt werden.

Mit 45,8% nehmen die Diebstahlsdelikte insgesamt einen Großteil der Gesamtkriminalität ein. Im Jahr 2015 ist im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Erhöhung der Fallzahlen des Diebstahls um 4.907 Fälle auf 32.346 (+ 17,9%) festzustellen. Aufgeklärt wurden 26,7 % (= 8636 Fälle).

Der Anteil der Diebstahlshandlungen, die von Konsumenten harter Drogen begangen worden sind, ist 43,1 % hoch (3726 Fälle) und lag 2014 bei 40,1 % (3295 Fälle).

Analog hierzu verläuft die Entwicklung bei den Diebstahlsdelikten im besonders schweren Fall. Bei diesen zeichnete sich im Jahr 2015 ein signifikanter Anstieg von 15.340 Fällen im Jahr 2014 auf 19.627 Fälle im Jahr 2015 ab. Dies bedeutet eine Zunahme von 27,9%. Die Aufklärung betrug 15,8 % (= 3101 Fälle).

Auch bei den besonders schweren Fällen des Diebstahls ist festzustellen, dass der Anteil der durch Konsumenten harter Drogen begangenen aufgeklärten Straftaten deutlich zugenommen hat. Im Jahr 2015 wurden 66,2% (= 2052 Fälle) der aufgeklärten Straftaten des besonders schweren Fall des Diebstahls (2014= 1735 Fälle; 62,8%) durch diese Personen begangen.

Besonders sind die Fallzahlen gestiegen bei

  • Wohnungseinbruchsdiebstählen (2015 =931 Fälle; +77 Fälle zu 2014),

  • Einbruchsdiebstählen in/aus Boden- und Kellerräumen (2015 = 3575 Fälle; +376 Fälle zu 2014) . Insgesamt wurden 14,6 % (= 522 Fälle) geklärt.

Davon haben 89,1% (=464 Fälle; 2014= 464 Fälle) Konsumenten harter Drogen begangen,

  • Diebstählen im besonders schweren Fall von Kraftwagen (2015 = 452 Fälle; +98 Fälle zu 2014),

  • Einbruchsdiebstählen in/aus Kraftfahrzeugen (2015 = 2690 Fälle; +558 Fälle zu 2014) und

  • Fahrraddiebstählen (2015 = 4015 Fälle; + 1104 Fälle zu 2014).

Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten waren insbesondere die Fälle des Waren- und Kreditbetruges rückläufig. Hier ist ein Sinken der Fallzahlen um 382 auf 3.151 Fälle im Jahr 2015 (- 10,8%) zu verzeichnen. Die Aufklärung lag bei 82,5 % (2600 Fälle).

Nach rückläufigen Fallzahlen bei den Sonstigen Straftatbeständen (u. a. Brandstiftungen, Sachbeschädigungen oder Hausfriedensbruch) im Jahr 2014 ist 2015 ein Anstieg um 312 Fälle auf 12.913 Fälle zu verzeichnen. Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität beträgt 18,3%.

Diese Zunahme ist u. a. auf die gestiegenen Fallzahlen bei den Sachbeschädigungen von 6.220 Fällen im Jahr 2014 auf 6.576 Fälle im Jahr 2015 (+5,7%) zurückzuführen.

56,4 % (7283 Fälle) der sonstigen Straftatbestände wurden aufgeklärt.

Im Bereich der Rauschgiftkriminalität ist die Zahl der erfassten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz von 2.677 im Jahr 2014 auf 2.865 im Jahr 2015 gestiegen. Dies bedeutet eine Zunahme um 7,0%. Hierbei ist anzumerken, dass es sich bei der Rauschgift-kriminalität um sogenannte Kontrollkriminalität handelt. Ein erhöhter Kontrolldruck führt zum Anstieg des bekanntgewordenen Fallaufkommens. Die Aufklärungsquote beträgt 94,3 % (2701 Fälle). Die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd hat insbesondere hier eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen. So u.a. wurden vielfältige offene und verdeckte Kontroll- und Fahndungsmaßnahmen durchgeführt, die sich sowohl gegen die Konsumenten als auch die Dealer richteten.

Bei der am häufigsten konsumierten Droge handelt es sich um Crystal. Im Jahr 2015 wurden 969 allgemeine Verstöße mit Crystal erfasst. Beim unerlaubten Handel mit Cannabis und Zubereitungen ist ein Anstieg der Fälle feststellbar. 2015 wurden mit 197 erfassten Straftaten 50 Fälle (+34,0%) mehr als im Jahr 2014 registriert.

Am 07.10.2015 wurden im Burgenlandkreis bei zwei aus den Niederlanden stammenden Beschuldigten (30 und 27 Jahre) ca. 15 kg Marihuanablüten, ca. 40 Pflanzen sowie Utensilien für den Anbau, die Verarbeitung und Verpackung sichergestellt. Die bei der Durchsuchung festgestellte Indooranlage war für mehrere hundert Pflanzen betriebsbereit. Die beiden Beschuldigten waren gerade dabei, diese Anlage zu erweitern. Die von den Beschuldigten hergestellten Betäubungsmittel waren für den Weiterverkauf in die Niederlande bestimmt. Beide Beschuldigte wurden festgenommen. Vorausgegangen waren umfangreiche Ermittlungen des Fachkommissariats 6 der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd.

Das Tatmittel „Internet“ wurde im Jahr 2015 bei der Begehung von 3.036 Fällen und im Jahr 2014 bei der Begehung von 3.355 Fällen genutzt. Dies bedeutet eine Abnahme um 9,5%.

Polizeibeamte als Opfer von Straftaten/Gewalt gegen Polizeibeamte

Im Jahr 2015 wurden 378 Polizeibeamte Opfer einer Straftat und somit 15 Polizeibeamte weniger als 2014. Dabei erlitten 67 von ihnen Verletzungen. Das sind 10 weniger als im Jahr 2014. 52 Polizeibeamte wurden bei Widerstands- und 15 Beamte bei Angriffshandlungen verletzt.

Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd