Die Agrar-Bürgschaft aus dem EU-Programm COSME sichert zudem Existenzgründungen und Betriebsübernahmen in Land- und Forstwirtschaftsbetrieben, in Baumschulen, Fischzucht- sowie Gartenbaubetrieben und bei Winzern. Zuvor waren solche Finanzierungssicherheiten für den Agrarsektor in Deutschland nicht möglich.
Das erste Unternehmen, das in Sachsen-Anhalt BB AGRAR erhalten hat, ist das Landgut Pfeiffhausen im Unteren Saaletal bei Könnern. Seit Anfang 2016 hat es mit Tobias Fritzsche einen neuen Eigentümer. Mit der Agrar-Bürgschaft sichert die Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt den Kredit, den der 25-Jährige, damals noch Prokurist, bei der Sparkasse Mansfeld-Südharz, seiner Hausbank, für den Erwerb der Anteile und den Kauf der Anlagen aufgenommen hat. Dazu gehören Melkstand, Käserei, Kühlkammer und Fahrzeuge.
Der gelernte Milchlaborant Fritzsche, der sich zurzeit zum Molkereimeister ausbilden lässt, will auch in die Erneuerung des Hofladens investieren. Aus der hofeigenen Käserei werden vor allem Biofachgeschäfte und Regionalvermarkter in Halle, Magdeburg, Leipzig und Berlin mit einem umfangreichen Käsesortiment aus Ziegenmilch von Frischkäse bis zum Camembert beliefert. Das Landgut gehört mit 120 Melkziegen, 20 Jungziegen und fünf Böcken zu den größten Ziegenhöfen in Sachsen-Anhalt.
Wir freuen uns, dass mit diesem bundesweiten Förderprogramm eine Förderlücke geschlossen worden ist, sagte BB-Geschäftsführer Wolf-Dieter Schwab bei einem Besuch auf dem Ziegenhof Landgut Pfeiffhausen. Der Agrarsektor gehört zu den bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren in Sachsen-Anhalt und sichert mit seinen vorwiegend kleinen und mittelständischen Betrieben vielen Menschen im ländlichen Bereich eine berufliche Existenz.
Bürgschaften erleichtern den Kreditzugang, weil sie für die finanzierende Bank das Risiko senken. Damit können wir zum Beispiel jungen Menschen helfen, die mit wenig Eigenkapital einen landwirtschaftlichen Betrieb gründen oder wie beim Landgut Pfeiffhausen übernehmen wollen. Und wir können mit unseren Sicherheiten auch Milchbauern unterstützen, die angesichts des Preisverfalls für Molkereiprodukte in ergänzende Geschäftsmodelle investieren wollen, erklärte Wolf-Dieter Schwab weiter.
Für das finanzierende Kreditinstitut, die Sparkasse Mansfeld-Südharz, die sich stark im Agrarsektor engagiert, kam die Agrar-Bürgschaft wie gerufen: Damit werden Finanzierungen schneller möglich, die sonst nur mit bedeutendem Mehr- und Zeitaufwand vergeben werden. Die neue Agrar-Bürgschaft der Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt ist für alle Beteiligten eine ideale Ergänzung, erklärte Vorstandsmitglied Michael Näher, der anlässlich des gemeinsamen Vertragsabschlusses auf dem Ziegenhof Landgut Pfeiffhausen war.
Generell sollen die bundesweit eingeführten Agrar-Bürgschaften die Finanzierung von Aus- und Umbauten von Wirtschaftsgebäuden, Neubauten und Modernisierungen, von Maßnahmen zur Verbesserung der Tierhaltung oder zur Verbesserung der Energieeffizienz sowie die Anlauf- und Markteinführungskosten für neue Geschäftsfelder verbessern. Die Risikoübernahme durch die BB bringt den Unternehmen auch Zinsvorteile bei der Darlehensaufnahme.
Kleine und mittelständische Unternehmen in Sachsen-Anhalt erhalten BB AGRAR für Neukredite der Landwirtschaftlichen Rentenbank, mit denen sich die Banken und Sparkassen refinanzieren, bis zu einer Höhe von einer Million Euro. Bei Existenzgründern wird bis zu einer halben Million Euro besichert. Die BB verbürgt 60 Prozent des aufgenommenen Kredits, die Laufzeit der Ausfallbürgschaft kann bis zu zehn Jahre betragen. Das bundesweite Bürgschaftsangebot nutzt das EU-Programm für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und für KMU des Europäischen Fonds für strategische Investitionen („EFSI“), abgesichert durch die vom COSME bereitgestellte Rückbürgschaft. Der Zweck des EFSI ist die Unterstützung bei der Finanzierung und Umsetzung produktiver Investitionen in der Europäischen Union und die Sicherstellung eines besseren Zugangs zu Finanzierungen.
Hintergrund:
In Deutschland gibt es 17 Bürgschaftsbanken und Beteiligungsgarantiegesellschaften, die als Selbsthilfeeinrichtungen der Wirtschaft für die Wirtschaft für ihr Bundesland zuständig sind. Ihre Bürgschaften ersetzen fehlende oder nicht ausreichende Sicherheiten. Gesellschafter der Bürgschaftsbanken sind die Kammern und Wirtschaftsverbände, Kreditinstitute und Versicherungen des jeweiligen Bundeslandes.