.move ON präsentiert 16 neue Arbeiten europäischer, australischer und kanadischer Künstler
Vom 9. bis 25. Oktober zeigt die Werkleitz Gesellschaft e.V. bei dem Festival .move ON Medienkunst aus Europa, Kanada und Australien. Im Rahmen des internationalen Stipendiatenprogramms European Media Artists in Residence Exchange (EMARE) haben 16 Künstlerinnen, Künstler und Kollektive neue Projekte realisiert:
Matthew Biederman (US/CA) und Pierce Warnecke (US/DE), Daniel Cockburn (CA), Pedro Ferreira (PT), Anaisa Franco (BR/DE), Verena Friedrich (DE), Matthew Gingold (AU), Korinsky (DE), Lauren Moffatt (AU/DE), Robyn Moody (CA), Cristina Picchi (IT/GB), Gail Priest (AU), Steve Reinke (CA), Mónica Riki? (ES), Soda_Jerk (AU/US), Isabell Spengler (DE), Christoph Wachter [&] Mathias Jud (CH/DE)
Für die Präsentation der Arbeiten öffnet Werkleitz die Räumlichkeiten des historischen Druck- und Verlagshauses am Riebeckplatz in der Hallenser Innenstadt – ein beeindruckendes Zeugnis der ersten Hochzeit der Medienindustrie. Auf fünf Etagen des seit 1992 leerstehenden Gebäudekomplexes werden im Rahmen des Festivals Video- und Klanginstallationen, interaktive Skulpturen, Filme und Lecture Performances zu sehen sein. Diese beschäftigen sich experimentell, anwendungsorientiert und medientheoretisch mit aktuellen und historischen Technologien und deren gesellschaftlicher Relevanz – mit virtueller Realität und Fiktion, mit physiologischer wie medialer Wahrnehmung, mit alternativen Geschichtsschreibungen und Zukunftsszenarien sowie mit den Lebensumständen in einer globalisierten und neoliberalen Welt.
Lauren Moffatterforscht in ihrer interaktiven Videoinstallation The Oculist Reason die Übertragung des physischen Raums in die virtuelle Welt. Mittels Scanning- und Modellingverfahren überführt sie ein vom Verfall bedrohtes Deckengemälde aus den 1980er-Jahren in eine experimentelle 360°- Umgebung und sorgt damit sowohl für dessen Konservierung als auch dessen Nacherlebbarkeit. Die auf dem Gemälde dargestellten Szenen von Protestaktionen gegen die neoliberale Wirtschaftspolitik der Thatcher-Regierung verknüpft sie in einem Video mit Dokumenten zu Ereignissen und Personen, die mit dem Arbeitskampf dieser Ära verbunden sind. Die spanische Künstlerin Mónica Riki? präsentiert mit Buildacode ein experimentelles Tool zur Klangprogrammierung. Schaumstoffwürfel übernehmen hier die Funktionen von Synthesizern und Sequenzern und eröffnen einen spielerischen Zugang zu der sonst oft abstrakten Welt der digitalen Komposition.
Das Berliner Künstlerkollektiv Korinskybeschäftigt sich in seiner raumgreifenden Installation RL___0 mit den physikalischen Eigenheiten von Klang. Ausgehend von dem Umstand, dass Klänge mit zunehmender Entfernung von ihrer Quelle zwar immer leiser werden, aber nie ganz verschwinden, spekulieren die Künstler in ihrer Arbeit darüber, wie die Vergangenheit des Universums klingen könnte. Gail Priestsetzt sich in ihrer Installation Sounding the Future hingegen mit den möglichen Klang- und Hörwelten der Zukunft auseinander und erkundet beispielsweise die Optionen einer Sinneserweiterung durch Cochlea-Implantate.
Pedro Ferreiraverarbeitet in Fragments #5 die auf Zelluloid gespeicherten Erlebnisse von Privatpersonen. Er bearbeitet auf dem Flohmarkt gefundene Amateurfilme – bemalt, zerkratzt oder zersetzt diese mit Chemikalien und bringt so die Brüchigkeit und Fluidität von Erinnerungen zum Vorschein. Isabell Spenglerbeleuchtet in ihrer Videoarbeit Two Days at the Falls die Varianz von Wirklichkeit, indem sie ihr medial geprägtes Bild der Niagarafälle der von ihr vor Ort erlebten Szenerie gegenüberstellt.
Zum Festivalauftakt von .move ON findet eine dreitägige internationale Konferenz zur Gegenwart und Zukunft der audiovisuellen Medien statt, die u.a. neue interaktive, partizipative und medienübergreifende Formate in Film, TV und Kunst verhandelt. Sie startet am 9. Oktober im Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung (LISA), Riebeckplatz 9, in unmittelbarer Nachbarschaft des Festivalzentrums.
Zur Eröffnung und an den Festivalwochenenden lädt .move ON außerdem zu einem vielgestaltigen Programm mit Künstlerperformances, Konzerten, DJ Sets und Führungen durch die Ausstellung ein.
.move ON ist u.a. durch das Kulturprogramm 2013 der Europäischen Kommission, die Mitteldeutsche
Medienförderung, das Land Sachsen-Anhalt, das Kultusministerium LSA, die Staatskanzlei LSA, die
Stadt Halle (Saale), und das Goethe-Institut gefördert.