Bernburger Justiz im Nationalsozialismus im Fokus
Fälle aus der Region stehen im Mittelpunkt der Ausstellung[nbsp]Justiz im Nationalsozialismus. Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes,[nbsp]die am Montag, 17. September, im Amtsgericht Bernburg eröffnet wird und bis[nbsp]zum 26. Oktober zu sehen ist. Neue, speziell für den Standort Bernburg erarbeitete[nbsp]Tafeln ergänzen eine Ausstellung, die bisher an sieben Orten zu sehen[nbsp]war.
Am morgigen Donnerstag werden Schülerinnen und Schüler aus Bernburger[nbsp]Schulen ausgebildet, Schulklassen und Gruppen durch die Ausstellung zu[nbsp]führen. Ich freue mich, dass sich die Jugendlichen dieser Aufgabe stellen,[nbsp]sagte Justizministerin Prof. Angela Kolb. Wir haben mit dem Programm sehr[nbsp]gute Erfahrungen gemacht.[nbsp]Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden auch in Bernburg[nbsp]vor allem Kommunisten und Sozialdemokraten, ausländische Zwangs- und[nbsp]Fremdarbeiter, sowie Personen, die nach Meinung der Nationalsozialisten außerhalb[nbsp]der Volksgemeinschaft standen, Opfer der NS-Justiz. Eine der Tafeln[nbsp]ist Maximilian Schmidt aus Köthen gewidmet. Während der Rechtsstaat Menschen[nbsp]mit psychischen Erkrankungen von Bestrafung ausnimmt, wird Schmidt,[nbsp]angeklagt wegen mehrerer kleiner Betrügereien, zwar vom Sondergericht Halle[nbsp]zunächst als erheblich vermindert zurechnungsfähig freigesprochen. Doch es[nbsp]sollte ein Freispruch in den Tod sein.
Das Sondergericht ordnete seine Unterbringung[nbsp]in einer Heilanstalt an, weil es in seiner Neigung zu Hochstapeleien[nbsp] wie dem Tragen eines NSDAP-Abzeichens bei einigen seiner Taten eine[nbsp]ständige Gefahr für die öffentliche Sicherheit sah. Die erwaltungszentrale der[nbsp]Euthanasie-Morde ließ Schmidt am 4. Juni 1941 aus der Landesheilanstalt[nbsp]Altscherbitz, in der er sich seit 1940 befunden hatte, in eine andere Anstalt[nbsp]verlegen. Wenige Stunden nach Eintreffen des Transports starb Schmidt in der[nbsp]Gaskammer in Bernburg.[nbsp]Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehören Lesungen, Vorträge und ein[nbsp]Filmabend, die im Amtsgericht, Liebknechtstraße 2, und in der Gedenkstätte[nbsp]Bernburg stattfinden werden. So steht am Mittwoch, 26. September, 19.30 Uhr,[nbsp]im Amtsgericht der Fall Anna Piehler im Zentrum: Unkraut vergeht nicht ist die[nbsp]Szenische Lesung von Peter Donath vom Theater der Altmark überschrieben.
Er stellt den Fall einer Frau aus Schönebeck vor, die für einen Diebstahl, der ihr[nbsp]nicht nachgewiesen werden konnte, zum Tode verurteilt und von amerikanischen[nbsp]Soldaten 1945 aus der Todeszelle im Roten Ochsen in Halle befreit wurde.[nbsp]Über Maximilian Schmidt spricht der Historiker Michael Viebig am Mittwoch,[nbsp]24. Oktober, 19.30 Uhr in der Gedenkstätte Bernburg, Olga-Benario-Straße[nbsp]16/18.
Das Ausstellungs- und Bildungsprojekt wird getragen vom Ministerium für Justiz[nbsp]und Gleichstellung, der Stiftung Gedenkstätten und der Landeszentrale für politische[nbsp]Bildung, der Heinrich-Böll- und der Friedrich-Ebert-Stiftung. Daneben[nbsp]beteiligen sich regionale Partner.
Führungen durch die Ausstellung können beim Amtsgericht Bernburg unter den[nbsp]Rufnummern 03471/37 75 01 vereinbart werden.
Nähere Informationen zum Ausstellungsprojekt unter: www.mj.sachsenanhalt.de