Bernburger Justiz im Nationalsozialismus im Fokus

von 12. September 2012

Am morgigen Donnerstag werden Schülerinnen und Schüler aus BernburgerSchulen ausgebildet, Schulklassen und Gruppen durch die Ausstellung zuführen. „Ich freue mich, dass sich die Jugendlichen dieser Aufgabe stellen“,sagte Justizministerin Prof. Angela Kolb. „Wir haben mit dem Programm sehrgute Erfahrungen gemacht.“Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden auch in Bernburgvor allem Kommunisten und Sozialdemokraten, ausländische Zwangs- undFremdarbeiter, sowie Personen, die nach Meinung der Nationalsozialisten „außerhalbder Volksgemeinschaft“ standen, Opfer der NS-Justiz. Eine der Tafelnist Maximilian Schmidt aus Köthen gewidmet. Während der Rechtsstaat Menschenmit psychischen Erkrankungen von Bestrafung ausnimmt, wird Schmidt,angeklagt wegen mehrerer kleiner Betrügereien, zwar vom Sondergericht Hallezunächst als „erheblich vermindert zurechnungsfähig“ freigesprochen. Doch essollte ein Freispruch in den Tod sein.

Das Sondergericht ordnete seine Unterbringungin einer Heilanstalt an, weil es in seiner „Neigung zu Hochstapeleien“– wie dem Tragen eines NSDAP-Abzeichens bei einigen seiner Taten – „eineständige Gefahr für die öffentliche Sicherheit“ sah. Die erwaltungszentrale der„Euthanasie“-Morde ließ Schmidt am 4. Juni 1941 aus der LandesheilanstaltAltscherbitz, in der er sich seit 1940 befunden hatte, „in eine andere Anstalt“verlegen. Wenige Stunden nach Eintreffen des Transports starb Schmidt in derGaskammer in Bernburg.Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehören Lesungen, Vorträge und einFilmabend, die im Amtsgericht, Liebknechtstraße 2, und in der GedenkstätteBernburg stattfinden werden. So steht am Mittwoch, 26. September, 19.30 Uhr,im Amtsgericht der Fall Anna Piehler im Zentrum: „Unkraut vergeht nicht“ ist dieSzenische Lesung von Peter Donath vom Theater der Altmark überschrieben.

Er stellt den Fall einer Frau aus Schönebeck vor, die für einen Diebstahl, der ihrnicht nachgewiesen werden konnte, zum Tode verurteilt und von amerikanischenSoldaten 1945 aus der Todeszelle im Roten Ochsen in Halle befreit wurde.Über Maximilian Schmidt spricht der Historiker Michael Viebig am Mittwoch,24. Oktober, 19.30 Uhr in der Gedenkstätte Bernburg, Olga-Benario-Straße16/18.

Das Ausstellungs- und Bildungsprojekt wird getragen vom Ministerium für Justizund Gleichstellung, der Stiftung Gedenkstätten und der Landeszentrale für politischeBildung, der Heinrich-Böll- und der Friedrich-Ebert-Stiftung. Danebenbeteiligen sich regionale Partner.

Führungen durch die Ausstellung können beim Amtsgericht Bernburg unter denRufnummern 03471/37 75 01 vereinbart werden.

Nähere Informationen zum Ausstellungsprojekt unter: www.mj.sachsenanhalt.de