Praxiserfahrung fürs Berufsleben

Praxiserfahrung fürs Berufsleben
Der Rollstuhl als Sportgerät brachte viel Spaß - Foto pandamedien, A. Lippstreu
von 10. April 2024

Praxiserfahrung fürs Berufsleben mit landesweitem Rollstuhlsport-Projekt in Halle

Für 22 zukünftige Physiotherapeuten der Berufsbildenden Schulen V für Gesundheit, Körperpflege und Sozialpädagogik in Halle (Saale) stand an Montagnachmittag eine Praxiseinheit der besonderen Art an.

 

Im Rahmen des landesweiten Schulprojektes Rollstuhlsport macht Schule und basierend auf der seit vielen Jahren währenden Kooperation der BbS mit dem Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Sachsen-Anhalt stand der Rollstuhl sowohl als Hilfsmittel, als auch als Sportgerät im Fokus. „Es ist wichtig, dass unsere zukünftigen Physiotherapeuten, ebenso wie die Pflegefachkräfte, sich in die Lage ihrer Patienten versetzen können. Wie fühlt es sich an, im Rollstuhl zu sitzen, welche Möglichkeiten hat man in dieser Situation, was ist nicht möglich“, beschreibt die schulfachliche Koordinatorin der berufsbildenden Schulen (BbS) den Ansatz für dieses spezielle Ausbildungsangebot.

 

Selbst die kleine Steigung von zwölf Prozent bedurfte einiger Kraftanstrengung – Foto pandamedien, A. Lippstreu

 

Für alle Auszubildenden stand natürlich ein Rollstuhl parat. So erlebten die jungen Leute den Schulhof und die Umgebung unter Anleitung von Projektkoordinator Volker Möws vom BG Klinikum Bergmannstrost aus ganz neuer Perspektive. Der kleine Berg mit ca. 12 Prozent Steigung erwies sich sowohl beim Hoch- als auch beim Runterfahren als Herausforderung. Das Befahren der Kiesfläche kostete etwas mehr Mühe. Viele Erläuterungen zur Handhabung der Rollis rundeten diesen Projektteil ab. In der Turnhalle ging es unter Anleitung von Rolli-Trainer Mathias Sinang temporeich zur Sache. Hasche in Sportrollstühlen, Balltraining und Rollstuhlbasketball stand hier auf dem Plan. Die Überraschung über die Wendigkeit der Rollis war bei einigen nicht zu überhören. Auch die Sportart Basketball konnte völlig neu erlebt werden. Aus der sitzenden Position den Korb zu treffen wurde umso mehr als Erfolg empfunden.

Von Rolli-Fahrer Mathias wollten sie wissen, weshalb er seit 30 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen ist, wie lange er brauchte, um dies für sich zu verinnerlichen und wie sein berufliches Dasein beeinflusst wurde.

Am 11.April folgt die zweite Runde an der BbS, dann können angehende Pflegefachkräfte rollende Erfahrungen sammeln.

 

Rollstuhlsport macht Schule – ausprobieren, verstehen, Verständnis entwickeln.

Das bislang einzigartige Projekt in Sachsen-Anhalt steht Schülerinnen und Schülern in der Regel ab Klassenstufe sechs aller Schulen des Landes zur Verfügung und kann unter https://rollstuhlsportmachtschule-sachsen-anhalt.de/reservierung-termine/ gebucht werden.

Pro Veranstaltungstag mit maximal zwei Projekteinheiten bzw. Klassen ist im Jahr 2024 ein Eigenanteil von 300, 00 Euro (netto) zu zahlen.

 

Das landesweite Schulprojekt startete im März 2011 und wird seit 2018 von den Partnern Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Sachsen-Anhalt e. V. (BSSA) und BG Klinikum Bergmannstrost Halle umgesetzt. Es steht unter der Schirmherrschaft der Ministerin für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt, Eva Feußner und wird von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sowie von der Unfallkasse Sachsen-Anhalt gefördert. Das Rolli-Projekt hat seit seinem Start bis Ende 2023 bereits mehr als 12.600 Jugendliche erreicht.

„Selbsterfahrung ist eine gute Möglichkeit, Einstellungen zu überdenken und Blickwinkel zu ändern. Die Sensibilisierung junger Menschen für das Lebensumfeld von Menschen mit Handicap ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Verbandsarbeit“, erläutert BSSA-Geschäftsführerin Andrea Holz. Thomas Hagdorn, Geschäftsführer des BG Klinikums Bergmannstrost betont: „Die größtmögliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben ist für uns als überregionales Unfallkrankenhaus besonders wichtig. Der Rollstuhlsport bietet gerade für junge Menschen eine sehr gute Möglichkeit, Berührungsängste abzubauen, das gegenseitige Verständnis und ein tolerantes Miteinander zu fördern.“