Auf der Strecke geblieben

von 11. Mai 2017

Mit der Forderung nach einem Sofortprogramm der Bundesregierung mit der Schaffung von 20.000 zusätzlichen Vollzeitstellen in der Pflege und zahlreichen Aktionen erinnern die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und betroffene Beschäftigte am „Internationalen Tag der Pflege“ an die zunehmend dramatische Personalsituation an vielen Kliniken. Unter dem Motto „Auf der Strecke geblieben“ protestieren dabei bundesweit tausende Beschäftigte gegen den Personalmangel in den Krankenhäusern. Nach ver.di-Berechnungen fehlen allein in unseren drei Bundesländern rund 10.000 Krankenhausbeschäftigte. Damit sind die 20.000 zusätzlichen Vollzeitstellen aus dem Sofortprogamm zwar ein erstes Signal, aber noch nicht die Lösung des Problems, sagt ver.di-Landesfachbereichsleiter Bernd Becker. Auch Einrichtungen der Altenpflege beteiligen sich an dem Aktionstag, denn auch hier leiden Beschäftigte und Bewohner/innen unter der Personalnot.

Die Bundesregierung hat angekündigt, ab 2019 in sogenannten pflegesensitiven Bereichen der Krankenhäuser Personalanhaltszahlen einführen zu wollen. Aus Sicht der Gewerkschaft ist das zwar ein Teilerfolg, fordert sie doch bereits seit Jahren gesetzliche Vorgaben für die Personalausstattung in Krankenhäusern. Der Gesetzesentwurf gehe aber nicht weit genug und gehandelt werden müsse sofort. „Wir fordern ein Sofortprogramm und mehr Personal für alle Pflegebereiche. Niemand soll mehr in einer Schicht allein arbeiten müssen. Zudem muss es ausreichend Zeit für die Ausbildung geben“, betont Gewerkschafter Bernd Becker. „Die Pflege darf nicht auf der Strecke bleiben.“ Tatsächlich seien aufgrund der immer knapper werdenden Zeit immer mehr wichtige pflegerische Tätigkeiten faktisch unmöglich geworden, darunter etwa die Patienten- und Angehörigenansprache, ausreichend lange Händedesinfektion oder die Einhaltung von Mindestbehandlungszeiten.

Jetzt ist auch die Politik aufgefordert zu handeln. „Die Beschäftigten des Landesfachbereiches Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen fordern am Tag der Pflege eine umfassende Lösung. Sie lassen sich nicht länger mit homöopathischen Dosen abspeisen“, bekräftigt Landesfachbereichsleiter Bernd Becker.

Der Internationale Tag der Pflege am 12. Mai geht auf den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale (1820-1910) zurück, der Begründerin der modernen Krankenpflege.

Nach ver.di-Berechnungen fehlen in deutschen Krankenhäusern 162.000 Vollzeitstellen, davon allein 70.000 Fachkräfte in der Pflege. Würde man internationale Maßstäbe anlegen, fehlen in deutschen Kliniken alleine Nacht für Nacht mindestens 19.500 Vollzeitstellen, um eine angemessene und sichere Versorgung zu gewährleisten.