Pharmakotherapie-Management-Projekt des UKH mit Lohfert-Preis 2020 ausgezeichnet

von 27. Mai 2020

Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird zum achten Mal vergeben. Schirmherrin ist erstmals Dr. Regina Klakow-Franck, stellvertretende Leiterin des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG). Die Preisverleihung und Vorstellung des Preisträgers findet am 22. September 2020 im Rahmen des Gesundheitswirtschaftskongresses in Hamburg statt.

„Die meist anspruchsvollen Interventionen im UKH müssen mit einer konkreten Fokussierung auf die risikobehaftete Polypharmazie insbesondere unserer zunehmend älteren Patientinnen und Patienten einhergehen. So erreicht man eine Optimierung der Demografie-orientierten, individuellen Patientenversorgung, die auch für den ambulanten Sektor praxisrelavant ist“, sagt Projektleiterin Dr. Ursula Wolf. Die Fachärztin für Innere Medizin in Zusatzausbildung Klinische Pharmakologie begann das Projekt 2011 in der Alterstraumatologie des Departments für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie des UKH und weitete das digital basierte Pharmakotherapie-Management 2015 auf die interdisziplinären Intensivstationen aus.

Dort werden multimorbide, zunehmend ältere Patienten mit komplexen zugrundeliegenden internistischen Erkrankungen behandelt. Die damit vielfach einhergehende Multimedikation führt ihrerseits zu hohen, zum Teil lebensbedrohlichen Risiken für diese schwerkranken Patienten und stellt hohe Ansprüche an die Sicherheit der Arzneimitteltherapie. Das gilt auch für die Alterstraumatologie. Hier setzt das prämierte Pharmakotherapie-Management an.

Im Sinne von „Prävention statt Ausbügeln“ wird die Medikation jedes Patienten täglich umfassend durch digital-basierte individuelle Patienten- und Medikationsreviews sowie in enger Zusammenarbeit mit den behandelnden Stationsärzten und Oberärzten optimiert. Damit können Medikamenten-assoziierte Risiken, insbesondere für Organfunktionseinbußen, Sturzereignisse und Gedächtnisstörungen vermieden werden.

Dr. Andreas Tecklenburg, Mitglied der Jury, begründet die Wahl des Preisträgers 2020: „Wir haben uns als Jury einstimmig für das Projekt ‚Pharmakotherapie-Management Halle‘ entschieden. Es ist medizinisch besonders relevant und leistet einen außergewöhnlich großen Beitrag zur Verbesserung der Patientensicherheit – sowohl innerklinisch als auch außerklinisch. Dieses innovative Projekt zur Versorgungsoptimierung ist durch seine messbaren Ergebnisse für das Gesundheitssystem von weitreichender Bedeutung. Die lange Laufzeit und große Durchdringung an der Uniklinik Halle sprechen für die Funktionalität und Akzeptanz des Konzepts. Darüber hinaus lässt es sich auf andere, auch kleinere Kliniken übertragen.“

Carolina Lohfert Praetorius, stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der Christoph Lohfert Stiftung, begrüßt die Entscheidung: „Die Jury hat 2020 ein Projekt gewählt, das zukunftsweisend im Bereich des digital basierten Pharmakotherapie-Managements ist und damit die Qualität und Sicherheit in der stationären Versorgung erheblich verbessert. Gerade vor dem Hintergrund der Zunahme älterer Patienten mit Mehrfacherkrankungen entspricht der ganzheitliche, auf Prävention ausgerichtete Ansatz dem Kerngedanken des diesjährigen Ausschreibungsthemas wie auch dem Anliegen der Christoph Lohfert Stiftung.“

Seit acht Jahren fördert der Lohfert-Preis Projekte, die nachweislich die Kommunikations- und Organisationsstrukturen in Krankenhäusern verbessern. Das Thema des diesjährigen Lohfert-Preises lautete: Messbare Innovationen zur Verbesserung der Patientensicherheit. Der Preisträger 2020 wurde von einer unabhängigen Jury mit Vertretern aus dem Gesundheitswesen aus 63 eingegangenen Bewerbungen ausgewählt. Erstmals in der Jury mit dabei ist Prof. Dr. med. Gabriele Nöldge-Schomburg, Fachärztin für Anästhesiologie und im Jahr 2019 kommissarische Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Rostock.