Ziemlich Fabelhaft Französisch

von 3. September 2016

Die Faszination französischer Filmmusik voller Lebensfreude, tiefer Sehnsucht und stiller Melancholie trägt entscheidend zum Erfolg der französischen Filmindustrie bei. So wäre der große Erfolg von „Die fabelhafte Welt der Amélie“ ohne die bezaubernde und mitreißende Musik von Yann Tiersen nicht denkbar. Französische Filmkomponisten wie Alexandre Desplat („Grand Budapest Hotel“, „Monuments Men“) oder Bruno Coulais („Die Kinder des Monsieur Mathieu“, „Die purpurnen Flüsse“) gehören zu den international gefragtesten Vertretern der Filmmusikwelt.

Zum Fachkongress vom 28. bis 29. Oktober im Puschkinhaus in Halle (Saale) treffen sich frankophile Filmmusikexperten, Filmkomponisten wie Erwann Kermorvant („L’enquête“, „Ma première fois“) und Laurent Eyquem („Copperhead”, „Winnie Mandela”), Filmemacher, Regisseure, Sounddesigner sowie Filmmusikliebhaber und werfen in Werkstattgesprächen und Vorträgen einen Blick auf die überaus erfolgreiche Filmproduktion in Frankreich und die dortigen Bedingungen für
Filmkomponisten. Einblick in die kreative Kompositionswerkstatt bietet sowohl der in den Kongress integrierte Steinberg-Workshop zum Thema Sounddesign mit Sebastian Mönch als auch das separat zu buchende Orchesterseminar unter der Leitung von Filmkomponist Robin Hoffmann.

Neben der Einführung in die Welt der Orchesterinstrumente und ihre Verwendung im Filmmusik-Kontext erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, mit Hilfe von Notations-Software kleine Orchestrierungs- und Notationssequenzen zu erarbeiten bzw. zu komponieren. Die Anmeldung ist ab sofort möglich! Für die bewährte Masterclass – DAS ORCHESTER ist die Bewerbungsrunde bereits abgeschlossen, in dem fünftägigen Kurs unter der Leitung von Benjamin Köthe und Bernd Ruf werden junge Filmkomponisten aus allen Teilen Deutschlands eigene Kompositionen orchestrieren, arrangieren und
mit der Staatskapelle Halle aufnehmen. Die wirkungsvollste Komposition wird auch während des Galakonzertes, dem jährlichen fulminanten Abschluss der Filmmusiktage, zu hören sein, das dieses Jahr am 29. Oktober um 19:30 Uhr im Steintor-Varieté Halle (Saale) stattfindet. Es spielt die Staatskapelle Halle unter der bewährten Leitung von Dirigent Bernd Ruf. Karten sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen und auf www.filmmusiktage.de erhältlich.

Parallel zu den Filmmusiktagen Sachsen-Anhalt wird auch in diesem Jahr der DEUTSCHE FILMMUSIKPREIS 2016 in Halle (Saale) verliehen. Am Abend des 28. Oktober 2016 werden ebenfalls im Steintor-Varieté Halle zum dritten Mal herausragende nationale wie internationale Filmkomponistinnen und Filmkomponisten ausgezeichnet. Den Ehrenpreis erhält Klaus Doldinger. Der Filmkomponist, Jazz-Saxofonist und Bandleader („Passport“) hat Musik geschrieben, die jeder kennt und aus dem deutschen Fernsehen nicht mehr wegzudenken ist: die Titelmelodien zu „Das Boot“, „Tatort“, „Liebling Kreuzberg“, „Die Unendliche Geschichte“ oder „Ein Fall für zwei“. Neben der Vorstellung der Nominierten und ihrer Arbeiten, umspannt ein ausgefallener musikalischer Rahmen die glanzvolle Preisgala, für die es bereits Kaufkarten gibt.

Die Filmmusiktage sind mittlerweile zu einer Filmmusikwoche herangewachsen. Um den traditionellen Fachkongress, das Galakonzert und den Deutschen Filmmusikpreis reihen sich weitere öffentliche musikalische Veranstaltungen rund um das Thema Frankreich. Bereits zum vierten Mal findet das Kinder- und Jugendprojekt statt. Nach „Your body is a drum“ (2013), „WestSideMoves“ (2014) und „Götter funken“ (2015) wird in diesem Jahr das meistgespielte Werk der französischen
Orchesterliteratur in neuen überraschenden Varianten einstudiert – Maurice Ravels „Boléro“. Das Ergebnis von „Bolero Grooves“ mit dem Jugendblasorchester Halle, Hallenser Schülern, der Band Ganz Normal Anders und den Halleschen Behindertenwerkstätten gibt es am 25. Oktober, 17 Uhr in der Händelhalle zu bewundern.

Stephan Graf v. Bothmer genießt Kultstatus, füllt große Konzerthäuser und entführt das Publikum in das lange vergessene Genre des Stummfilms. Mit seiner anschaulichen, tief greifenden Live-Filmmusik am Flügel und der Orgel erstrahlt die vergangene Welt der göttlichen Diven, skrupellosen Ganoven und ehrenvollen Gentlemen in neuem Licht. „Madame Dubarry“ (1919) erzählt die Geschichte eines kleinen Lehrmädchens, das zur Geliebten des französischen Königs aufsteigt und am Ende auf dem Schafott der Französischen Revolution endet. Ernst Lubitsch versammelte für sein Kostümdrama die Hollywoodstars der Stummfilmära: den bullig-derben Emil Jannings und die verrucht-fröhliche Pola Negri. Die Vorführung von „Madame Dubarry“ mit Stephan Graf v. Bothmer live am Flügel findet am 27. Oktober, 19:30 Uhr in der Aula im Löwengebäude der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg statt.

Karten sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen und auf www.filmmusiktage.de erhältlich.

Ein besonderer Abend verspricht das Konzert mit Salon Pernod am 26. Oktober, 20 Uhr im Objekt 5 zu werden, denn beim Schwerpunkt Frankreich darf ein Chansonnier nicht fehlen! Thomas Wittenbecher hat viele Facetten und ist musikbegeisterten Hallensern mit seinen zahlreichen Musikprojekten ein Begriff, darunter auch seine Mitarbeit zum im Mansfelder Land gedrehten Kinofilm „Schultze gets the Blues“. Gemeinsam mit Patrick Zörner an der Gitarre nimmt der Akkordeonist das Publikum musikalisch mit an die Côte d’Azur und verzaubert mit französischen Musettes et Chansons.
Karten sind vor Ort oder auf www.filmmusiktage.de erhältlich.

Für Cineasten gibt es auch in diesem Jahr wieder eine Filmreihe, die den Schwerpunkt Frankreich zum Thema hat. Von Sonntag bis Donnerstag werden unter anderem französische Kinoklassiker im Puschkino gezeigt: „Die fabelhafte Welt der Amélie“ (2001), „Midnight in Paris“ (2012) von Woody Allen und „Die letzte Metro“ (1980) mit Catherine Deneuve und Gérard Depardieu sowie der brandaktuelle Dokumentarfilm „The Music of Strangers“ von Morgan Neville, u. a. mit Yo-Yo Ma.
Am Donnerstag endet die Filmreihe mit der diesjährigen französischen Erfolgskomödie „Frühstück bei Monsieur Henri“ von Ivan Calbérac mit Claude Brasseur und Guillaume De Tonquédec.

Anmeldung und weitere Programminformationen unter:
www.filmmusiktage.de
www.deutscherfilmmusikpreis.de