Bauhaus zeigt große Breuer-Schau zum Geburtstag

von 13. Januar 2012

(dpa) Am Bauhaus Dessau laufen die Vorbereitungen für eine Ausstellung zum Leben und Werk von Marcel Breuer (1902-1981). Anlass ist der 110. Geburtstag des Designers und Architekten. «Er ist für die Entwicklung des modernen Möbels eine ganz zentrale Figur», wie der Direktor der Stiftung Bauhaus, Philipp Oswalt, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa sagte. Zu den weltweit bekannten und bis heute gebräuchlichen Stücken gehört der Schwingstuhl. Ab 15. Mai werden in Dessau in Kooperation mit dem Vitra Design Museum (Weill am Rhein/Baden-Württemberg) rund 80 Exponate aus Dessau und von Vitra gezeigt. Das sind Möbel, Modelle und Designobjekte. Hinzu kommen Fotografien, Pläne und Dokumente.

Die Schau unter dem Motto «Marcel Breuer – Design und Architektur» ist laut Oswalt der erste Höhepunkt im Ausstellungsjahr 2012 des Bauhauses Dessau. Außerdem werden alle deutschen Bauhausstätten eine große Schau des Barbican Centre zu den Olympischen Spielen in London ab Mai unter dem Motto «Bauhaus – Art as live» mit Leihgaben unterstützen. Allein aus Dessau kommen knapp 130 Objekte. Das Dessauer Bauhaus habe in seiner umfangreichen Sammlung Hunderte Stücke auch von Breuer im Depot, sagte Oswalt weiter. Ein Teil davon werde in der Ausstellung im Bauhausgebäude – es zählt seit 1996 zum Unesco-Welterbe – gezeigt. Die Schau sei zugleich die erste in Dessau, die allein das Wirken von Breuer in den Mittelpunkt stellt.

Breuers Arbeiten gelten in der Designgeschichte des 20. Jahrhunderts als einmalig – angesichts von neuen Formen, schlichter Funktionalität und damals nicht für Möbel verwendeter Materialien wie Stahlrohr und Aluminium. In Weimar seien Breuers Arbeiten als Bauhausschüler zunächst, vorwiegend aus Holz, eher expressionistisch geprägt gewesen, sagte Oswalt. In Dessau habe er als Jungmeister am Bauhaus unter Walter Gropius (1883-1969) eine Wandlung vollzogen und sich der industriellen Produktionsweise gewidmet, mit verschiedenen Materialien experimentiert. «Breuers Entwicklung am Bauhaus war fulminant», sagte Oswalt.

So habe er in der Lehrwerkstatt des Industriellen und Flugpioniers Hugo Junkers (1859-1935) mit dem Schlossermeister Karl Körner in Dessau an seinen Entwürfen mit Stahlrohr gearbeitet. Sie vertieften sich in Gespräche, wie acht Winkel zu einem Hockergestell werden können. Zudem verwendete der Designer während seines Schaffens Massivholz, Aluminium und Sperrholz.

«Breuer zeichnet sich aber auch damit aus, dass er als Architekt mit neuen Konstruktionen für Aufsehen sorgte», sagte Oswalt. Das umfangreiche architektonische Werk soll in der Schau, die bis Ende September gezeigt werden soll, anhand von Entwürfen für acht exemplarische Bauten dargestellt werden. Dazu zählen teils auf Stelzen stehende Häuser, gebaut aus Beton, Holz und großen Glasfronten, die analog dem Bauhaus-Stil aus vielen kleinen Festerscheiben bestehen.

Das 1989 eröffnete Vitra Design Museum hat nach eigenen Angaben eine der umfangreichsten Sammlungen des modernen Möbeldesigns von Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Dazu gehören Stahlrohrmöbel der 1920er bis 1930er Jahre.